Gut Hermannsberg: Entspannung und Riesling pur!

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Steile Weinberge, Böden aus Vulkangestein, Löss und Tonschiefer, verwinkelte Seitentäler und elegante Rieslinge in Top-Qualität: wir sind an der Nahe! Genauer gesagt auf Gut Hermannsberg, wo ich zwei Tage lang grossartige Gastfreundschaft und eine bewundernswerte Region geniessen durfte. Das Weinbaugebiet Nahe ist mit nur 4000 Hektaren relativ überschaubar und gehört klimatisch zu den milderen und kühleren Anbaugebieten in Deutschland. Die folglich späte Traubenreife sowie die hohen Säurewerte bilden in Kombination mit den Böden eine perfekte Grundlage für grossartige Rieslinge. Dies beweisen nicht nur die grosse Dichte an hervorragenden Weingütern, sondern auch die eigene Stilistik der Weine und die konstant hohe Qualität der letzten Jahre.

Das Gut Hermannsberg wurde ursprünglich im Jahre 1902 vom preussischen Staat gegründet und erst 2010 unbenannt. Zugleich wurden viele Investitionen in den Keller und die Weinberge getätigt, womit der VDP Betrieb mittlerweile zu den renommiertesten Weingütern der Nahe zählt. Nebst 30 ha Top-Lagen besitzt das Gut auch ein wunderbares Gästehaus mit vielen charmanten Zimmern inkl. Frühstück in der Vinothek.

Wunderschöner Ausblick auf Gut Hermannsberg und die Nahe (c) vvWine

Entsprechend gespannt war ich auf die Weine, welche ich bei absolut entspannter Atmosphäre auf der schönen Terrasse von Gut Hermannsberg verkostet habe. Somit handelt es sich bei meinen Notizen um durch Urlaubsgefühle geprägte Momentaufnahmen: es sind Handynotizen ohne Punkte, die (fast) ohne Spucknapf entstanden sind.

Den Einstieg machten die beiden Ortsweine „Vom Vulkan“ und „Vom Schiefer“. Der Name ist hier selbstverständlich Programm: die Reben in Schlossböckelheim stehen auf Vulkangestein während in Niederhausen der Tonschiefer vorherrscht. Bereits in dieser Klasse sind die Unterschiede deutlich zu vernehmen und so präsentiert sich der „Vom Vulkan“ 2016 sehr frisch und minzig, mit viel Zitrus, grünem Apfel, leichtem Körper und herrlich straffer Säure. Der 2016er „Vom Schiefer“ hingegen zeigt etwas mehr Frucht nach Pfirsich und Limetten, ein Tick mehr Schmelz, Tiefe und Mineralität. Zwei sehr spannende und charaktervolle Rieslinge genau nach meinem Geschmack!

Eine spannende Steinterrassen-Vertikale (c) vvWine
Danach ging es mit einer kleinen „Steinterrassen“-Vertikalen weiter. Die Trauben für diesen Wein stammen aus den terrassierten Grossen Lagen Kupfergrube, Steinberg und Rotenberg. Sie werden selbstverständlich von Hand gelesen, anschliessend spontan vergoren und im grossen Holzfass ausgebaut. Was ich hier im Glas habe, ist Riesling auf Punkt und zugleich sehr schöne Botschafter der grossen Lagen. Der 2014er Steinterrassen scheint sich allerdings gerade im Tiefschlaf zu befinden und präsentiert sich sehr zurückhaltend. Ich vernehme Petrol, Vanille, Muskatnuss, Aprikose, am Gaumen mit Schmelz, dezenter Aromatik und verhältnismässig moderater Säure. Ganz anders dafür die Jahrgänge 2015 und 2016, denn hier ist richtig viel Spiel und Lebendigkeit im Glas! Der 2015er Steinterrassen ist sehr harmonisch mit schöner Balance aus Kraft und Eleganz, duftet nach reifem Pfirsich, Steinobst, etwas Pfefferminze und zeigt am Gaumen nebst Steinobst eine animierende Kargheit, einen mineralischen Touch sowie eine sehr gute Länge. Der 2016er Steinterrassen präsentiert sich in der Nase noch deutlich kräuteriger, minziger, dahinter weisser Pfirsich, Grapefruit, Limetten und mit zartem Spontiton. Wirkt noch einen Tick frischer und präziser als der 2015er und dürfte sich mindestens genau so gut entwickeln.
Zwei charaktervolle GGs von Gut Hermannsberg (c) vvWine
Nun kommen die ersten grossen Gewächse ins Glas. Der Rotenberg 2015 wirkt lebendig, kräuterig, kühl, zeigt nebst Steinobst und Zitronenschale auch eine leichte Sponti-Nase. Hier ist am Gaumen schon deutlich mehr Druck zu vernehmen, trotzdem ist alles sehr elegant und präzise. Ganz anders der 2015er Hermannsberg: hier ist noch etwas mehr Tiefe und Kraft im Spiel mit Noten von Reneclode, einer zurückhaltenden Exotik, Kräutertee und Heu. Doch auch hier sitzt alles am richtigen Ort, zeigt am Gaumen etwas mehr Körper, dazu eine präzise Säure und eine dezente Salzigkeit – hier gibt der Schiefer den Ton an, gefällt mir sehr gut!
Ein eigenständiges Trio von Gut Hermannsberg (c) vvWine

Zum Abschluss durfte ich zwei verschiedene Jahrgänge der Kupfergrube sowie den aktuellen Weissburgunder aus dem Halbstück probieren. Den Auftakt machte die Kupfergrube 2009, welche trotz des warmen Jahrgangs noch kein bisschen an Frische eingebüsst hat. Ein Hauch Petrol, florale Noten, reifer Pfirsich, Aprikosen, Ananas und etwas Safran in der Nase. Am Gaumen mit Schmelz, aber auch viel Frische, würzige Noten, sehr schön eingebundene und tragende Säure sowie Noten von Kandis, Melone und einem langen, leicht herben Abgang. Die 2015er Kupfergrube hingegen mit etwas wilder und verspielter Aromatik nach Kräutern, getrockneten Limettenschalen, Sanddorn und Babyananas. Zeigt viel Kraft und Cremigkeit, wird von einer straffen Säure zusammengehalten, im Abgang lang, präzise und mit prickelnder Würzigkeit – braucht definitiv noch etwas Zeit!

Der Weissburgunder „Halbstück“ 2016 schliesslich will unbedingt als Essensbegleiter brillieren und zeigt in der Nase nebst dezenter Vanille-Note etwas Birne, gelber Apfel, Heu und Jasmin. Elegant und harmonisch am Gaumen mit stützender Säure, gut eingebundenem Holz und Aromen von Steinobst, Brotteig und weissen Blüten.
Ausblick von der Lage „Kupfergrube“ auf die Nahe (c) vvWine

Es waren zwei herrliche Tage auf Gut Hermannsberg. Nebst den charaktervollen Rieslingen und dem erholsamen Aufenthalt auf dem Weingut, gibt es noch so einiges zu entdecken. So bieten sich z.B. Wanderungen durch die Weinberge und gemütliche Abende in den vorzüglichen Restaurants der Umgebung an. Ich habe mich am ersten Abend in Jan Treutels Gütchen kulinarisch verwöhnen lassen und kann die filigrane, verspielte und kreative Küche in Kombination mit dem behaglichen Ambiente wärmstens empfehlen. Am Nahe-Ufer, unweit vom Weingut entfernt, lädt auch das Restaurant Hermannshöhle Weck zum genussvollen Dinner ein. Das Restaurant wirkt von aussen fast etwas unscheinbar, doch wird man hier mit klassischen und saisonalen Gerichten, viel Gastfreundschaft und einer hervorragenden Weinkarte überrascht.

Wer die Weine von Gut Hermannsberg lieber zu Hause geniessen möchte, hat Glück! Denn sämtliche Weine dieses Gutes sind der Schweiz bei Gerstl Weinselektionen und Smith & Smith erhältlich.

1 Antwort

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  1. […] ich Ende September auf Gut Hermannsberg verweilte, packte ich die Gelegenheit natürlich beim Schopf und vereinbarte gleich nach dem […]

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