Dönnhoff 2016: eine beeindruckende Riesling-Parade!

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Als ich Ende September auf Gut Hermannsberg verweilte, packte ich die Gelegenheit natürlich beim Schopf und vereinbarte gleich nach dem Frühstück einen Termin beim Weingut Dönnhoff in Oberhausen. Obwohl sich praktisch das ganze Team mitten in der Lese befand, wurde ich dort herzlich empfangen. Die Probe fand unter besten Bedingungen und absolut entspannter Atmosphäre im Verkostungsraum des Gutes statt. Es folgte gleich das erste Highlight des Tages: ich durfte nahezu die komplette 2016er Kollektion verkosten – fabelhaft!

Vorweg noch ein paar Worte zum Jahrgang 2016. Obwohl das Weinjahr zu Beginn durch Frost und viel Regen während der Blüte alles andere als vielversprechend begann, präsentierte sich der Spätsommer erfreulich warm und trocken. Besonders die warmen Tage und kühlen Nächte im September bescherten den Winzern eine zuverlässige und langsame Traubenreife, was in der Konsequenz bei den Weinen zu moderaten Alkoholwerten und lebendigen Säuren geführt hat. Somit haben wir es mit einem klassischen und eleganten Jahrgang zu tun. Ein Jahrgang welcher in einigen Jahren für manch eine positive Überraschungen sorgen dürfte, denn besonders die Grossen Gewächse werden etwas Zeit benötigen, um ihr ganzes Potential voll auszuspielen.

Grossartige, elegante Kollektion: Dönnhoff Jahrgang 2016 (c) vvWine
Bei meinen Notizen handelt es sich um Momentaufnahmen im Rahmen der Verkostung. Einige Weine wurden frisch entkorkt und bräuchten in diesem jungen Stadium mehr Zeit und Luft um sich zu öffnen.
Zum Auftakt gab es den Riesling Tonschiefer, welcher qualitativ etwas über dem Gutsriesling steht, sowie zwei Lagenweine, den „Kahlenberg“ sowie den „Höllenpfad“. Bereits hier wird deutlich, dass ich es einmal mehr mit einer lupenreiner Dönnhoff-Kollektion zu tun habe: klassisch, klar und voller Eleganz!
2016, Dönnhoff Riesling Tonschiefer, Nahe: Feine und glasklare Riesling-Nase nach Zitrus, grünem Apfel und Grapefruit. Wirkt am Gaumen schlank, elegant, kühl und erhält durch die knackige Säure den notwendigen Schliff. Feinwürziger Abgang mit guter Länge – jetzt aufmachen und geniessen! 17.5 vvPunkte (88/100)
2016, Dönnhoff Riesling Kahlenberg, Nahe: Reine Südlage in Kreuznach mit Böden aus Quarzit und Lehm. Wirkt bereits im Bouquet etwas fruchtiger und komplexer als der Tonschiefer. Ich vernehme Weinbergpfirisch, Limette, Reneclode und weisse Blüten. Ausgewogen und mit feinem Schmelz am Gaumen, dazu eine enorm frische und präzise Säure, wirkt sehr elegant, klar, mineralisch und hallt lange nach – ein Paradebeispiel eines Nahe-Rieslings! Jetzt bis 2026, 18 vvPunkte (90/100)
2016, Dönnhoff Riesling Höllenpfad, Nahe: Der Name ist Programm: der Höllenpfad ist eine steile Südlage mit roten Sandsteinböden. In der Nase etwas wilder und kräuteriger als der Kahlenberg, dazu auch hier Steinbost, Zitrus, Grapefruit, weisser Pfeffer, Lindenblüten und etwas Rauch. Am Gaumen verspielt, lebendig, mit frischer Säure und animierendem Aromaspiel aus Pfrisich und Kräuterwürze, langer Abgang. Jetzt bis 2026, 18 vvPunkte (90/100)
Charaktervolle Rieslinge: Dönnhoff 2016 (c) vvWine
Weiter ging es mit zwei Grossen Gewächsen aus dem Felsenberg und der Hermannshöhle. Diese zwei Weine nebeneinander zu verkosten ist besonders spannend und zeigt die Unterschiede dieser beiden Lagen in aller Deutlichkeit auf. Die Steillage Felsenberg befindet sich ziemlich nahe am Fluss und zieht sich steil hoch bis hin zum Felsentürmchen. Der Boden besteht hauptsächlich aus vulkanischen Elementen wie Porphyr und Melaphyr. Die Hermannshöhle ist ebenfalls mit vulkanischen Böden durchzogen, weist aber vorwiegend schwarze Schieferböden und zugleich eine perfekte Hangausrichtung auf.
2016, Dönnhoff Riesling Felsenberg GG, Nahe: Sehr nobles und offenes Bouquet nach Pfirisch, Aprikosen, etwas Ananas, dazu Orangenminze, nasser Stein und viel würzige Aromen. Macht sich am Gaumen breit und zeigt Schmelz und Fülle, zugleich aber auch viel Präzision mit einem animierendem Säurespiel, kraftvoller Eleganz und Noten von reifem Steinobst, getrockneten Kräutern und einem salzigen, saftigen, sehr langen Abgang. Darf selbstverständlich noch reifen, präsentiert sich jedoch schon sehr zugänglich und bereitet pures Trinkvergnügen. 2019 bis 2030+, 18.5 vvPunkte (93/100)

 

2016, Dönnhoff Riesling Hermannshöhle GG, Nahe: Was für ein filigraner, tiefer und überwältigender Duft nach Stachelbeeren, Pfirsich, Limette, Minze, Rauch und Wiesenkräutern. Der Wein ist aber auch am Gaumen ein Feuerwerk an Aromen und Finesse: Schieferwürze, weisser Pfirsich, Salzzitrone, Grapefruit, steinig, rauchig und das alles verpackt in einem kraftvollen und dennoch sehr eleganten Körper mit messerscharfer Säure und feinstem Gerbstoffgerüst. Sehr langer Abgang mit grossem Spannungsboden und purer Eleganz – einmal mehr eine hervorragende Hermannshöhle, grossartig! 2020 bis 2032+, 19 vvPunkte (95/100).

 

Um den Gaumen nach dieser wunderbaren Kollektion trockener Rieslinge mit etwas „Süssem“ zu verwöhnen, gab es zum Abschluss zwei animierende Kabinette und eine sehr schöne Spätlese aus der Monopollage Oberhäuser Brücke. Die hohen Säurewerte und das reife Traubengut stehen auch hier in bester Balance und zeigen den klassischen Charakter des Jahrgangs. So sind auch diese Weine mit sehr viel Klarheit und Finesse ausgestattet, ohne auch nur einen Moment schwerfällig zu wirken.
Eleganz pur: Spätlese „Oberhäuser Brücke“ und die Grossen Gewächse aus 2016 (c) vvWine
2016, Dönnhoff Riesling Oberhäuser Leistenberg Kabinett, Nahe: Frisches, kühles Kabinett-Bouquet nach Limette, grünem Apfel, weisser Pfirsich, Zitronenmelisse  und steiniger Note. Auch am Gaumen glasklar mit feinem Schmelz, animierendem Süss-Säure-Spiel, viel Frische und einem mineralischen, sehr langen Nachhall. Ein Kabinett wie aus dem Bilderbuch! Jetzt bis 2026, 18 vvPunkte (90/100)
2016, Dönnhoff Riesling Kreuznacher Krötenpfuhl Kabinett, Nahe: Leicht exotische und würzige Nase nach Maracuja, Ananas, Apfel und vegetabile Noten. Auch hier ist alles bestens balanciert, da ist Schmelz und Frische im Spiel, dazu eine straffe Säure und ein würziges Aromaspiel mit lebendigem Finale. Jetzt bis 2026, 17.5 vvPunkte (89/100)
2016, Dönnhoff Riesling Oberhäuser Brücke Spätlese, Nahe: Eine herrliche Spätlese aus der Monopollage direkt am Fluss mit steinigem Lösslehm und Tonschiefer Boden. Verführerisches Bouquet voller Exotik, Frische und floralen Komponenten. Maracuja, Mango, Aprikose, reifer Pfrisisch, Lindenblüten, Minze und Wiesenkräuter strahlen aus dem Glas. Der Wein präsentiert sich am Gaumen sehr filigran, mit lebendiger Säure, perfekt dosierter Süsse, dazu eine feine Cremigkeit und kühlem Charakter, hat Zug, Biss und sehr viel Charme – gefällt mir ausgezeichnet! Jetzt bis 2036, 18.5 vvPunkte (92/100)

An dieser Stelle möchte ich nochmals beim Dönnhoff-Team für die tolle Verkostung bedanken. Die ganze Kollektion vermochte mich absolut zu überzeugen und wirkte wie aus einem Guss. Dabei wurde nicht nur der Jahrgang, sondern auch die Unterschiede der einzelnen Lagen grandios ausarbeitet.

Jetzt heisst es ab in den Keller mit den GGs und Finger weg! So verlockend es bei solchen Gewächsen auch sein mag: die Weine brauchen jetzt Zeit um sich zu entwickeln, es lohnt sich. Das Warten bis dahin lässt sich aber mit den erstklassigen Lagen- und Kabinettweinen hervorragend überbrücken. Eine beeindruckende Riesling-Parade!

Die Weine von Dönnhoff sind der Schweiz bei Gerstl Weinselektionen verfügbar.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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