Zweieiige Zwillinge: Francois Le Saint, 2015er Sancerre «Calcaire» und «Silex»

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Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, heissen fast gleich und sind im selben Jahr und am selben Ort geboren worden: nämlich in Sancerre an der Loire. Sie haben mit dem Weingut „Domaine de Fouassier“ den selben Vater, seit dem Jahr 2000 wird in Weinbergen und Keller nach biodynamischen Grundsätzen gearbeitet, die beiden Weine werden identisch keltert: nach dem Entrappen werden sie pneumatisch gepresst, spontan vergoren und nach dem Mondkalender ausgebaut. Zwillinge also, oder doch nicht ganz?

Zweieiige Zwillinge: Sancerre Calcaire & Sancerre Silex 2015, Domaine de Fouassier, Francois Le Saint (c) vvWine.ch

Mit den Böden von Sancerre haben sie fast, aber eben nur fast, die selbe Mutter Erde. Unterschiedlich sind die beiden Lagen, auf denen die Reben gewachsen sind. Während „Calcaire“ von einem sehr steinigen und wie der Name sagt kalkhaltigen, rund 2.5 Hektar grossen Plateau mit durchschnittlich 25 Jahre alten Rebstöcken stammt, wachsten die Trauben für den „Silex“ auf ca. 3 Hektar, südöstlich ausgerichteten Hanglagen mit Böden aus Lehm-, Mergel- und eben Feuerstein (Silex).

Qualitativ liegen die beiden Weine auf Augenhöhe, degustativ aber sind die Terroir-Unterschiede klar auszumachen. Ich notiere:

2015, Sancerre AOP blanc «Calcaire», Francois Le Saint, Domaine Fouassier, Loire (100% Sauvignon Blanc): Mittleres Gelb, schöner Glanz. In der Nase weisse Blüten, Graprefruit, etwas weisser Pfirsich, exotische Früchte sowie getrocknete Gräser, sehr schöne Komplexität. Im Auftakt fruchtbetont und jahrgangsbedingt ziemlich kraftvoll, da ist einiges an Schmelz mit im Spiel, mittlerer Körper, gute Struktur, eine reife Säure verleiht diesem fruchtsüssen Paket die nötige Frische, sehr aromatisch, viele gelbe Früchte, der Geschmack erinnert mich an reife Mirabellen und Mango. Der Abgang ist von sehr guter Länge, endet mit einer feinen Würze auf Noten von Zitrusfrüchten. Ein energiegeladenes, lebhaftes Fruchtbündel, ideal zu Fisch und Meeresfrüchten. Jetzt bis 2024 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100)

2015, Sancerre Calcaire, Domaine de Fouassier, Francois Le Saint (c) vvWine.ch

2015, Sancerre AOP blanc «Silex», Francois Le Saint, Domaine Fouassier, Loire (100% Sauvignon Blanc): Mittleres Gelb, schöner Glanz. Die Nase ist deutlich mineralischer als beim Calcaire, der Name ist Programm, Aromen von Feuerstein, dahinter etwas Pfirsich und Zitrone, Terroir pur. Am Gaumen kraftvoller Auftakt, vollmundig, expressiv, hedonistisch, die Mineralität drückt auch hier deutlich durch, doch zeigt sich auch ein äusserst konzentriertes Paket Frucht, reif, süss, exotisch, ja fast schon etwas mollig, Aromen von Mango und reifer Passionsfrucht geben sich die Hand, spannungsvoll, getragen von einer sehr gut eingebundenen Säure. Im Abgang lang, endet auf Grapefruit und einen Hauch exotische Früchte. Ein kraftvoller, ja fast üppiger Sancerre, der es neben Meeresfisch durchaus auch mit einem Pouletgericht aufnehmen kann. Jetzt bis 2026 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100).

2015, Sancerre Silex, Domaine de Fouassier, Francois Le Saint (c) vvWine.ch

Beide Weine sind jahrgangsbedingt für einen Sancerre eher auf der opulenten Seite, was sie weniger zu einem Aperitif-Getränk als vielmehr zu einem Essbegleiter macht. Wir genossen sie zu einer Lachs-Sashimi-Vorspeise und können bestätigen, dass das Zwillingspaar hervorragend passte. Subjektiv betrachtet meisterte der Silex diese geschmacksintensive Kombination von Lachs, Ingwer und Soja einen Tick besser.

Passten perfekt zum Lachs-Sashimi: 2015, Sancerre Silex und Calcaire (c) vvWine.ch

Die nicht ganz austauschbaren Zwillings-Geschwister sind aktuell für CHF 22.50 bei Gerstl erhältlich.

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