Kraft und Finesse: Südtirol Lagrein Riserva Abtei Muri DOC 2014

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Es gibt sie also doch, die finessenreichen Weine aus der Sorte Lagrein. Wenige davon sind mir bisher ins Glas gekommen, meist wurde mein Gaumen richtiggehend erschlagen von Kraft und Wucht, selten aber wurde ich durch Eleganz und Finessenreichtum überrascht.

Heute allerdings steht ein Lagrein-Exemplar im Glas, das fast schon entzückend frisch, gradlinig und dazu ungemein ausgewogen ist. Die Rede ist vom 2014er Südtirol Lagrein Riserva Abtei Muri DOC von der Klosterkellerei Muri-Gries.

Dunkel und sehr finessenreich: 2014er Südtirol Lagrein Riserva Abtei Muri DOC, Klosterkellerei Muri-Gries (c) vvWine.ch

Die Trauben für diesen Wein stammen aus zwei Weinbergen im historischen Viertel Moritzing, welche auf 250-290 M.ü.M. liegen und über gut durchlüftete, mit Bozner Quarzporphyr durchzogene Schwemmböden verfügen. Die ältesten Stöcke stammen aus dem Jahr 1933 und liefern nur sehr kleine, aber qualitativ entsprechend hochwertige Erträge, was gerade bei der eher ertragsreichen Sorte Lagrein wichtig ist.

Der Wein wird während 14 Tagen temperaturkontrolliert im Edelstahl bei 30°C vergoren, wo er auch die malolaktische Gärung durchmacht. Danach wird er während 14 Monaten in kleinen Holzfässern ausgebaut. Ich notiere:

Kraft, Frische und Finesse: 2014er Südtirol Lagrein Riserva Abtei Muri DOC, Klosterkellerei Muri-Gries (c) vvWine.ch

Dunkles Purpur, im Kern fast Schwarz. Die Nase präsentiert sich anfangs verhalten, zeigt aber eine sehr schöne Tiefe, mit Luft und etwas Zeit im Glas öffnet sich das Bouquet zunehmend, viele reife Brombeeren, schwarze Kirschen, schwarze Oliven, darüber Tabak und trockenes Herbstlaub, Buchennüsse, das ist wie ein Waldspaziergang an einem so wunderbar sonnigen Herbsttag, sehr gute Komplexität.

Der Auftakt ist kraftvoll und fruchtbetont, der Wein ist straff und sehr konzentriert, wirkt dabei aber nicht überladen sondern angenehm frisch, markante Struktur, die Gerbstoffe sind fein gewoben, noch etwas jugendlich, das Fruchtpaket ist getragen von einer perfekt dosierten Säure, keinerlei Alkoholüberhang, aromatisch wieder mit vielen dunklen Beeren, zu den Brombeeren gesellen sich schwarze Johannisbeeren. Angenehm langer und wunderbar frischer Abgang.

Dieser Lagrein dürfte viele dieser Sorte gegenüber kritisch eingestellte Weinliebhaber überraschen. Es ist ein Wein der etwas Zeit, Luft und einen kräftigen Essbegleiter sucht. Gerade jetzt zur Wild-Saison stell ich mir einen Gamsrücken oder ein Hirsch-Entrecote mit all den herbstlichen Beilagen dazu vor… Jetzt bis 2025 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100).

Der Wein ist in der Schweiz bei Martel erhältlich.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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