Burgund am Etna: Passopisciaro.

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Ich lieber Etna-Weine, da mach ich keinen Hehl draus. Denn diese Region bringt in meinen Augen die spannendsten, komplexesten und vor allem auch «burgundischsten» Weine ins Glas.

Hinter Passopisciaro steht Andrea Franchetti. Er kam im Jahr 2000 auf den Ätna und trug mit dazu bei, dass der Vulkan seine Weinbau-Kultur mittlerweile weltweit in Szene setzen darf. Der Ätna ist der höchste aktive Vulkan Europas, was auf relativ häufige Lavaausbrüche zurückzuführen ist. Die Lava-Verschüttungen verwüsten die Landschaft, doch jeder Lavastrom hinterlässt auch ein einzigartiges Mineralienprofil, das die verschiedenen Terroirs, am Ätna Contrade genannt, entsprechend prägt. Franchetti stellt auf seinem Weingut Passopisciaro acht verschiedene Weine her. Zwei davon durfte ich kürzlich probieren.

Die Weinkeller in der Lage Guardiola (c) www.vinifranchetti.com

Ein weisser Burgunder vom Ätna.

Während normalerweise die einheimische Sorte Carricante die Basis für weisse Etna-Weine ist, keltert Passopisciaro seinen Weisswein «Passobianco» zu 100% aus Chardonnay. Auf einer Fläche von rund vier Hektaren wachsen die Trauben auf steilen Terrassen in Höhenlagen von 850 bis 1’000 Metern über dem Meeresspiegel. Guardiola ist eine Lage mit lockererer, pulverförmiger Lava, die reich an Mineralien ist. Der erste Jahrgang wurde 2007 gefüllt und damals noch unter dem Namen «Guardiola bianco» verkauft.

2018 war im Gegensatz zum Schweizer Klima eines der regenreichsten aber auch tropischsten Jahre am Ätna. Die Arbeiten im Rebberg waren intensiv, der Pilzdruck war hoch und die Laubarbeit war wichtig, um genügend Luft für Winde zu schaffen, die dem feuchten Klima entgegenwirken konnten. Mit ungeheurer Anstrengung ist es Andrea und seinem Team dennoch gelungen, einen hervorragenden Weisswein zu produzieren.

Burgundisch frisch und sehr komplex: Passobianco und Passorosso (c) vvWine.ch

2018, Passobianco, Passopisciaro, Etna, Sizilien, Italien (100% Chardonnay von 18jährigen Reben. Die 5 Hektar Rebfläche liegen 800 bis 1’000 Meter über Meer. Vergärung in Stahltanks während 20 Tagen bei 23 Grad Celsius, danach Ausbau während 10 Monaten in Zementbehältern und grossen Eichenfässern. 42’300 Flaschen). Kräftiges Gelb. In der Nase mit leichter Reduktion, öffnet sich mit Luft, wirkt kühl, fast schon burgundisch, die Vulkanböden lassen grüssen, komplex, sehr mineralisch, tiefgründig, mit reifer Zitrusfrucht, Apfel, Noten von Bienenwachs und weissen Blüten. Im Gaumen kräftig und druckvoll, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, keinerlei Schwerfälligkeit, im Gegenteil, das ist ungemein knackig und sehr frisch, man wähnt sich auch hier im Burgund, die reife Frucht wird von einer sensationellen Säure getragen, zieht sich im Abgang lange hin und endet deutlich salzig. So kann Sizilien sein, ein absolutes Highlight! Jetzt bis 2025 geniessen, 18 vvPunkte (90/100).

Passorosso: Zugänglich und sortentypisch.

2017 blieb auch Sizilien von der europaweiten Hitzewelle nicht verschont. Die Nächte waren unüblich warm und der Sommer dauerte bis weit in den September hinein. Die Weinstöcke musste ausnahmsweise sogar bewässert werden, um Hitzestress zu vermeiden. Die Trauben reiften im Spätsommer und vor allem im Herbst gemächlich aus und konnte rund eine Woche früher als üblich geerntet werden. Das Resultat kann sich sehen lassen.

2017, Passorosso, Passopisciaro, Etna, Sizilien, Italien (100% Nerello Mascalese von 80-110 Jahre alten Reben, die auf verschiedenen Lava-Terroirs und in unterschiedlichen Höhenlagen auf 550 bis 1’100 M.ü.M in den Lagen Malpasso, Guardiola, Santo Spirito, Favazza und Porcaria am Etna gedeihen. 2001 war der erste Jahrgang, dieser 2017er wurde vom 20. bis 29. Oktober geerntet. Gärung während 15 Tagen im Stahltank, malolaktische Gärung in grossen Eichenfass, Ausbau während 10 Monaten in grossen Eichenfässern sowie Zement-Tanks. Produktion: 60’000 Flaschen). Kräftiges Rubin, schöner Glanz. In der Nase ein Traum, tiefgründig, sehr komplex, würzig und krautig, rote und dunkle Beeren, Blutorangen, Granatapfel, getrocknete Kräuter, schwarzen Oliven, das ist irgendwo zwischen Barolo und Gevrey-Chambertin anzusiedeln. Im Gaumen weich und zugänglich im Auftakt, anfangs fruchtbetont, durchaus körperreich, üppig und ausladend, dabei aber nicht schwerfällig, herrliche Frucht, top Struktur, die Gerbstoffe sind reif, der Alkohol ist wahrnehmbar jedoch gut eingebunden, wird im mittleren Gaumen immer strukturbetonter, zeigt Ecken und Kanten, bleibt dabei harmonisch und sehr charakteristisch für die Sorte. Endet im Abgang langanhaltend, rotfruchtig und mit einer deutlichen Vulkan-Mineralik. Der Wein macht jetzt schon Spass, kann aber locker 5-10 Jahre reifen. Jetzt bis 2030, 18.5 vvPunkte (92/100).

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