Alheit Vineyards: Meister der Buschreben am Kap!

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Eigentlich weiss ich gar nicht so genau, womit ich anfangen soll. Bei der Geschichte von Chris Alheit und seiner Frau Suzaan? Oder doch eher bei der vielseitigen und erstaunlich langen Weinbaugeschichte Südafrikas? Zweifellos ist beides spannend, aber viel wichtiger ist mir das Hier und Jetzt.

Im Hier und Jetzt, wo die Weinqualität so hoch war wie noch nie zuvor. Dies führt allerdings dazu, dass aufgrund der technischen Möglichkeiten bei der Vinfikation gewissermassen eine Stagnierung der Individualität stattfindet. Dabei liegen mir die authentischen Weine mit Herkunftscharakter, eigenem Profil sowie Ecken und Kanten besonders am Herzen. Allerdings scheint mir nicht nur die Generalisierung des Geschmackes, sondern auch eine gewisse Intoleranz Teil einer negativen Entwicklung zu sein. So tendieren wir Weinfreaks (mich selbstverständlich mit eingeschlossen) grundsätzlich dazu, uns unsere eigene (Wein-)Welt zusammen zu basteln. Es geschieht dabei schnell, dass wir nur in Schwarz und Weiss oder in Gut und Schlecht unterteilen. Das liegt wohl schlicht und ergreifend daran, dass Wein trinken eine enorm emotionale Sache ist. Dabei liegt die Wahrheit, sofern es eine geben sollte, meist irgendwo dazwischen. Ich bin der Meinung, dass wir den Weinen, egal welcher Herkunft diese auch sein mögen, die Chance geben sollten, uns ihre Geschichte zu erzählen. Ganz ohne Vorurteile.

Nur Frankreich macht Terroirweine? Alle angeblich trockenen Rieslinge aus Deutschland haben zu viel Restzucker? Kalifornische Weine sind per se fett und marmeladig? In Spanien werden nur charakterlose Massenweine gekeltert? Trifft teilweise natürlich nach wie vor zu, aber im Grossen und Ganzen ist das schlichtweg ein alter Zopf! Ich vergleiche Weintrinken mit der Begegnung eines fremden Menschen: es geht schlichtweg um den Charakter. Nun, was hat das alles mit den Weinen von Chris Alheit zu tun?

Eigenständige Terroirweine vom Kap – die Chenin Blanc von Alheit (c) vvWine

Eine ganze Menge! Denn hätte man mir vor einem halben Jahrzehnt gesagt, dass ich eine derart grosse Begeisterung für Chenin Blanc aus Südafrika entwickeln würde, hätte ich das wohl skeptisch verneint. Der Grund weshalb mich die absolut charaktervollen und grossartigen Weine von Alheit berühren, liegt ganz simpel daran, dass ich ihnen eine Chance gegeben habe. Eine Chance, mir die Geschichte von ihrem eigenen, absolut individuellen Terroir erzählen zu lassen.

Alte Buschreben: Die Südafrika DNA

Es sind zweifelsohne die alten Buschreben, welche mit für die hohe Qualität und eigene Identität des südafrikanischen Weinbaus verantwortlich sind. Allerdings sind sie nur noch in wenigen Gebieten z.B. Walker Bay und Olifants River anzutreffen. Aber auch in den etwas höher gelegenen und kühleren Zonen in Swartland sowie Stellenbosch, wo die Reben hauptsächlich in kargen Granit, Schiefer und Sandböden wurzeln, sind unbewässerte Anlagen mit Buschreben vorzufinden. Das Potential dieser Rebbestände haben Chris und seine Frau Suzaan auf Anhieb erkannt und im Jahr 2010 damit angefangen, Weine aus diesen alten Parzellen zu keltern. Dabei lag der Fokus besonders auf den Sorten Chenin Blanc und Sémillon Blanc, welche in Südafrika nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch ein ganz eigenes Profil haben. Und genau mit dieser eigenständigen Identität kommen die Weine schlussendlich auch in Flasche. Kein Wunder, denn Chris Alheits Philosophie lautet «99 % Vineyard + 1 % Cellar = Great Wine!». Entsprechend legt er viel Wert auf eine nachhaltige Bewirtschaftung ohne Bewässerung. Im Keller werden die Moste mit den eigenen Hefen vergoren, nur minimal geschwefelt und in neutralen Holzfässern auf der Feinhefe ausgebaut. Mittlerweile bringen die Alheits ein Dutzend verschiedene Abfüllungen in die Flasche. Das Traubenmaterial kommt hauptsächlich aus Filetstücken am Paardeberg (Swartland), Bottelaryberg (Stellenbosch) und Skurfberg (Swartland).

Lange Rede, kurzer Sinn. Es gibt selbstverständlich knochentrockene Rieslinge in Deutschland, elegante Kalifornier, charaktervolle Spanier und unglaublich viele hervorragende Terroirs ausserhalb Frankreichs. Und einige davon befinden sich in Südafrika und zwar genau dort, wo die Chenin Blanc Reben für Chris Alheit’s handgemachte Unikate wurzeln. Ich habe ein Teil der aktuellen 2017er ausführlich verkostet und bin schlichtweg begeistert. In diesem Sinne: auf die Vielfalt, auf die Individualität und auf den (eigenen) Geschmack!

Eindrückliche 2017er Kollektion von Alheit (c) vvWine.ch

2017, Alheit Vineyards, Cartology, Multi District, Südafrika (Blend aus 87% Chenin Blanc und 13% Sémillon, die Reben sind alle zwischen 30 und 50 Jahre alt. Die Chenin Blanc Trauben stammen von Buschreben aus den verschiedenen Anbaugebieten Skurfberg, Perdeberg, Bottelary und False Bay. Der Sémillon kommt aus einer alten Parzelle im Franschhoek Valley. Der Ausbau findet während 11 Monaten in grossen Holzfässern statt): Intensives Zitronengelb, oranger Schimmer. Geht im Glas sofort auf, ist komplex, tief und zeigt nebst fruchtigen Komponenten wie Birne, rotem Apfel und Orangenzesten auch Noten von Blütenhonig, Wachs und Kräutern. Besticht dann am Gaumen mit einer Symphonie aus Kontrasten: der Wein ist einerseits üppig, zugleich aber elegant, frisch und präzise, dazu mit feiner Phenolik und saftiger Säurestruktur ausgestattet. Aromatisch auch im Mund mit grosser Vielschichtigkeit, reife Birne, Orange, Ginger Ale, Kurkuma und getrocknete Kräuter. Im Abgang lang und salzig; weit mehr als nur ein grossartiger Einstieg in Chris Alheits Chenin Blanc Universum! Jetzt bis 2025, 18.5 vvPunkte (92/100)

2017, Alheit Vineyards, Fire By Night, Swartland, Südafrika (100% Chenin Blanc aus zwei Parzellen welche zwischen 1974 und 1980 am Paardeberg in Swartland auf Granitböden gepflanzt wurden. Vergoren und Ausgebaut in gebrauchten Holzfässern): Mittleres Zitronengelb. Nobel und zurückhaltend im Duft, dabei agiert die nach Zitronenschale, Orange und reifer Grapefruit riechende Frucht ganz im Hintergrund. Es dominieren blumige und kräuterige Nuancen wie Zitronenmelisse, Lindenblüten, Rosmarin und dezent kreidige Noten. Fliesst geradlinig und saftig über die Zunge, wirkt dabei kühl, elegant und besitzt aufgrund der leicht phenolischen Struktur und einer glasklaren Säure eine enorme Frische. Auch hier nur etwas Limette und reifer Apfel, den Ton geben die Steine und Kräuter an. Langer, leicht herber und enorm mineralischer Abgang. Ein grossartiger und eigenständiger Chenin Blanc, voller Frische, Tiefe und Herkunftscharakter! Jetzt bis 2027, 18.5 vvPunkte (93/100)

Terroir pur vom Paardeberg – Chenin Blanc „Fire by Night“ von Alheit (c) vvWine.ch

2017, Alheit Vineyards, Nautical Dawn, Stellenbosch, Südafrika (100% Chenin Blanc aus zwei verschiedenen Parzellen mit Granitböden an der False Bay. Davon ist eine gerade mal 4 Kilometer vom Atlantik entfernt. Ausgebaut wird der Wein in gebrauchten Holzfässern): Mittleres Zitronengelb. Im Bouquet etwas fruchtiger als die anderen Chenin Blanc von Alheit. Reifer Apfel, Birne, etwas Papaya und weisser Pfirsich, dazu mit feiner Reduktion, Kamille und rauchigen Nuancen. Am Gaumen halten sich Schmelz und Frische die Waage, dabei hat dieser Wein weniger Ecken und Kanten, sondern wirkt geschliffener, geradezu runder als die anderen Abfüllungen. Alles ist gut abgestimmt und elegant, die Säure ist knackig, die reife Zitrusfrucht wirkt saftig und der Abgang ist lang. Dabei gewohnt mineralisch und begleitet von Feuerstein und einem Hauch Marzipan. 2017 ist das Debüt dieser Abfüllung – und war für eins! Jetzt bis 2027, 18.5 vvPunkte (93/100)

Leider der letzte Jahrgang: Radio Lazarus 2017 von Alheit (c) vvWine.ch

2017, Alheit Vineyards, Radio Lazarus, Stellenbosch, Südafrika (100% Chenin Blanc aus zwei über 400 Meter hoch gelegenen Einzellagen.  Die Böden bestehen aus Schiefer und Granit. Ausgebaut wird der Wein zu 50% im grossen Holzfass und 50% in Tongefässen): Mittleres Zitronengelb. Dicht und fest in der Nase, erst mit etwas weissem Pfirsich, Limettenschale, Blütenhonig und floralen Noten, wird mit der Zeit immer steiniger und herber, sehr komplex. Auch am Gaumen vollmundig und dicht, die zarten Gerbstoffe legen sich wie ein Korsett um die kraftvolle, saftige Struktur, diese ist fordernd aber auch nobel zugleich. Zeigt im Mund praktisch nur kräuterige und steinige Nuancen, die reife und leicht ölige Zitrus- und Apfelfrucht schwingt nur im Hintergrund mit. Im Abgang enorm lang, kräftig und salzig-herb, wirkt aufgrund der schwebenden Dichte beinahe schon dramatisch! Ein unglaublich tiefgründiger Terroirwein mit einer rustikalen Eleganz und grossem Potential. Schade, dass dies der letzte Jahrgang dieser charaktervollen Einzellage ist, welche aufgrund von Krankheitsbefall gerodet wird. Wer sich noch ein paar Flaschen von diesem Kap-Unikat sichern möchte, sollte sich beeilen! 2020 bis 2030, 19vvPunkte (94/100)

Die eigenständigen Weine von Alheit sind in der Schweiz bei Kapweine und in Deutschland bei Wein am Limit erhältlich.

2 Kommentare

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  1. […] vor wenigen Monaten hatte ich eine eindrückliche Serie von Chris Alheit im Glas, die mich aufgrund der grossen Klarheit und viel Persönlichkeit auf ganzer Linie […]

  2. […] eine kleine Serie solcher herrlichen Terroir-Weine von Ausnahmewinzer Christ Alheit habe ich erst kürzlich berichtet. Dieses Mal widme ich mich jedoch nicht der Paradesorte vom Kap, sondern zwei weissen Blends sowie […]

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