Kap reloaded: spannende Weissweine aus Südafrika.

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Die angesagtesten Weinbegriffe des 21. Jahrhunderts? Dazu gehören ziemlich sicher «Terroir» und «Cool Climate». Kein Wunder, denn die Nachfrage an marmeladigen Alkoholbomben mit 200% Neuholz scheint (zum Glück) endgültig versiegt zu sein. Entsprechend versuchen Winzer rund um den Globus vermehrt frische Weine mit Herkunftscharakter zu keltern. Besonders in Südafrika, wo es nebst grosser Bodendiversität und altem Rebmaterial auch einige kühle Anbauzonen gibt, findet bei jungen Winzern ein Umdenken statt. Über eine kleine Serie solcher herrlichen Terroir-Weine von Ausnahmewinzer Christ Alheit habe ich erst kürzlich berichtet. Dieses Mal widme ich mich jedoch nicht der Paradesorte vom Kap, sondern zwei weissen Blends sowie einem reinsortigen Viognier. Im Mittelpunkt stehen dabei drei junge Betriebe, die ihre eigene Vorstellung von «kühlen» und «typischen» Weinen aus der jeweiligen Region haben und mit ihren frischen Gewächsen neuen Schwung in die südafrikanische Weinwelt bringen.

Eingenständig und spannend: die Weine junger Winzer aus Südafrika (c) vvWine.ch

Der erste Wein stammt vom Weingut Lismore Estate, welches 2006 gegründet wurde und überschaubare 12 Hektaren besitzt. Die Weinberge befinden sich allesamt in verhältnismässig kühlen Anbauzonen, wo die Trauben trotz warmen Tagen von kühlen Temperaturen in der Nacht profitieren. Somit ist klar, dass sich die junge Winzerin Samantha O’Keefe auf die Sorten Sauvignon Blanc, Chardonnay, Viognier und Syrah fokussiert. Die Trauben werden jeweils von Hand gelesenen und danach traditionell in französischen Barriques vinifiziert.

2017, Lismore Estate, Viognier Age of Grace, Südafrika: (100% Viogner aus der Region Elgin, vergoren und ausgebaut in französischen Barriques): Klassisches und zurückhaltendes Viogner-Bouquet nach Aprikosen, reifer Birne und Blüten, die Vanille- und Gewürznoten vom Ausbau sorgen zusätzlich für Komplexität. Präsentiert sich am Gaumen erstaunlich vif und präzise, dazu tragen die zarten Gerbstoffe und gut eingebundene, frische Säure bei. Auch am Gaumen klassisch mit viel Birne, Mandarine und dezent kräuterigen, blumigen Nuancen. Im Abgang mittellang und angenehm klar. Wirkt trotz stolzen 14 Umdrehungen lebendiger und schlanker als so mancher Condrieu und ist dadurch nicht nur ein leiser Viogner, sondern ein schöner Essensbegleiter zu Seafood. Jetzt bis 2025, 17.5+ vvPunkte (89+/100)

Der zweite Wein der Runde wurde von Duncan Savage gekeltert. Der Junge Winzer startete seine Winzerkarriere im Jahre 2004 auf dem Weingut Cape Point Vineyards in der Nähe von Kapstadt. Seit 2011 keltert er nun seine eigenen Weine. Die Trauben dazu stammen aus verschiedenen Weingärten im Western Cape und befinden sich allesamt in Meeresnähe und höher gelegenen Parzellen. Die von Hand gelesenen Trauben werden anschliessend in der Kellerei von Cape Point vinifiziert. Die überschaubare Jahresproduktion liegt bei gerade mal 18’000 Flaschen.

2017, Savage, White Blend, Südafrika (Blend aus Sauvignon Blanc, Sémillon und Chenin Blanc, spontan vergoren und in gebrauchten Fässern ausgebaut): Dieses Cuvée duftet komplex und zugleich leicht reduktiv, zeigt Noten von exotischen Früchten, Limetten, Stachelbeeren, Gräsern, Safran sowie Blütenhonig und ist bereits in der Nase der charaktervollste Wein des Trios. Wirkt auch am Gaumen trotz der Dichte lebendig, die Säure ist frisch und sorgt zusammen mit der leichten Tanninstruktur für Agilität, aromatisch auch hier ein toller Mix aus reifer Frucht (Birne, Pfirisch, Melone) und kühlem, steinigem Charakter. Endet mittelkräftig, lang und leicht salzig. Legt mit Wärme und zunehmender Belüftung deutlich zu, ein enorm interessanter Wein mit viel Charakter! Jetzt bis 2025+, 18 vvPunkte (91/100)

Vielseitig, kraftvoll und frisch zugleich: der weisse Blend von Duncan Savage (c) vvWine.ch

Den Abschluss macht ein spannender Blend von Donovan Rall, welcher zweifelsohne zu den Aufsteigern am Kap gehört. Er besitzt keine eigenen Weinberge, sondern keltert aus selektionieren Parzellen in kühlen Anbauzonen in Swartland und Stellenbosch klassische, frische Weine. Dabei legt er besonders viel Wert auf tiefe Alkoholwerte, die bei allen Abfüllungen zwischen 11% und 13,5% Vol. liegen. Keine Schwergewichte also, sondern saftige Crus aus früh geernteten Trauben, die anschliessend mit zurückhaltendem Holzeinsatz in französischen Barriques und grossen Fässern ausgebaut werden.

2017, Rall Wines, White, Südafrika (Blend aus 60% Chenin Blanc, 30% Verdelho und 10% Viognier, die Trauben stammen auf verschiedenen Weingärten in Swartland): Klassisches und spannendes Bouquet ohne jegliche Überreife, erinnert an Zitrusfrüchte und grüne Äpfel, zeigt dazu auch rauchige Noten sowie Marzipan und leicht nussige Nuancen, das Holz ist sehr gut integriert. Am Gaumen dann erstaunlich straight und puristisch, dafür sorgt die Laser-like Säure zusammen mit dem zarten Schmelz, lebhaften Charakter und der würzigen, an reife Zitrusfrüchte erinnernde Aromatik. Im Abgang lang, animierend und mit einer tollen Frische. Elegant im Stil und burgundisch interpretiert, wirkt aber dennoch eigenständig. Darf noch etwas reifen. 2020 bis 2027, 18 vvPunkte (91/100)

Diese Weine sind in der Schweiz für jeweils ca. 30.– CHF bei Kapweine erhältlich.

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