0% Mainstream, 100% Riesling: Achim Von Oetinger

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Obwohl Riesling aus Deutschland schon seit vielen Jahren ganz oben auf meiner Konsum- und Einkaufsliste steht, hatte ich bisher kaum Berührungspunkte mit dem Weingut von Oetinger aus Eltville-Erbach im Rheingau. Dabei hat der Betrieb eine lange Tradition und gehört sogar zu den Gründungsmitgliedern des VDP. Vor rund zehn Jahren hat Achim von Oetinger, der das Weingut zusammen mit seiner Frau Julia in dritter Generation führt, beschlossen, bedingungslos auf Qualität zu setzen. Das heisst akribische Handarbeit und rigorose Selektion in den Reben, aber auch ein «kontrolliertes Nichtstun» im Keller. Ich hatte drei Weine aus dem klassischen Jahrgang 2016 im Glas und vom ersten Schluck an grossen Trinkspass!

Klare, feine und noble Rieslinge aus dem Rheingau – von Oetinger (c) vvWine.ch

Das Weingut besitzt etwas mehr als 12 Hektaren Reben. Diese wurzeln tief in den gebietstypischen Lösslehmböden um dort an die notwendigen Nährstoffe zu gelangen. Vom Rebschnitt bis hin zu Lese werden im Rebberg sämtliche Arbeiten von Hand durchgeführt. Die Weine haben enorm viel Zug, Präzision und Spannung. Ganz besonders aber gefällt mir, dass sie fernab von irgendwelchem Mainstream sind, sondern herrlich trocken, glockenklar und straff daherkommen.

2016, von Oetinger, Riesling Lösslehm, Rheingau: (Gutsriesling aus Trauben der jüngeren Rebstöcke vom Lösslehmboden): Helles Zitronengelb. Fruchtige und florale Nase, kühl und frisch, grüner Apfel, Grapefruit und Jasmin. Klar und leicht im Mund, mit knackiger Säure, leichter bis mittlerer Körper, verspielt und animierend, wieder viel Zitrone, grüner Apfel und etwas Kräuter. Gute Länge, wunderbar trocken. Ein herrlicher Gutsriesling mit viel Trinkfluss und Charakter. Jetzt bis 2024, 17.5 vvPunkte (88/100)

2016, von Oetinger, Riesling Mineral, Rheingau: (Sozusagen der Zweitwein aus der GG-Lage «Hohenrain». Die Trauben stammen aus den jüngeren Reben sowie aus der Vorlese): Helles Zitronengelb. Im Bouquet etwas kräftiger und reifer als der Riesling vom Lösslehm, duftet nach gelbem Apfel, weissem Pfirisch, Tee und Kamille. Macht dann am Gaumen seinem Namen alle Ehre: die Frucht tritt in den Hintergrund und lässt den steinigen Noten den Vortritt, die Säure ist messerscharf, die Struktur schnurgerade, kühl und präzise, im Abgang von guter Länge, knochentrocken und fein salzig. Der Name ist Programm, die Qualität hervorragend für den Preis! 2020 bis 2026, 18 vvPunkte (90/100)

Herrlich trocken und mit viel Potential: Riesling Hohenrain GG 2016 (c) vvWine.ch

2016, von Oetinger, Riesling Hohenrain GG, Rheingau: (Die Lage «Hohenrain» liegt etwas oberhalb des alten Ortskerns von Erbach, der Boden besteht hauptsächlich aus Lösslehm. Nach der manuellen Lese wird der Wein in grossen Holzfudern ausgebaut): Helles Zitronengelb. Kompaktes Bouquet, im Vergleich zu den beiden Gutsweinen noch etwas verschlossen, aber auch tiefer und komplexer. Etwas reife Zitrusfrucht, steinige, leicht rauchige Akzente, dazu etwas Reduktion und Noten von Salbei. Im Mund kompakt und dicht, dabei sehr saftig, durch und durch trocken, dazu mit einem zarten Gerbstoffgerüst und geradezu vibrierender Säure. Auch hier wieder Limette und gelber Apfel, etwas Feuerstein und leicht erdige Anklänge. Endet lang, herb und salzig. Kein Blender, sondern ein druckvoller Wein für Puristen die Rieslinge mit Tiefgang und Eleganz schätzen. Zeigt aktuell erst am zweiten Tag was in ihm steckt und kann noch zulegen, well done! 2021 bis 2031, 18.5+ vvPunkte (92+/100)

Die Weine sind in der Schweiz bei Boucherville in Zürich erhältlich.

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