Lasst die Chasselas-Weine des Lavaux bitte etwas liegen!

, ,
Der geneigte Leser weiss, dass ich ein gewisses Faible für Chasselas-Weine habe. Diese oft etwas unterschätzte Sorte bringt im schlechtesten Fall belanglose, süffige Apéro-Weine hervor, die weder nachhaltig in Erinnerung bleiben, noch den Gaumen ernsthaft schmerzen.
Im besten Fall aber, nämlich dann, wenn die Trauben an den besten Hängen des Lavaux gedeihen, bringen die Weine eine faszinierenden Mineralik hervor, welche die an sich nicht sehr aromareiche Chasselas-Traube komplettiert. Im Jahr 2007 wurde das Weingebiet Lavaux übrigens ins UNESCO Welterbe aufgenommen.
Die Böden des Lavaux sind von der subalpinen Molasse geprägt. Diese besteht aus Nagelfluh, einer bunten Mischung von runden Steinen unterschiedlicher Grösse, die durch Sand, Kalk und Ton zu einem zusammenhängenden Gesteinsgebilde verfestigt wurden. Zwischen den einzelnen Nagelfluhschichten können auch feinkörnige Mergel- oder Sandsteinschichten eingelagert sein.
Trotz acht Jahren auf dem Buckel frisch und noch mit Reserven: 2009er St-Saphorin Les Blassinges (c) vvWine.ch

Kürzlich, an diesem ersten Wintertag des Jahres 2017 war mir nach etwas Wärme im Glas und ich öffnete meine letzte Flasche St-Saphorin Les Blassinges von Pierre-Luc Leyvraz.

2009, St-Saphorin Les Blassinges, Pierre-Luc Leyvraz (100% Chasselas). In den Fünfzigerjahren gaben die ersten Reben des Weinguts Leyvraz dem Weisswein seinen Namen. Heute wird der St-Saphorin «Les Blassinges» aus Chasselastrauben, die von verschiedenen Parzellen stammen, vinifiziert.

Kräftiges Gelb, noch immer schöner Glanz. In der Nase feinduftig und floral, Lindenblüten, Blütenhonig, reifer Pfirsich, etwas Mango, sehr schöne Komplexität.

Vollmundiger Auftakt, weich und mit viel Schmelz, reife Frucht, wieder Pfirsich, dann auch Aromen von Erdbeeren, Lindenblütentee, dahinter eine faszinierende Mineralität, sehr spannungsvoll und dicht, nach wie vor mit genügend Struktur für eine weitere Reifung. Im Abgang langanhaltend und leicht salzig.

Ein herrlich gereifter Chasselas, der einmal mehr aufzeigt, wie grossartig Schweizer Chasselas-Weine von einem guten Terroir altern können. Jetzt bis 2024, 18 vvPunkte (90/100)

Leider war es meine letzte Flasche. Ich habe mir aber fest vorgenommen, zukünftig von einigen der besten Produzenten des Lavaux ein paar Flaschen mehr zu kaufen, um diese wie meine Bordeaux- und Burgunder-Weine für 10 Jahre zu vergraben.

Zu den besten Produzenten des Lavaux gehören neben Pierre-Luc Leyvraz übrigens – und dies nur um einige zu nennen – die Domaine Louis Bovard, die Frères Dubois oder Luc Massy.

3 Kommentare

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Chasselas mag, der dürfte diesen Wein äusserst schätzen. Macht jung Spass, wird reifen, das hat kürzlich ein 2009er Les Blassinges aufs Schönste bewiesen. Jetzt bis 2030+, 89/100 […]

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.