2 Sorten, 4 Stilrichtungen.

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Es ist interessant zu sehen, wie die Handschrift eines Weingutes für grosse, stilistische Unterschiede bei den Weinen sorgen kann und wie wenig eine technische Bewertung eigentlich über einen Wein aussagt. Kraft und Fülle auf der einen Seite, Leichtigkeit und Eleganz auf der anderen. So ungefähr könnte man die vier unten beschriebenen Weine zusammenfassen. Alle Weine habe ich aber mit 17.5 Punkten (88-89) praktisch gleich bewertet und alle Weine haben mir sehr gut geschmeckt. Im Stil allerdings unterscheiden sich die jeweiligen Sortenpaare mehr als deutlich. Nachfolgend meine Eindrücke.


2015, Riesling trocken Rheingau 2015, Kaufmann, Rheingau. Mein schreibender vvWine-Kollege Marcio Hamann hat an dieser Stelle bereits einmal über dieses Weingut berichtet und ich war gespannt, wie mir der Wein gefallen wird. Helles Gelb, grünliche Reflexe. Offenes Bouquet, Apfel, Zitrusfrüchte, etwas Lindenblüten und deutlich Heu. Der Gaumen beginnt saftig, frisch und schlank, dann breitet sich der Wein aus, bringt einen angenehmen Schmelz, die Frucht ist knackig, erinnert an Apfel und Grapefruit, getragen von einer markanten Säure, hier ist einiges an Spannung mit im Spiel. Endet wie er begonnen hat, saftig, frisch und mit sehr guter Länge. Ein unkomplizierter, eleganter Riesling für alle Tage resp. gut gekühlt ideal für laue Sommernächte. Jetzt bis 2023 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100)

2015, Riesling trocken Quinterra, Kühling-Gillot, Pfalz. „QVINTERRA“ bedeutet „fünf Böden“, ein Hinweis darauf, dass die die weissen Gutsweine von Kühling-Gillot aus den folgenden fünf verschiedenen Lagen resp. Ortschaften mit unterschiedlichen Böden stammen: Bodenheim, Laubenheim, Nierstein, Nackenheim und Oppenheim. Mittleres Gelb, jugendlicher Glanz. Intensiv duftende Nase, viel reife Ananas, gelber Pfirsich, leicht krautige Noten, getragen von einer deutlichen Mineralik die an Feuerstein erinnert, spannend, angenehm tief. Im Auftakt vollmundig und mit viel Zitrusfrucht, dann packt die Säure zu, diese ist markant, verleiht Struktur, sorgt für Trinkfluss. Der Wein ist trocken, saftig, straff und sehr energiegeladen. Langer, mineralischer Abgang, endet auf Ananasaromen. Für einen Riesling dieser Preisklasse einfach top. (89/100)

2013, Spätburgunder Kalkmergel, Weingut Wageck, Pfalz. Im schwierigen und mengenmässig kleinen Jahrgang 2013 wurden keine Einzellagen abgefüllt. Das ganze Traubengut wurde im Ortswein verwendet und hat dessen Qualität entsprechend erhöht. Kräftiges Rubin, noch immer schöner Glanz. Dunkelfruchtige Nase, schwarze Kirschen, etwas Johannisbeeren und ein paar reife Himbeeren, Rauch, Süssholz, Würze, sehr schöne Komplexität. Sehr weicher Gaumen, herrliche Frucht, da ist Fleisch am Knochen, gut integrierte Tannine, mittlerer Körper, strukturiert und durch die klare Säure mit viel Trinkfluss ausgestattet. Ausgewogener, mittellanger Abgang, endet auf Himbeergelee. Ein ausgesprochen schöner, kräftiger Pinot in einem idealen Trinkfenster. Jetzt bis 2022, 17.5 vvPunkte (89/100)

2014, Pinot Noir Herrenstück, Holger Koch, Baden. Sehr helles Rubin. Offene, rotfruchtige Nase, Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren, darüber florale Noten, Kräuter, Stroh, sehr feinduftig, zart und mit sehr guter Komplexität. Im Auftakt saftig und sehr schlank, da ist enorm viel Finesse mit im Spiel, leichter Körper, mässig ausgeprägtes, superfeines Tannin, frische Säure. Auch der Gaumen dominieren klar die rotfruchtigen Aromen, dazu kommt ein Hauch Blutorangen, der Wein tänzelt förmlich auf der Zunge, ist ungemein trinkanimierend und elegant. Endet mittellang auf Blutorangen. Es ist kein Quäntchen Holz spürbar, sondern einfach nur feinste Pinot Frucht. Nein, das ist definitiv kein Powerwein, das ist pure Finesse. Jetzt bis 2021 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).

Die Weine sind bei Peter Kuhn Weine erhältlich.

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