Pietradolce: vulkanische Frische aus Sizilien

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Am Fusse des Etna wird schon eine ganze Weile Weinbau betrieben. Allerdings habe ich die Weine aus dieser Gegend erst vor ein paar Jahren entdeckt. Ein Paradebeispiel ist das Weingut Tenuta delle Terre Nere, über welches wir schon mehrmals berichtet haben. Doch was macht diese Weine so besonders? Zum einen sind es die leichten Böden, welche den Etna-Crus Finesse einhauchen, und zum anderen die hohen Anbauzonen welche bis zu 1000 Meter über Meer liegen. Diese hohen Lagen garantieren, trotz des warmen Klimas, regelmässig kühle Nächte, was für eine wunderbare Frische in den Weinen sorgt. So erinnern mich besonders die Rotweine aus den Traubensorten Nerello Mascalese und Nerello Cappuccio an Nebbiolo-Weine aus dem Piemont. Dabei liegen die Gemeinsamkeiten im kernigen Charakter, dem blumigen Duft und der Eleganz.

Eine Symbiose aus Kraft und Frische: die Vulkanweine von Pietradolce (c) vvWine.ch

Das Weingut Pietradolce ist meine Neuentdeckung vom Fusse des sizilianischen Vulkans. Das Gut wurde erst 2005 gegründet und ist mit rund 11 Hekater Anbaufläche ein überschaubar Betrieb. Die bis zu 80-jährigen Reben für die Premium-Serie, welche sich «Archineri» nennt, wachsen auf bis zu 850 Meter über Meer und werden in der Alberello-Kultur (Buschreben) erzogen. Die beiden Winzer Michele und Mario Faro legen viel Wert auf Sortentypizität, Frische und Terroir-Charakter. Die von Hand gelesen Trauben werden darum nicht im Neuholz, sondern in Tonneaus respektive im Stahltank ausgebaut.

2017, Pietradolce Archineri Etna Bianco, Sizilien, Italien, (100% Carricante, wurzelechte Reben auf steinigen und sandigen Lehmböden in einer Höhenlage von bis zu 850 Meter über Meer, Ausbau im Stahltank): Helles Zitronengelb. Klare, leicht reduktiv wirkende Nase mit feiner Frucht und floralen Noten, Quitte, Mandarine, reife Birne, dazu Heu, Gräser und etwas Steiniges, ist trotz Stahltankausbau sehr komplex. Der Wein ist auch am Gaumen klar und straight, hat eine gewisse Dichte, wirkt aber niemals viskos oder schwerfällig, das hat viel Schliff und Tiefe, dazu sorgt die knackige Säure für Frische. Aromatisch auf der dezenten Seite, die Frucht ist subtil im Hintergrund, hier gibt eine würzige Blumigkeit den Ton an, ergänzt durch eine verspielte Salzigkeit im langen Abgang. Erinnert mich etwas an einen Chenin Blanc von der Loire und dürfte stilistisch eine Entdeckung für «Stein-Trinker» sein. Ein perfekter Begleiter zu Fischgerichten, ist aber auch als Solist sehr unterhaltsam. Jetzt bis 2024, 18 vvPunkte (91/100).

2016, Pietradolce Archineri Etna Rosso, Sizilien, Italien, (100% Nerello Mascalese, die Reben sind zwischen 60 und 80 Jahre alt und befinden sich auf vulkanischen und sandigen Böden, der Ausbau erfolg während 10 Monaten in Tonneaus): Intensives Granatrot. Bereits sehr zugängliches Bouquet mit herrlicher Kräuterwürze, ätherischen sowie blumigen Akzenten und Noten von reifen Erdbeeren, Sauerkirschen und Blutorangen. Hat durchaus Kraft und Dichte, besitzt aber auch im Gaumen die typische Etna-Frische, dazu eine saftige Säure und leicht rustikale, aber dennoch elegante Gerbstoffe. Ist sortentypisch mit viel Struktur ausgestattet, diese steht aber in guter Balance mit der rotbeerigen Frucht, blumigen und leicht balsamischen Noten, im Abgang lang und mit Biss. Eine tolle Symbiose auf Kraft und Finesse, verkörpert somit Rebsorte und Herkunft hervorragend – eine morbide Schönheit! 2019 bis 2028, 18.5 vvPunkte (92/100).

Die Weine von Pietradolce sind in der Schweiz exklusiv bei Terravigna erhältlich.

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