14x Clos de la Roche und ein paar Piraten

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Spannendes Line-up: 14x Clos de la Roche und ein paar Piraten (c) vvWine.ch

Am Montag, 25. September traffen sich rund 15 Weinfreunde im Carlton zu einer von Vinifera Mundi organisierten Clos de la Roche Verkostung. Diese rund 17 Hektar grosse, auf dem Gemeindegebiet von Morey-Saint-Denis gelegene Grand Cru Appellation, grenzt im Norden an die Gemeinde Gevrey-Chambertin (Aux Combottes) an und bringt ausschliesslich Rotweine aus der Sorte Pinot Noir hervor. Der Name leitet sich von den vielen Steinen ab, welche in den Böden des Clos de la Roche zu finden sind.

Da das Carlton an diesem Abend sehr beliebt war, und sich gleich mehrere Gruppen zu Weinverkostungen trafen, degustierten wir die Weine für einmal offen. Den Auftakt machten drei Weissweine, von welchen leider aber nur deren zwei überzeugen konnten.

Sehr schöner Chablis Bougros 2008 von Servin sowie ein gelungener und immer noch junger 2006er
Morey-Saint-Denis Larrets von Fréderic Magnin (c) vvWine.ch

2008, Servin, Chablis Bougros (100% Chardonnay): Kräftiges Gelb, schöner Glanz. Offene Nase, Apfel, weisse Birne, Lindenblüten, Stroh, etwas Honig, dahinter auch Quitte, sehr schöne Komplexität. Reifer Gaumenauftakt, vollmundig, einiges an Fleisch am Knochen, guter Schmelz, Apfel, Zitrus, im Abgang von sehr schöner Länge, endet frisch und saftig. Ein sehr schön gereifter Wein mit Reserven. 2017-2024, 18.5 vvPunkte, (93/100)

2001, Ponsot, Morey-Saint Denis Clos des Monts Luissants (100% Aligoté): Trübes Bernstin, heller Rand. Total oxidierte Nase, Sherry, vorbei. Am Gaumen ebenfalls müde, säurebetont, kein Trinkspass mehr. Keine Bewertung.

2006, Frederic Magnin, Morey-Saint-Denis Larrets (100% Chardonnay): Strahlendes Gelb, jugendlicher Glanz. Leicht reduktive Nase, braucht Luft, sehr kalkig, klar und rein, Zitrusfrüchte, Apfel, weisser Pfirsich, Gräser, sehr schöne Komplexität. Straffer Gaumen, knackig, gradlinig, viele helle Früchte, weisse Johannisbeeren, etwas Pfirsich, mittlerer Körper, gut strukturiert, reife, sehr schön integrierte Säure, elegant, mit guten Reserven. Noch jugendlicher Wein, aktuell ist Dekantieren angesagt. 2017-2027+, 18.5 vvPunkte, (92/100)

Dann ging es weiter mit der ersten Serie Rotweine, welche durch das Band viel Freude machte.

Schöner Auftakt: Clos de la Roche von Lignier Michelot, Lucie & August Lignier, Léchenaut und Amiot (c) vvWine.ch

2010, Lignier Michelot, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Leuchtendes Rubin, heller Rand. Sehr offene Nase, rote Früchte, Leder, Kirschen, Gräser, auch noch merklich Holz, sehr schöne Komplexität. Zugänglicher Gaumen, vollmundig, rotfruchtig, würzig, straffe Säure, sehr feines Tannin, mittlerer Körper, das ist komplex, spannungsvoll, dicht und doch elegant. Im Abgang von sehr guter Länge, endet eine Spur hitzig (warmes Muster). Hat solide Reserven. 2017-2033+, 18.5 vvPunkte, (92/100)

2008, Lucie & Auguste Lignier, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Strahlendes Rubin, wässeriger Rand. Feinduftige Nase, rote Früchte, Johannisbeeren, Kirschen, Kräuter, deutlich Barrique, dennoch verspielt, mit guter Spannung und einer gewissen Tiefe. Am Gaumen zugänglich, rotfruchtig, saftig, feinwürzig, klar, die Gerbstoffe sind fein gewoben, die Säure markant aber gut integriert, das Holz kaschiert etwas stark den mittleren Körper, angenehm langer Abgang. Kann noch etwas reifen, braucht Essen. 2019-2030, 18 vvPunkte, (90/100)

2007, Léchenaut, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Helles Rubin, erste Reifetöne. Offene Nase, wirkt warm, reif, dunkle und rote Kirschen, Gewürze, Holz, auch Stroh, sehr gute Komplexität. Weicher Auftakt, ungemein füllig, opulent, auf den Punkt gereift, süssliche Frucht, Kirschen, sogar Pflaume, die Gerbstoffe sind fein gewoben, die Säure gut integriert, wirkt etwas behäbig, mässig elegant doch ist in dieser Serie im besten Trinkstadium. Für kuschelige Stunden am Kaminfeuer. 2017-2025, 18.5 vvPunkte, (92/100)

2009, Pierre Amiot, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Leuchtendes Rubin, heller Rand. Anfangs noch etwas verhaltene Nase, braucht Luft, Anflüge von Gummiboot, dezent medizinale Noten, wirkt jugendlich, zeigt dann aber mehr und mehr Tiefe, wird komplexer, spannungsvoller, baut im Glas deutlich aus. Vollmundiger Auftakt, sehr üppig, tolle Frucht, einerseits viel Dichte, dann aber auch viel Eleganz, das Holz ist sehr gut eingebunden, mittlerer Körper, sehr gut strukturiert, noch ungestüm, einiges an Gerbstoff, solide Säure, das braucht noch Zeit, dürfte hervorragend reifen. Weglegen und in 5 Jahren geniessen. 2022-2034, 18.5 vvPunkte, (93/100)

In der zweiten Serie gleich noch zwei Weine von Pierre Amiot. Der 1992er zeigte sich von einer erstaunlich schön gereiften Seite, der 2011er war jahrgangsbedingt nicht gross aber stimmig.

Herrlich gereifter Amiot 1992, müder Louis Latour 1983 (c) vvWine.ch

1992, Pierre Amiot, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Reifes Rubin, helle Granatränder. Sehr reife Nase, wirkt anfangs etwas gezehrt, ja fast dürr, Herbstlaub, dezent rote Frucht, Kirsche, etwas Süssholz, mit mehr Luft baut der Wein aus, zeigt mehr Facetten, wird immer komplexer. Sehr reifer Gaumen, rotfruchtig, auch hier anfangs etwas karg, aromatisch aber hochinteressant, Malz, Süssholz, feine rote Früchte, deutlich Säure, die Gerbstoffe weitgehend abgeschmolzen, sehr gute Länge. Ein deutlich gereifter aber durchaus wunderbar zu trinkender Wein. Austrinken. 2017+, 18.5 vvPunkte, (92/100)

1983, Louis Latour, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Trübes Rubin, sehr gereift. Offene Nase, wirkt müde, etwas Karton, Torf, Rauch, hat seine beste Zeit hinter sich. Am Gaumen gezehrt, leicht staubig, markante Säure, noch immer Tannin, wirkt unharmonisch, zu viel Struktur für den wackeligen Körper, im Abgang sogar etwas alkohollastig. Austrinken. 2017+, 16 vvPunkte, (82/100)

2011, Pierre Amiot, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Strahlendes Rubin, heller Rand. Offene Nase, einiges an Cassis, rote Kirschen, würzig, auch krautig, gute bis sehr gute Komplexität. Zugänglicher Gaumen, satte Frucht, auch hier markant Cassis, dazu Blutorangen, einerseits eine gewisse Fülle dann aber auch für einen Grand Cru eine etwas gar wacklige Struktur, solider Abgang, würzig, doch leicht trocknend. Ein Wein der besser kühl getrunken wird. 2017+, 17.5 vvPunkte, (89/100)

Zum Hauptgang gab es zwei „Piraten“, einerseits den Morey-Saint-Denis 1er Cru Les Ruchots von Pierre Amiot und andererseits ein Schweizer Pinot Noir, den 2015er Chlosterberg von Nadine und Cédric Besson-Strasser im zürcherischen Uhwiesen.

Top Schweizer Pinot: Pinot Noir Chlosterberg 2015 vom Winzerkeller Strasser (c) vvWine.ch

2015, Winzerkeller Strasser, Chlosterberg (100% Pinot Noir): Dichtes Rubin, schöner Glanz. Anfangs verhaltene Nase, braucht Luft, ist noch sehr jugendlich, dahinter würzig, kirschig, rauchig, tief, ein herrlich klarer Pinot-Duft, sehr gute Komplexität. Straffer Gaumen, strukturiert, saftig, klar definiert, der Wein ist dicht und doch federleicht, ungemein knackige Frucht, perfekt integriertes Holz, sehr gute Struktur, spannungsvoll, energetisch, hochelegant, ein Hit. Langer Abgang, sehr ausgewogen und mit sehr guten Reserven, Bravo! 2018-2028+, 18.5 vvPunkte, (93/100)

2009, Pierre Amiot, Morey-Saint-Denis 1er Cru Les Ruchots (100% Pinot Noir): Helles Rubin, schöner Glanz. Sehr offene Nase, breit gefächert, dennoch tief, rotfruchtige Aromen, Rauch, Gewürze, Trockenblumen, keine Spur des 2009er-Gummis, sehr gute Komplexität. Weicher, zugänglicher Gaumen, sehr feine und reife rote Beerenfrucht, auch hier würzige Komponenten, das Ganze getragen von feinsten Gerbstoffen, die Säure genau richtig dosiert, hier ist alles an seinem Platz, hochelegant, aktuell in einem idealen Trinkfenster, langer, feinwürziger Abgang. Wann, wenn nicht jetzt? 2017-2025+, 18.5 vvPunkte, (93/100)

Die nächste Serie war in meinen Augen die schönste und homogenste des Abends. Die grossen Namen bewiesen ihre Klasse und der Clos de la Roche von Michel Magnin deutete an, was in ihm steckt.

Die schönste Serie des Abends: Michel Magnin 2013, Dujac 2008 und Armand Rousseau 2003 und 2009 (c) vvWine.ch

2013, Michel Magnin, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Leuchtendes Rubin, jugendlicher Glanz. Sehr reduktive Nase, noch viel zu jung, doch da ist einiges an Tiefe mit im Spiel, dunkle und rote Kirschen, Blutorangen, sehr gute Komplexität. Straffer Gaumen, dicht, klar definiert, reine rote Frucht, Orangenzesten, markante Gerbstoffe und viel Säure, sehr jugendlich, noch ungestüm, dahinter würzig, das Holz wunderbar integriert. Sehr langer Abgang. Hier schlummert ein klasse Wein vor sich hin. Warten. 2022-2033+, 18.5+ vvPunkte, (92+/100)

2008, Dujac, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Mittleres Rubin, schöner Glanz. Sehr tiefe Nase, wow, das ist rauchig, floral, erdige Noten, welke Blätter, Trockenblumen, sehr verspielt, spannungsvoll, ein Wein zum Eintauchen, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff beginnend, dann weicher und weicher werdend, sehr saftige Frucht, rote Johannisbeeren, Kirschen, würzige Noten, auch Zwetschgen, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, die Säure ist markant, die Tannine aber bereits sehr gut eingebunden. Ausgesprochen langer Abgang. Ein Top-Wein der sich aktuell wunderbar trinkt und dennoch solide Reserven hat. 2017-2027+, 19 vvPunkte, (94/100)

2009, Armand Rousseau, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Leuchtendes Rubin, aufgehellter Rand. Offene Nase, was für ein Duft, anfangs Traubentrester, reife Trauben, Kirschen, Himbeeren, darüber florale Noten, Gewürze, ein Blumenstrauss an Aromen, mit mehr Luft immer tiefer werdend, man möchte Eintauchen, herrlich komplex. Der Gaumen beginnt seidenweich, der Wein ist füllig aber nicht schwer, saftige, rote Frucht, aromatisch dicht aber nicht überladen, mittlerer Körper, sehr gut strukturiert, Säure und Tannin perfekt ausgewogen, kompakt, saftig, klar und rein wie ein Bergbach. Das ist Noblesse pur, für mich der Wein des Abends. 2017-2035+, 19 vvPunkte, (96/100)

2003, Armand Rousseau, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): reifes Rubin, aufgehellter Rand. Die Nase ist offen wie ein Scheunentor, viel Gewürzbrot, reife rote Früchte, Heu, Gräser, Torf, auch dunkle Kirschen, ausgesprochen komplex und verführerisch. Sehr weicher Gaumen, auf den Punkt gereift, ungemein vollmundig, körperreich, ausladend, hedonistisch, einerseits warm anmutend, dann aber mit wunderbar lebendiger Säure, opulenter, erhabener und sehr langer Abgang. Sehr gelungener 2003er. Trinken. 2017-2025+, 19 vvPunkte, (95/100)

Die letzte Serie präsentierte sich dann wieder etwas uneinheitlicher. Während der junge 2013er-Wein von Lucien LeMoine überzeugte, wollten die Weine von Duband und Ponsot nicht so wirklich gefallen. Der blind eingeschenkte „Pirat“ war leicht als solcher zu identifizieren und polarisierte in dieser vom Pinot Noir geprägten Runde entsprechend.

Schwierige Lichtverhältnisse, leckerer Inhalt (c) vvWine.ch

2013, Lucien LeMoine, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): Strahlendes Rubin, aufgehellter Rand. Tiefgründige Nase, feinduftig, floral, feinwürzig, rein, noch jugendlich und verhalten doch sehr komplex. Der Gaumen ist straff, dicht, und saftig, sehr präzise, knackige Frucht, perfekt integriertes Holz, Johannisbeeren, Organgenzesten, markante Säure, fein gewobene Gerbstoffe, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, saftig und langanhaltend im Abgang. Ein Jungspund mit hervorragender Ausgewogenheit der Elemente, muss reifen. 2021-2034+, 19 vvPunkte, (94/100)

2002, Ponsot, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): reifes Rubin, heller Rand. Offene Nase, etwas gemüsig, Gurke, Fenchel, dahinter rote Beeren, Waldboden, sehr schöne Komplexität. Feiner, fast etwas leiser Gaumenauftakt, dann wird der Wein straffer, deutlich gereift aber nicht müde, rote Beerenfrucht, leichter Körper, abgeschmolzenes Tannin, die Säure stützt, aromatisch von guter aber nicht grosser Komplexität, im Abgang mittellang. Insgesamt sehr stimmig aber nicht gross. Trinken, 18 vvPunkte, (91/100)

2013, Valais Mundi, Electus (Assemblage aus 35% Cornalin, 28% Humagne Rouge, 18% Diolinoir, 9% Merlot, 8% Cabernet Sauvignon und 2% Cabernet Franc): Dichtes Rubin, schöner Glanz. Anfangs leicht animalische Nase, viele Brombeeren, etwas Cassis, ätherische Noten, Trockenblumen, sehr komplex aber in dieser Runde aromatisch aus der Reihe tanzend. Weicher Auftakt, wirkt warm, zu den dunklen Beeren gesellen sich mehr und mehr rote Früchte, würzige Noten, sehr gut integriertes Holz, strukturiert, dicht aber nicht plump. Im Abgang von sehr guter Länge. 2019-2033+ 18.5 vvPunkte, (92/100)

2014, David Duband, Clos de la Roche (100% Pinot Noir): helles Rubin, jugendlicher Glanz. Sehr offene Nase, viele Johannisbeeren, Cassis, rote Kirschen, dann auch krautige Noten, vegetal, gute Komplexität. Am Gaumen saftig, rotbeerig, fruchtbetont, solide strukturiert, bereits gut zugänglich aber wenig tiefe zeigend, wirkt fast etwas verloren, wackelig, eine schwierige Phase? Gute Länge im Abgang. Warten und hoffen. 17.5 vvPunkte, (88/100)

Es bleibt mir an dieser Stelle, dem Initiator und Organisator dieser Probe, Jean-Francois Guyard von Vinifera Mundi, zu danken. Die Probe war wie immer perfekt vorbereitet und dank einem kleinen Abstecher vor der Probe in die Küche, kann ich hier sogar noch ein paar schärfere Bilder liefern…

„Fast“ alle Weine des Abends (c) vvWine.ch
Armand Rousseau und Dujact überzeugten sehr (c) vvWine.ch)
Duband ernüchternd, Michel Magnin und Léchenaut sehr gelungen (c) vvWine.ch
Lignier Michelot, Lucien LeMoine, und Pierre Amiot zeigten Klasse (c) vvWine.ch
Muss sich nicht verstecken: 2015er Chlosterberg Pinot Noir vom Winzerkeller Strasser in Uhwiesen (c) vvWine.ch
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