Beobachtenswert: Domaine Antoine Lienhardt.

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Die Domaine Guyot-Lienhardt ist ein Familienbetrieb in der Gemeinde Comblanchien, einem bekannten Winzerdorf zwischen Dijon und Beaune an der Côte de Nuits im Burgund. Antoine Lienhardt ist bereits die vierte Winzergeneration, welche die Geschicke des Gutes leitet, das er 2011 von seinem Grossvater Maurice Guyot übernommen hat. Maurice ging bereits 1992 in Pension, lebt aber auch heute noch auf der Domaine.

Antoine Lienhardt verbrachte seine Lehr- und Wanderjahre in Chablis, Chambolle Musigny und Südafrika. Mit seiner grossen Passion für Natur, Kulinarik und Wein hat er sich mit dem Einstieg ins grossväterliche Weingut einen Traum erfüllt. Heute nennt sich das Gut Domaine Antoine Lienhardt und Antoine setzt konsequent auf nachhaltige, bio-dynamische Anbaumethoden. 2016 hat er die Bio-Zertifizierung ECOCERT angefragt, welche ab dem Jahrgang 2018 greifen wird.

Charaktervolle, elegante Weine auf den zweiten Blick: Domaine Antoine Lienhardt (c) vvWine.ch

Die Reben profitieren von einem mineralischen Terroir: direkt unter einer relativ dünnen Erdschicht liegt der berühmte Comblanchien-Kalk. Die Stöcke werden nach der «Guyot-Poussard»-Methode geschnitten, die Bodenarbeiten erfolgen mechanisch, seit dem Jahrgang 2015 werden die Weingärten sogar mit dem Pferd gepflügt. Rigide Laubarbeit sowie eine sorgfältige Selektion während und nach der Lese sorgen für qualitativ hochwertiges Traubengut.

Gekeltert werden die nicht entrappten Trauben (Ganztraubenvergärung), die Eingriffe während der rund 15tägigen Mazeration sind auf das Nötigste begrenzt, damit der Charakter des Pinot Noirs von mineralischen Böden in die Flasche bestmöglich zum Ausdruck kommt. Ausgebaut werden die Rotweine während 12 Monaten in lediglich 10% neuen Eichenfässern. Der Rest der Fässern wurde bereits 1 bis 3 Mal gebraucht. Das Resultat: Charaktervolle, strukturbetonte und elegante Weine, welche weniger durch Kraft sondern vielmehr durch Finesse bestechen und die kargen Böden der Appellation auf eine eigenständige Art und Weise reflektieren. Nachfolgend meine Eindrücke.

Traditioneller Stil: 2014, Côte de Nuits-Village „Les Essards“, Domaine Antoine Lienhardt (c) vvWine.ch

2014, Côte de Nuits-Village Les Essards, Domaine Antoine Lienhardt, Comblanchien, Burgund (100% Pinot Noir). Mittleres Rubin, aufgehellter Rand. Angenehme Nase, mittlere Intensität, dunkle und rote Beeren, Granatapfel, Himbeeren, Blutorangen, Kohle, Stroh, sehr gute Komplexität. Straffer Auftakt, markantes, teils etwas grünes Tannin (der Nachteil der Ganztraubenvergärung in einem herausfordernden Jahr), leichter Körper, gut integrierte Säure, aromatisch auf der rotfruchtigen Seite, die Blutorangen wiederholen sich. Im Abgang von mittlerer Länge, endet auf eine dezente Bitternote. Ein rustikaler Wein mit Charakter, benötigt etwas Luft und einen deftigen Speisebegleiter. Jetzt (dekantieren) bis 2025+ geniessen. 17 vvPunkte (86/100).

2014, Côte de Nuits-Village Les Plantes aux Bois, Domaine Antoine Lienhardt, Comblanchien, Burgund (100% Pinot Noir). Mittleres Rubin, aufgehellter Rand. Anfangs leicht reduktive Nase, braucht Zeit sich zu öffnen. Mit mehr Luft dunkelfruchtige Aromen, Pflaumen, schwarze Kirschen, Holunder, dezent Stall, darüber florale Noten, sehr gute Komplexität. Schlanker, straffer Auftakt, strukturbetont, steinig, kühl anmutend, feines aber markantes Tannin, knackige Säure, wild und mit eher karger, roter Beerenfrucht, wieder Holunderaromen, leichter Körper, sehr schöne Eleganz. Im Abgang mit guter Länge, endet feinwürzig. Ein männlicher und dennoch hocheleganter Pinot mit schöner Mineralik und Luft nach Oben. Jetzt (dekantieren) bis 2026+ geniessen. 17+ vvPunkte (88+/100)

2014, Côte de Nuits-Village Aux Vignots, Domaine Antoine Lienhardt, Comblanchien, Burgund (100% Pinot Noir). Mittleres Rubin, aufgehellter Rand. Angenehm tiefe Nase, wirkt etwas fruchtiger als seine beiden Brüder, zeigt Kirschen, Johannisbeeren, Torf, Trockenkräuter, Schwarzteearomen sowie Lakritze, sehr schöne Komplexität. Im Auftakt weich, fruchtbetont, deutlich rote Kirschen, Johannisbeeren, Blutorangen, fein gewobenes, markantes Tannin, knackige, gut integrierte Säure, leichter bis mittlerer Körper, sehr gute Struktur, zeigt viel Trinkfluss. Endet angenehm lang, würzig und mit Noten von Blutorangen. Der zugänglichste und gleichzeitig ausgewogenste Wein des Dreiergespanns. Jetzt bis 2027+ geniessen. 17.5 vvPunkte (89/100)

Charakter und Eleganz statt Holz und eine dunkle Farbe (c) vvWine.ch

Nein, es sind keine einfachen Weine sondern Weine, in die man Eintauchen muss. Sie können und müssen etwas reifen. Die rustikale, karge Art verunsichert anfangs etwas, doch alle drei Weine bestechen im Charakter durch ihre Gradlinigkeit und Authentizität. Es sind keine holzgeschminkten Schmeichler sondern vielmehr schlanke, strukturbetonte Pinots mit klassischem Profil und viel Eleganz. Einzig der konsequente Einsatz der Ganztraubenvergärung könnte meines Erachtens im Jahrgangskontext stärker hinterfragt werden, denn gewisse Grüntöne sind vor allem beim «Les Essards» nicht von der Hand zu weisen. In der Annahme, dass sich der Winzer dessen bewusst ist, gehört die Domaine dennoch zu den beobachtenswerten Weingütern in der «vernünftigen Preisklasse». Und ja: die Jahrgänge 2015 und 2016 versprechen ausgezeichnet zu werden.

Die Weine kosten alle knapp CHF 30.– und sind bei Staldenwein erhältlich.

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