Weingut Gabel, Pfalz.

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Weingut Gabel, Pfalz (c) vvWine.ch

Die Pfalz hat sich über die letzten Jahre zu einem wahren Mekka für spannende Weinbau-Betriebe entwickelt. Das Weingut Gabel war mir bisher allerdings unbekannt, und dies, obwohl das Gut auf eine 350-jährige Tradition zurückblicken darf. Über Generationen wurde hier schon naturnah und mit grossem Fokus auf Nachhaltigkeit gearbeitet.

Aufgrund von vielen positiven Stimmen auf sozialen Kanälen wollte ich mir unbedingt selber ein Bild dieser Weine machen. Oliver Gabel war so freundlich, mir eine kleine Auswahl seiner Weine zuzusenden.

Oliver, der nach seinen Lehr- und Wanderjahren durch Baden, Bordeaux, Burgund und Südafrika bereits 2008 gemeinsam mit seiner Schwester die ersten Gabel-Weine ausgebaut hat, leitet seit 2014 das Familienunternehmen und prägt dieses mit seinem Stil. Sein Ziel: markante und elegante Weine zu keltern, die ihre Herkunft zeigen.

Kalkböden sind ideal für Burgundersorten, zwei Weiss- und ein Spätburgunder des Weingut Gabel, Pfalz (c) vvWine.ch

Aktuell ist das Weingut Gabel in der Umstellung zum biologischen Anbau. Die Kalkböden in und um Herxheim, welche teilweise durch eine Lehm-Löss Auflage ergänzt werden, bieten eine ideale Grundlage für die Produktion von Burgunderweinen, insbesondere Spät- und Weissbrgunder.
Die allermeisten Weine werden spontan vergoren (die von mir verkosteten alle).

Kraftvoll und feinwürzig: 2016, Weissburgunder Tradition, Weingut Gabel, Pfalz (c) vvWine.ch

2016, Weissburgunder Tradition, Weingut Gabel, Pfalz, Deutschland. Dieser Weissburgunder wurde im Doppelstück spontan vergoren. Interessanterweise handelt es sich dabei um ein Fass aus Pfälzer Eiche.

Kräftiges Goldgelb, schöner Glanz. Die Nase zeigt direkt nach dem Öffnen intensive Aromen von Apfel, Pfirsich, Latwerge, Honig angetrocknete Gräser, sehr gute Komplexität. Am Gaumen bereits im Auftakt mit viel Schmelz, mittlerer Körper, gute Strutkur, sehr satte Frucht, deutlich Apfel, weisser Pfirsich und reife Zitrone, getragen von einer gut eingebundenen Säure, der Alkohol genau richtig dosiert, komplex ohne zu überfordern, im Abgang von sehr guter Länge, endet mit viel Schmelz auf eine feinwürzige Note. Ein kräftiger Weissburgunder der gut und gerne etwas weisser Spargel mit Rohschinken verträgt. Jetzt bis 2022 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).

Rubensfigur mit Eleganz: 2015, Weissburgunder Steig, Weingut Gabel, Pfalz (c) vvWine.ch

2015, Weissburgunder Steig, Weingut Gabel, Pfalz, Deutschland. Der Weissburgunder Steig wurde in Barrqiues und Tonneaux vergoren und erst dieses Jahr unfiltriert abgefüllt, nachdem er ein Jahr auf der Vollhefe lag. Die Fässer sind von Damy und hauptsächlich aus Vogesenholz hergestellt.

Kräftiges Goldgelb, jugendlicher Glanz. Sehr intensive, ja fast schon opulente Nase, reifer Apfel, Melone, Aprikose, Pfirsich, mit mehr Luft auch Zartbitter-Orangen, Honig und Heu, sehr gute Komplexität. Der Gaumen beginnt kraftvoll und körperreich, die Frucht ist konzentriert, tendiert in Richtung reife Aprikose und exotische Früchte, dazu schwingt eine an Mandeln erinnernde Aromatik mit, sehr gute Struktur, viel Schmelz und eine nicht zu dominante Säure, die 13.5% Alkohol sind spürbar aber nicht störend, sehr komplex und mit langem, salzig-mineralischem Abgang. Dieser Weissburgunder aus dem Sonnenjahr 2015 leugnet seine Herkunft nicht, trotz Rubensfigur präsentiert sich dieser Wein elegant und präzis, unbedingt zum Essen servieren, warum nicht zu einer mit Mozarella und Orangenschnitzen gefüllten Poulet-Brust? Jetzt bis 2022+ geniessen, 18 vvPunkte (91/100).

Holzbetont aber ausgewogen am Gaumen: 2014, Spätburgunder Honigsack, Weingut Gabel, Pfalz (c) vvWine.ch

2014, Spätburgunder Honigsack, Weingut Gabel, Pfalz, Deutschland. Dieser Wein wurde spontan auf der Maische vergoren, während rund 12 Monaten in Barrqiues verschiedener Tonnelerien gelagert und dann unfiltriert abgefüllt.

Helles Rubin, weisslicher Rand. Offene, intensive Nase, deutliche Röstaromen, viel Vanille, Sägemehl, Räucherspeck, würzige Noten, Ingwer, Walderdbeeren und etwas Blutorange, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich und mit viel Schmelz beginnend, das Holz ist nicht so dominant wie die Nase vermuten lässt, ungemein cremig, dabei aber nicht breit sondern sehr ausgewogen, eine gut integrierte Säure stützt, keinerlei Alkoholüberhang (lediglich 13%), strukturiert, dicht aber nicht schwerfällig, Aromen von Himbeeren, Walderdbeeren, roten Johannisbeeren sowie eine exotische Würze, sehr gute Komplexität, der Abgang ist saftig und wieder sehr würzig, zeigt Spannung und viel Länge. Vermutlich würde ich diesen Pinot blind eher in der Bündner Herrschaft als in der Pfalz ansiedeln, er gefällt durch seine wunderbare Ausgewogenheit am Gaumen, etwas weniger Holzeinfluss würde diesem Wein in meinen Augen aber gut tun, doch das ist Kritik auf hohem Niveau. Ein sehr gelungener Wein, 18 vvPunkte (90/100).

Spätburgunder Honigsack und Kapseln des Weingut Gabel, Pfalz (c) vvWine.ch

Fazit: Die Gabel-Weine sind gekonnt vinifiziert und bieten hervorragenden Trinkspass fürs Geld. Aufgrund ihrer sehr soliden Struktur und Fülle sollten alle drei Weine idealerweise zum Essen genossen werden. Natürlich braucht’s dann neben Gabel auch etwas Messer. Meine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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