DIE 5 GRAND CRU DES JAHRGANGS 2016 VON DER DOMAINE DE LA ROMANÉE-CONTI.

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Der Titel sagt es: Drei der acht Grand Cru der Domaine de la Romanée-Conti aus dem Jahrgang 2016 konnte ich am diesjährigen Martel-Event nicht probieren. Die Lagen Montrachet, Échézeaux und Grands-Échézeaux waren 2016 stark vom Frühlingsfrost betroffen, so dass nur rund 10% der normalen Erntemenge eingefahren werden konnte.

Ein Privileg, dabeisein zu dürfen (c) vvWine.ch

Den Montrachet 2016 wird es lediglich als gemeinschaftlich produzierten Wein geben, zu welchem die verschiedenen Besitzer von Reben in der Lage Montrachet ihre Mini-Ernte beitragen. Ich kann mir vorstellen, dass dieser einmalige «Special Cru» preislich in äusserst interessante Dimensionen vorstossen wird… Die ebenfalls verschwindend kleinen Erntemengen aus den Lagen Échézeaux und Grands-Échézeaux wurden bei DRC zwar zu Wein verarbeitet, doch dieser wurde ausschliesslich in Magnum-Flaschen gefüllt, die gemäss den Aussagen von Aubert de Villaine auf der Domaine bleiben werden.

Das Jahr 2016 war ein Jahr zwischen Himmel und Hölle. Auf einen milden und regnerischen Winter folgte ein ebenso feuchter Frühling. Nicht weniger als 35 mal wurde bei DRC gegen Mehltau gespritzt (zum Vergleich: Im Jahr 2015 war kein einziger Spritzdurchgang nötig). Kein guter Anfang war das also, und die verheerenden Frühjahrsfröste trugen ihren Teil zum Höllen-Teil des Jahrgangs bei. Doch dann, ab Juni, drehte der Wind, und ein herrlicher, warmer und sonniger Sommer lies die Trauben perfekt ausreifen. Plötzlich sah 2016 wieder nach Himmel aus und zwischen dem 22. und 30. September wurden zwar wenige aber kerngesunde Trauben geerntet. Die Mengen beim Corton und La Tache waren befriedigend, bei Romanée-Saint-Vivant und Richebourg fiel die Ernte sehr klein aus und von Échézeaux und Grands-Échézeaux werden wie oben erwähnt nur wenige Magnums produziert.

Jan Martel und Aubert de Villaine erzählen über den Jahrgang 2016 (c) vvWine.ch

110 Gäste waren an diesem Abend bei der exklusiven Martel-Probe anwesend. Über 1000 Gläser hatte das Martel-Team vorgängig aviniert und mit den kostbaren Tropfen aus 2016 befüllt. Die Organisation war wie immer perfekt orchestriert und per Video-Botschaft fasste Aubert de Villaine den Jahrgang 2016 für die Degustations-Teilnehmer zusammen.

Anschliessend verkostete ich die noblen Weine in aller Ruhe. Anstelle des fehlenden Montrachet 2016 wurde der 2014er serviert, den ich vor zwei Jahren bereits verkosten durfte (hier geht’s zu den Notizen aller 2014er Wein der DRC). Und statt den beiden nicht verfügbaren Rotweinen gab es zum Schluss der Probe einen gütigen Schluck 2009er Échézeaux sowie einen 2003er Grands-Échézeaux.

Enormer Aufwand: 1000 Gläser für 110 Gäste (c) vvWine.ch

Hier sind meine Notizen, welche wie immer Momentaufnahmen sind und die effektive Grösse dieser Weine nur anskizziere können.

2014, Montrachet Grand Cru , Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Goldgelbe Farbe, grünliche Reflexe. In der Nase nussige Noten, dazu exotische Früchte, Rauch, weisse Blüten, steinig, kühl, nobel und ausgesprochen komplex. Der Gaumen ist weich, füllig, bleibt dabei aber hochelegant, die Frucht wirkt knackig, saftig und wird von einer wunderbaren Säure getragen. Im Abgang würzig und von ausgezeichneter Länge, endet auf Crème brûlée. Der Wein zeigt noch immer viel Opulenz, die Mineralik ist heute jedoch stärker akzentuiert, als es dies bei der Probe vor zwei Jahren der Fall war. Jetzt bis 2035. 19 vvPunkte (96/100).

2016, Corton Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Erstaunlich dichtes Rubin. Intensive Nase, sehr fruchtbetont, deutlich feinduftiger um nicht zu sagen femininner als ich Corton sonst kenne, viel Sauerkirsche, reife Himbeeren, ungemein rein und sauber, fast schon kitschig schön. Im Gaumen zugänglich und charmant, schlank, frisch, ruhig und ausgewogen, man möchte gleich schlucken, die Frucht harmoniert mit einer feinen Würze, welche sich im Abgang in Richtung Weihnachtsgewürze akzentuiert. Was für ein wundervoller Einstieg. 2020-2035+, 18.5 vvPunkte (93/100).

Wegen Frost: Vom 2016er konnte ich «nur» 5 Grand Cru probieren (c) vvWine.ch

2016, Richebourg Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Mittleres Rubin. Anfangs deutlich vom Holz geprägt, sehr viel Rauch, Speck, dahinter Kirschen, Blutorangen, Gewürze, Gräser, baut mit Luft aus, verändert sich am deutlichsten, das Holz rückt mehr und mehr in den Hintergrund, die Nase wird immer komplexer. Der Gaumen ist ausgewogen und bereits wunderbar zugänglich, feine Textur, reife Gerbstoffe, zeigt Opulenz, bleibt jedoch hochelegant, aromatisch wieder mit Kirschen und Blutorangen, endet sehr langanhaltend. Ein Wein, der Zeit braucht, dürfte mit mehr Reife noch deutlich zulegen, daher die Bewertung mit einem Plus. 2028-2040, 19+ vvPunkte (96+/100).

2016, Romanée-Saint-Vivant Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Leuchtendes, dichtes Rubin. Was für ein Duft, ich gesteht, ich habe ein Faible für diesen Wein, doch das ist wirklich zum eintauchen schön und super komplex: Schwarze Kirschen, Orangen, Hagebutte, Stroh, Veilchen, ein betörender Blumenstrauss von Aromen. Der Gaumen ist gradlinig, straff, ungemein präzis, die saftige Frucht wird getragen von einem Struktur-Korset aus reifen, feinmaschigen Gerbstoffen und einer perfekt dosierten Säure. Die Harmonie zwischen Säure und Gerbstoff ist hier schlicht genial, der Wein scheint Jahr für Jahr grösser zu werden, überflügelt den bereits wunderbaren Richebourg für mich einmal mehr. Der Abgang ist sehr lang und zeigt neben floralen Rückaromen auch einiges an Würze. Oh Yes I Must Confess That I Love You… 2026-2045+, 19.5 vvPunkte (98/100).

Das Bessere ist der Feind des Guten: RSV, La Tâche und Romanée-Conti (c) vvWine.ch

2016, La Tâche Grand Cru Monopole, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Mittlers Rubin. Der Duft ist wie ein Mix aus Romanée-Saint-Vivant und Richebourg. La Tâche ist wie Richebourg etwas deutlicher vom Holz geprägt als RSV, mit Luft aber zeigt sich eine super Komplexität: Noten von Himbeeren, Kirschen, Blutorangen, Rauch, getrocknete Rosenblüten, Hagebutte, tiefgründig, nobel, erhaben, verspielt. Im Auftakt erstaunlich zugänglich, packt dann zu, zeigt eine enorme Konzentration, bleibt dabei aber schwerelos, scheint über der Zunge zu schweben, höchste Gerbstoff-Qualität, sensationele Frische. Im Abgang von ausgezeichneter Länge, endet auf eine kräuterhafte Würze. Fantastisch. Ein Wein mit Biss und enorm viel Eleganz. 2025-2045+, 19.5 vvPunkte (98/100).

2016, Romanée-Conti Grand Cru Monopole, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Leuchtendes Rubin. Die Nase ist tiefgründig, distinguiert, kühl, aristokratisch, zeigt neben dunklen Kirschen auch rote Früchte, krautige Noten, Rauch, Holzkohle, Schwartee, Gewürze, Pfeffer, ein Gedicht. Der Auftakt ist eindrücklich, üppig, vollmundig, reichhaltig und dennoch sehr elegant, eine Wucht ist das, an Dichte und Konzentration kaum zu überbieten, und dennoch ohne jegliche Schwere, alles ist an seinem Platz, die Gerbstoffe sind kaum spürbar, so fein gewoben sind sie. Vertikalisiert steht der Wein im Glas, in Schönheit ist er kaum zu überbieten. Nach dem perfekten 2015er einmal mehr ein Wein, der mich von A-Z beeindruckt, wenn auch ich den 2016er aktuell leicht hinter dem 2015er sehe. So oder so: Dies ist ein Monument. Schön wäre es natürlich, wenn ich dereinst einmal den 15er mit dem 16er vergleichen könnte lieber Jan ;-)… 2028-2050, 20 vvPunkte (99+/100).

Die beiden reifen Jahrgänge 2003 und 2009 (c) vvWine.ch

2009, Échézeaux Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Reifes Rubin, aufgehellter Rand. Charmante, verführerische Nase, überstrahlt anfangs den 2003er Grands-Échézeaux mit intensiven Düften nach Gräsern, Kräutern, reifen, roten Beeren, etwas angebranntem Holz und Tee. Der Gaumen ist vollmundig, üppig, man spürt das warme Jahr, doch trotz einer gewissen Fülle wirkt der Wein äusserst ausgewogen und erstaunlich frisch, die Frucht wird von bereits gut abgeschmolzenen Tanninen getragen, eine milde Säure zieht den Wein in den langanhaltigen, nussig-würzig Abgang. Aktuell mit ca. 1 Stunde Dekantierzeit sehr schön zu trinken, jetzt bis 2033+, 19 vvPunkte (94/100).

Ziemlich viel DRC auf einen Abend (c) vvWine.ch

2003, Grands-Échézeaux Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Reifes Rubin. Die Nase anfangs etwas befremdlich, erinnert mit Erdbeer-Aromen fast etwas an einen Chateauneuf-du-Pape, da sind deutlich eingekochte Früchte wahrzunehmen, Anflüge von Rumtopf, Weihnachtsgewürze und auch animalischen Noten. Die Nase brauchte viel Zeit, entwickelte sich dann jedoch positiv. Nach ca. 45 Minuten blüht der Wein förmlich auf, die animalischen Noten veschwanden, der Duft wurde frischer, jugendlicher, floraler. Im Gaumen von Anfang an sehr schön, trotz warmem Jahr ist hier keine Schwerfälligkeit im Spiel, im Gegenteil, der Wein zeigt Eleganz, eine sehr gute Struktur und wirkt erstaunlich frisch. Der Abgang ist von ausgezeichneter Länge, florale Retro-Aromen kompletieren das Bild. Ein top Beispiel, wie schön auch Weine aus dem Jahr 2003 reifen können. Jetzt (unbedingt dekantieren) bis 2030+, 19 vvPunkte (95/100).

Danke, liebes Martel Team (c) vvWine.ch

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Jan Martel und sein ganzes Team. Es ist eine grosse Ehre, bei so einem exklusiven Event dabei sein zu dürfen.

9 Kommentare
  1. Stefan
    Stefan says:

    Sehr schöner Bericht. Leider konnte ich bei der Verkostung nicht dabei sein. Ich freue mich schon jetzt den RSV welcher mir zugeteilt worden wurde uns jetzt in meinem Keller die nächsten paar Jahre auch mich wartet.

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  2. Rainer
    Rainer says:

    Super-Notizen, vielen Dank.
    Ja, die grössten DRC-Weine sind wohl die Mona Lisas der Weinwelt, vielleicht DIE Messlatte für alle Pinot Noir Weine auf diesem Planeten.
    Ich verstehe daher nicht, warum Weine mit einem solchen Anspruch (und Preis) einen Korkverschluss haben – ein Verschluss, der seinen Inhalt nach dem Zufallsprinzip mehr oder weniger negativ beeinflusst.

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    • adrian.vanvelsen
      adrian.vanvelsen says:

      Hallo Rainer, danke für die Rückmeldung und keine Frage: DRC ist definitiv eine Messlatte… Mit der Frage nach dem Verschluss tust du natürlich ein Fass auf. Ich habe von Spitzenwinzern oft gehört, dass Schrauber natürlich eine sehr stabile Lösung sind, die Akzeptanz bei der Kundschaft aber fehle… Vergleichsproben haben zudem gezeigt, dass die absolut besten Weine jeweils diejenigen mit Korkverschluss waren (es lebt wohl etwas mehr…) – dagegen spricht dann natürlich, dass bei den gleichen Proben auch die absolut schlechtesten Weine solche mit Kork waren (es lebt auch in eine falsche Richtung, je nach dem…). So gibt es zum Stichwort Verschluss wohl viel um nicht zu sagen endlosen Diskussionsstoff. Ich freue mich, egal mit welchem Verschluss, dennoch über jede Flasche DRC, die ich geniessen darf. Weinfreundliche Grüsse, Adrian

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  3. Katarina
    Katarina says:

    Du bist zu beneiden Adrian, an solch einen Event eingeladen zu werden. DRC, wouw! Ich würde wahrscheinlich total ehrfürchtig vor den Gläsern sitzen und keinen Schluck runter bekommen. Oder einfach kaum was schmecken, weil ich ständig denken würde, das sind die besten Pinots der Welt und müssen auch so schmecken. So erging es mir jedenfalls, als ich ein einziges Mal einen DRC trinken konnte. Das war Anfang der Nullerjahre in einem Restaurant in Zürich. Es war der Echezeaux. Den Jahrgang weiss ich nicht mehr so genau, 1997 oder 1998 glaube ich. Das einzige was in Erinnerung blieb war, dass nicht wirklich viel in Erinnerung blieb. Der Wein schmeckte gut, daran kann ich mich zwar noch erinnern, aber gross, grossartig oder umwerfend fand ich ihn nicht. Er blieb mir jedenfalls nicht als solcher in Erinnerung. Vielleicht war die Flasche ja auch von Rudy. Obwohl, das war etwas zu früh für Rudy und er soll ja beim Geschmack immer richtig gelegen haben. Bei Martel kann man sich jedenfalls sicher sein, woher die Flaschen stammen, was ja leider sonst bei DRC auf dem Markt nicht immer so der Fall sein soll.

    VG
    Katarina

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    • adrian.vanvelsen
      adrian.vanvelsen says:

      Hallo Kararina, danke für die Rückmeldung. Einfach um hier klarzustellen, da das Wort „eingeladen“ in diesem Kontext schon mal für Unklarheieten gesorgt hat.. „Eingeladen“ werde ich an den Event, doch ich bezahle für diesen Event wie jeder andere Teilnehmer auch einen nicht ganz zu vernachlässigenden Betrag aus meiner eigenen Hosentasche. Für mich gehört DRC wirklich zum Grössten was es gibt in Sachen Pinot, gut möglich aber, dass du mit Echezeaux 1997 oder 1998 a) einen relativ jungen Wein und b) vielleicht auch nicht grad den „grössten Wein“ der DRC im Glas hattest. Echezeaux wird (on average) mit 88 (1997) resp. 90 (1998) bewertet – was deinen Eindruk von gut aber nicht outstanding durchaus bestätigt. Ich kenne nur den Richebourg 1998 und dieser schmeckte aus der Magnum vor rund 2 Jahren fantastisch… Herzliche Grüsse, Adrian

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  4. Katarina
    Katarina says:

    Hallo Adrian, vielen Dank für den Hinweis. Das hatte ich so deinem Beitrag nicht entnehmen können. Da war die Rede von „Gästen“ und „Degustations-Teilnehmern“ und am Ende hast du diesen Satz geschrieben: „An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Jan Martel und sein ganzes Team. Es ist eine grosse Ehre, bei so einem exklusiven Event dabei sein zu dürfen.“ Da habe ich nicht heraus lesen können, dass ein hoher Betrag erforderlich war für die Teilnahme. War bestimmt recht kostspielig. Tut mir leid das Missverständnis. Dass du bereit bist für eine Degustation viel zu bezahlen zeigt aber, du bist ein echter Wein-Aficionado! Ich hoffe ich darf das so sagen.
    Viele Grüsse Katarina

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    • adrian.vanvelsen
      adrian.vanvelsen says:

      Natürlich darfst du das so sagen und es ist mir wichtig, dass die LeserInnen von vvWine wissen, dass vvWine nicht käuflich ist. Wir schreiben hier über die Weine, die Spass machen resp. welche in Sachen Qualität oder Qualität/Preis-Relation top sind. Natürlich werden wir an die „normalen Degus“ eingeladen – sprich, wir bezahlen dort keinen Eintritt und erhalten meist auch ein Tischlein (ohne deck-dich), damit wir unsere Eindrücke festhalten können. Auch erhalten wir relativ oft Musterflaschen von Händlern, welche wir dann beschreiben, wenn sie wie oben beschrieben „beschreibenswürdig“ sind. Was nicht gefällt, wird einfach nicht beschrieben – schliesslich schreiben wir in der Freizeit und die ist, wie bei allen anderen Menschen auch, sehr kostbar. Herzlich, Adrian

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      • Alexander Kraft
        Alexander Kraft says:

        Hi Adrian, it’s an honor to meet you here. I’m from Monaco, France, and I’m also a big fan of Romannicotti. Because I still lack knowledge in this field, I hope to have the opportunity to communicate with you.

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