Verdeca und Malbec: eine Provokation!

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Normalerweise schreibe ich nur über Weine, die qualitativ sehr gut oder top sind UND die mir auch stilistisch gefallen. Heute mache ich einmal eine Ausnahme, denn Letzteres trifft auf diese beide Weine nicht zu. Wollte mich Smith & Smith damit einfach nur provozieren? Ich weiss es nicht. Auf jeden Fall aber lösten die Weine spontan einen (Be-)schreibreflex aus, vielleicht gerade weil sie so gar nicht auf meiner stilistischen Linie liegen.

Wie ein Frucht-Cocktail auf einem von der Sonne aufgeheizten Felsvorsprung: 2017 Verdeca ASKOS (c) vvWine.ch

2017, ASKOS Verdeca, Valle d’Istria IGT, Masseria Li Veli, Cellino San Marco, Apulien, Italien (Verdeca, Fiano, Minutolo, im Stahltank ausgebaut). Kräftiges Goldgelb. Sehr intensive und komplexe Nase, deutlich reifer Apfel, Mango, Bananen. Limetten, Zitronenmelissen, Pfefferminze. Im Auftakt weich und sehr kraftvoll, reife Frucht, voluminöser Körper, zeigt Rundungen, hat Charme, die süsslich anmutende Fülligkeit wird durch eine moderate Säure abgemildert, neben Zitrus- Exotischen Früchten zeigt der Wein auch deutlich salzige Noten. Das ist wie ein Frucht-Cocktail auf einem von der Sonne aufgeheizten Felsvorsprung der ab und zu von einem Spritzer salzigem Meerwasser überspült wird. Im Abgang von wunderbarer Länge, macht – trotz 14% Alkohol – Lust auf den nächsten Schluck. Nein, das ist kein eleganter oder gar frischer Wein, aber eine aromatisch sehr interessante Kuriosität, die viel Druck und eine sehr gute Komplexität zeigt. Wer diesen Wein, gut gekühlt zu einem mediterranen (Fisch-)Gericht serviert (wir haben dazu Mini-Knäckebrote mit Butter und Sardellenfilets genossen, was eine wunderbare Kombi war), dürfte viel Freude daran haben. Jetzt bis 2022 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100).

Perfekt vinifiziert, ohne Ecken und Kanten: 2015, «Siglo» Malbec, Mendoza Club (c) vvWine.ch

2015, SIGLO, Mendoza Club, Mendoza, Argentinien (100% Malbec, in gebrauchten, französischen Barrique-Fässern ausgebaut). Jugendliches Rubin. In der Nase ein Fruchtkonzentrat, viele reife Brombeeren, eingemachte Pflaumen, darüber rauchige Noten, kühler Kamin (Asche), getrocknete Kräuter, sehr gute Komplexität und ohne jegliche Holzdominanz. Im Auftakt süsslich und sehr vollmundig, kraftvoll und mit viel Körper, die 15% Alkohol machen sich selbst bei kühler Temperatur bemerkbar, verleihen dem Fruchtkonzentrat zusammen mit den sehr feinen, mässig ausgeprägten Tanninen Struktur, aromatisch wieder mit vielen dunklen Beeren und einer feinen Würze. Im Abgang von solider Länge. Ein in sich stimmiges New-World Paket, das bei so manchem Grillabend unter bärtigen Hipstern den Pegel und die Stimmung heben dürfte. Sehr sauber vinifiziert und mit – das ist das Positive – keiner unnötigen Holzschminke überdeckt. Stilistisch aber treffen hier Welten aufeinander. Auf der einen Seite ein Wein mit warmen Frucht-Aromen, weichem Körper und kuschligem Schmelz, modern vinifiziert, ohne jegliche Ecken und Kanten, auf der anderen Seite ein Verkoster, der seinen Hang zu Terroir, Frische und Eleganz nicht verleugnen kann und mit diesem Rubens-Tropfen schlicht nichts anfangen kann. Jetzt bis 2022 aus grossen Gläsern aber bitte kühl geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).

Beide Weine sind bei Smith & Smith erhältlich.

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