Zwei junge Wilde vom Schiefer!

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Schieferböden sind in so manch renommierten Weinbaugebieten der Welt vorhanden. Man findet das grobkristallene und dünn geschichtete, schwarze Gestein z.B. in Swartland, an der Nordrhone, der Loire sowie im Douro-Tal und im Priorat. Auch Deutschland ist mit den gut erwärmbaren Steinplatten, welche den Weinen angeblich eine markante Mineralität verleihen, gesegnet. Besonders berühmt sind die Schiefersteillagen an der Mosel und im Ahr-Tal. Das führt mich zu den beiden Spitzenproduzenten Daniel Vollenweider (Mosel) und Meyer-Näkel (Ahr), welche beide über alte Rebstöcke verfügen, und daraus Weine mit viel Finesse und Charakter in die Flasche bringen.

Die 0,5 Hektar grosse Einzellage „Schimbock“ ist teilweise von alten Trockenmauern umgeben und hat eine beachtliche Hangneigung von über 70%. Die bis zu 80-jährigen Reben stehen auf Böden mit grauem und blauem Schiefer und können aus nachvollziehbarem Grund nur manuell bearbeitet werden. Die Trauben für den Schimbock werden von Hand gelesen, mit einer alten Korbpresse verarbeitet und anschliessend spontan vergoren. Der Ausbau findet in grossen, alten Holzfässern statt.

2015, Weingut Daniel Vollenweider Riesling Schimbock, Mosel: Strahlendes, mittleres Zitronengeld. Mein erste Gedanke als ich meine Nase zum ersten Mal ins Glas halte: das ist Mosel! Unglaublich klare und leicht reduktive Aromatik nach grünem Apfel, Limette, weissem Pfirsich, Heu, Minze, Streichholz und etwas Feuerstein. Der Wein hat enorm viel Zug am Gaumen, wirkt elegant und straight, die Säure ist reif, zupackend und prescht wie ein Stich über die Zunge. Die Frucht tritt etwas in den Hintergrund und so duellieren sich Aromen von Salzzitrone, Grapefruit und gelbem Apfel mit erdigen und mineralischen Komponenten. Im Abgang lang, enorm klar und mit erfrischendem Säurekick.

Der Spagat aus Extrakt und purer Finesse ist sehr gut gelungen. Dabei wirkt alles wie aus einem Guss, in sich ruhend und dennoch strotzt der Wein nur so vor Energie. Für mich ein absoluter Charakterwein mit sehr viel Eleganz und Präzision: Schiefer-Riesling auf GG-Niveau! 2019 bis 2028, 18,5 vvPunkte (92/100).

Der Wein ist in der Schweiz bei Gerstl Weinselektionen erhältlich.

Der Spätburgunder „S“ von Meyer-Näkel besteht aus einer Selektion von alten Rebstöcken aus verschieden Lagen. Praktisch alle weisen einen hohen Anteil Blauschiefer aus, sind steil und terrassiert. Die Trauben werden in niedrigen Erträgen von Hand gelesen und schonend verarbeitet. Ausgebaut wird der Wein für 10 Monate in französischen Barriques mit 50% Neuholz Anteil.

2014, Weingut Meyer-Näkel Spätburgunder „S“, Ahr: Jugendliches Rubinrot mit Purpur-Reflexen. Braucht etwas Belüftung, danach strömen vielschichtige Aromen von roten und schwarzen Kirschen, frischen Brombeeren, Kräutern, Gräsern, Leder, Nelken, Bitterschokolade und Schwarzbrot aus dem Glas. Beginnt am Gaumen saftig, straff, mit kompaktem Bau und eleganter Struktur. Die Tannine sind sehr gut verwoben und die Säure wirkt frisch und lebendig. Würzige Frucht, Schwarzkirschen, getrocknete Preiselbeeren, Zwetschgen, Zimtstangen, weisser Pfeffer und Heu. Sehr langer, leicht salziger Abgang mit Finesse und Biss.

Ein sehr schöner Schiefer-Pinot mit vorbildlich integriertem Holz und viel Frische. Darf natürlich noch etwas liegen, macht aus einem grossen Glas aber bereits jetzt viel Spass! Jetzt bis 2026, 18 vvPunkte (91/100).

Der Wein ist in der Schweiz bei Boucherville in Zürich erhältlich.

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