Bitte nicht weitersagen; die Weine von Alain Chabanon sind grossartig!

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Vor einigen Monaten erhielt ich eine eMail von Peter Kuhn. Darin erwähnte Peter einen südfranzösischen Wein, den ich bisher absolut nicht auf dem Radar hatte, wie folgt: «Wenn Sie Tiefe, distinguirte Würze, Kraft, Geschmeidigkeit und Eleganz schätzen und wenn Sie Fülle und Schmelz lieben, aber Schwere und Mastigkeit gar nicht, dann werden Sie mit den Weinen von Alain Chabanon viel Freude erleben.» Nun, viel schmackhafter kann man mir einen Wein natürlich nicht machen und so bestellte ich mir einen 6er-Karton davon, querbeet, von der Basis-Cuvée bis zum Aushängeschild des Weingutes.

Nach seinem Studium in Bordeaux und Montpellier hat Alain Chabanon beim Kultwinzer von Ch. Montus, Alain Brumont (über dessen Weine wir u.a. hier schon berichtet haben), viel gelernt und Ende der 80er Jahre sein eigenes Weingut gegründet. 1992 hat er seinen ersten Jahrgang abgefüllt. Er produziert nach biodynamischen Grundsätzen auf rund 17 Hektar Rebfläche jährlich lediglich ca. 60 Tausend Flaschen.

Die Weine von Alain Chabanon: von der Basis bis zur Spitze frisch und trinkanimierend (c) vvWine.ch

Zum Auftakt probierte ich Alain Chabanon’s 2015er Le Petit Merle aux Alouettes, IGP Pays d’Oc (13% Alkohol, 100% Merlot, rund 30 Hl/Ha Ertrag. Spontan vergoren, 10 Monate im Stahltank ausgebaut, ungeschönt abgefüllt). Jugendliches Bordeauxrot. In der Nase schwarze Pflaumen, Brombeeren, Traubenzucker, schwarze Kirschen, gute Komplexität. Im Auftakt mit herrlicher Frucht, erinnert an schwarzen Holunder, wirkt frisch und zugänglich, leichter bis mittlerer Körper, gute Struktur, einiges an Fruchtsüsse, getragen von feinen, reifen Gerbstoffen und einer sehr gut eingebundenen Säure, der Alkohol perfekt integriert, trinkanimierend, nicht banal, nicht überfordernd. Im Abgang von solider Länge, endet auf einen Hauch Lakritz. Jetzt bis 2026 geniessen, nicht zu warm servieren. 17.5 vvPunkte (88/100). Der Wein kostet bei Peter Kuhn Fr. 19.50

Weiter ging es mit der Basiscuvée von Alain Chabanon. Sie besteht aus ca. 50% Syrah, dazu Grenache, Mourvèdre und in gewissen Jahren auch etwas Carignan. 22 Jahre alte Reben von Ton- und Kalkböden, Früh am Morgen geerntet, mit 26 Hl/Ha sehr geringe Erträge. Spontangärung, Ausbau rund 10 Monate im Stahltank.

2013, Campredon, AOP Languedoc, Alain Chabanon. Mittleres Rubin, leicht aufgehellter Rand. Die Nase ist direkt nach dem Öffnen intensiv, würzig und ausladend, viele Oregano-Kräuter, trockene Gräser, schwarze Oliven, Leder, Rauch, sehr schöne Komplexität. Im Auftakt weich und zugänglich, wirkt lebhaft, leicht und ungemein frisch, weitgehend abgeschmolzene Gerbstoffe, sehr feine Säure, die rotfruchtigen Aromen tanzen mit den würzigen Komponenten um die Wette, was für eine Eleganz, und das in einer Basis-Cuvée, der Wein streichelt die Zunge wie ein Seidentuch, ist im Abgang angenehm lang und feinwürzig. Aktuell auf dem Trinkhöhepunkt, hat aber noch einige Jahre Reserven. Mit 13% Alkohol sehr bekömmlich. Jetzt bis 2023 geniessen, 18 vvPunkte (90/100)

2015, Campredon, AOP Languedoc, Alain Chabanon. Leuchtendes Rubin, jugendlicher Glanz. Anfangs noch etwas verhaltene Nase, braucht etwas Zeit sich zu öffnen, dann mehr und mehr eine schöne Syrah-Würze zeigend, dazu viele Heidel- und Brombeeren, gespickt mit Kräutern, da ist keine Spur von Kitsch, nein, der Wein ist rein und klar mit Charakter und Profil. Im Auftakt saftig, fruchtbetont, frisch, leichter bis mittlerer Körper, ungemein feine, reife Gerbstoffe, sensationell frisch und knackig, man möchte hier definitiv nicht spucken, im Gegenteil, so ein federleichtes, präzises Fruchtelexier mit lediglich 12.5% Alkohol muss man einfach mögen. Im Abgang von guter Länge, endet auf rotfruchtige Aromen. Aktuell bereits antrinkbar, dürfte von 1-2 Jahren Kellerreife noch profitieren und bis sicher 2017 viel Genuss bieten. 17.5+ vvPunkte 89+/100. Dieser Wein kostet bei Peter Kuhn ebenfalls Fr. 19.50

Sensationell viel Grenache fürs Geld: Les Boissières 2011 von Alain Chabanon (c) vvWine.ch

Ein wahrhaftiges Bijoux ist die Cuvée Les Boissières, welche grossmehrheitlich aus Grenache besteht und mit wenig Syrah und Mourvèdre ergänzt wird. Sehr tiefe Erträge, früh am Morgen geerntet, Ausbau über 3 Jahre im Stahltank, jährlich werden lediglich ca. 3500 Flaschen abgefüllt.

2011, Les Boissières, Coteaux du Languedoc, Alain Chabanon. Mittleres Rubin, aufgehellter Rand. Die Nase direkt nach dem Öffnen eine kleine Droge, wunderbar würzig, sehr Grenache-typisch, neben vielen eingekochten Erdbeeren, deutlich florale Noten, dazu Kräuter, ätherische Öle, man möchte gleich eintauchen, tief und komplex. Seidenweicher Auftakt, ungemein fein, dann breitet sich der Wein aus, zeigt Kraft und Wärme, dabei aber keinerlei Klebrigkeit, nein, das ist ausgewogen und sehr frisch, die Erdbeeraromen wiederholen sich, dazu kommt eine herrliche Würze, hier passt alles zusammen, Kraft, Eleganz, Dichte, Balance, dazu eine Sortentypizität die kaum zu überbieten ist, müsste ich jemandem ein Idealbild eines Grenache zeigen, dieser Wein wäre definitiv ein Kandidat. Sehr schöne Länge und nochmals viel Würze im Abgang. Bravo! Jetzt bis 2028 geniessen. 18.5 vvPunkte (93/100). Davon werde ich mir definitiv noch etwas in den Keller legen. Der Wein ist für CHF 32 bei Peter Kuhn erhältlich.

2012, Les Boissières, Coteaux du Languedoc, Alain Chabanon. Helles Rubin, weisslicher Rand. Anfangs leicht reduktiv, braucht etwas Zeit. Eingekochte Beeren, deutlich Weihnachtsgewürze, Zimt, Nelken, Leder, auch Pflaumen, ätherische Öle, die Nase des 2012ers zeigt nicht ganz die Tiefe des 2011ers, ist aber dennoch sehr spannend und macht Lust auf den ersten Schluck. Im Gaumen straffer, etwas wilder und auch kantiger als der 2011er, doch auch hier ist viel Energie und noch mehr Würze mit im Spiel, als es der 2011er schon zeigte, leichter bis mittlerer Körper, solide Struktur, ungemein frisch und knackig und im Abgang hochelegant. Der Wein zeigt aktuell (noch) nicht ganz das Format des 2011ers, entwickelt sich aber mit Luft und Zeit hervorragend. Jetzt (dekantieren!) bis 2026 geniessen, 18+ vvPunkte (91+/100). Der Wein ist für CHF 32 bei Peter Kuhn erhältlich.

Zum Abschluss probierte ich das Aushängeschild von Alain Chabanon, ein Wein der aus je rund 50% Syrah und Mourvèdre gekeltert ist. Der Ertrag liegt bei 27 Hl/Ha, vergoren wird auch hier spontan und danach wird der Wein während drei Jahren Monate ausgebaut, zwei davon in gebrauchtem französischen Barriques. Es werden rund 7200 Flaschen und 120 Magnum-Flaschen gefüllt.

Dicht, kräftig und doch elegant: 2012er L’Esprit de Font Caude AOC Montpeyroux, Coteaux du Languedoc, Alain Chabanon (c) vvWine.ch

2012, L’Esprit de Font Caude AOC Montpeyroux, Coteaux du Languedoc, Alain Chabanon (50% Mourvedre, 50% Syrah). Kräftiges Rubin, noch immer jugendlicher Glanz. Die Nase zeigt viel Tiefe und ist ungemein würzig, Zimt und Nelken, getrocknete Blumen, Leder, Tabak und Rauch, dahinter dunkle Pflaumen, Kirschen, sehr gute Komplexität. Im Auftakt kräftig und dicht, sehr konzentriert, dabei aber nicht schwer, feinste Gerbstoffe, viel Würze, das wirkt einerseits mächtig und erhaben, doch auch dieser Wein zeigt viel Eleganz, das Holz ist perfekt eingebunden, der Alkohol dominiert nicht, viele Heidelbeeren, Brombeeren und schwarze Johannisbeeren, dazu eine an Pfeffer erinnernde Aromatik, ungemein vielschichtig und mit viel Charakter. Im Abgang sehr lang, endet würzig und zeigt grosse Reserven. Jetzt (dekantieren!) bis 2033. 18.5 vvPunkte (93/100). Dieser Wein kostet CHF 39.–

Mein Fazit: gut haben Robert Parker und Co. dieses Weingut noch nicht entdeckt, denn schon die Basis-Cuvée ist hervorragend und die Cuvée Les Boissières legt dann noch einen oben drauf, besticht mit ungemein viel Eleganz und Finesse. Es ist beeindruckend, wie es Alain Chabanon offensichtlich gelingt, im warmen Langedoc und mit sehr tiefen Erträgen, frische und alkoholarme Weine abzufüllen. Von dieser Stilistik könnte sich so mancher Languedoc-Winzer eine Scheibe abschneiden.

2 Kommentare
  1. Anthony
    Anthony says:

    Hiess der Produzent früher nicht noch Domaine Font Caude? Jancis Robinson achwärmt schon seit Jahren von seinen Weinen. Tolles Preis-/Leistungsverhältnis.

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  2. adrian.vanvelsen
    adrian.vanvelsen says:

    Ja Anthony, das Namens-Ding ist etwas verwirrend doch es handelt sich um diese Weine… Wirklich tolle Qualität und Stilistik zu sehr anständigen Preisen.

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