Châteauneuf kann auch elegant

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Traditionelle Flasche, sehr eleganter Inhalt © vvWine.ch

Ich habe es schon oft versucht: die Châteauneuf du Pape Weine zu mögen. Ich war ab meiner eigenen Dekadenz überrascht, da mir bislang nur die Weine von Château Rayas und diejenigen von Henri Bonneau als bemerkenswert gut in Erinnerung blieben. Über Geschmack soll man ja bekanntlich nicht streiten, aber Bomben wie Janasse, Clos des Papes und Clos Saint Jean haben mich seit jeher von dieser Region abgeschreckt. Zu alkoholisch und zu wuchtig ist mir in der Regel der Stil der südfranzösischen Appellation.

Besonders skeptisch bin ich, wenn mir ein Châteauneuf du Pape als besonders elegant und raffiniert angepriesen wird. So geschehen bei dieser Flasche Les Safres von der Domaine Clos du Caillou in Courthezon. Da mir der Wein aber von niemandem geringerem als unserem vvWine-Redaktor Marcio empfohlen wurde, war meine Neugierde geweckt.

Die Domaine Clos du Caillou wurde im Jahr 1895 gegründet. Ursprünglich ein Jagdrevier mit grossen Waldbeständen machten die Wälder in den 1950er Jahren zu einem grossen Teil den Reben Platz und Wein statt Wild war nun das Thema. Es dauerte aber nochmals rund 20 Jahre bis die ersten Weinflaschen ab Gut verkauft wurden. Seit 2010 werden die Reben biodynamisch bewirtschaftet. Produziert werden Weine der Appellationen Châteauneuf du Pape und Côtes du Rhône. Dies ist einem Vorfall im Jahre 1936 zu verdanken, als Regierungsbeamte, welche die AOC Châteauneuf du Pape erfassen sollten, mit Waffengewalt von den Ländereien der Domaine verjagt wurden, was dazu geführt hat, dass sich mitten im AOC Gebiet Châteauneuf du Pape ein weisser Fleck befindet: Le Clos du Caillou.

Vor mir im Glas nun also der Wein „Les Safres“ aus dem Jahr 2014. Safre ist die Bezeichnung der Bodenbeschaffenheit, welche das Traubengut für diesen Wein prägt: von Molasse und Sandstein dominierte, tiefe Böden mit ausgezeichneter Drainage. Der Wein besteht aus 95% Grenache und 5% Mourvèdre. Die Rebstöcke sind zwischen 50 und 60 Jahren alt, der erste Wein dieser Parzelle wurde 2004 abgefüllt. Das Jahr 2014 war auch in Südfrankreich kein einfaches Jahr. Auf einen sehr warmen Frühling folgte ein kühler und nasser Sommer. Im Herbst blieben nur wenige trockene Zeitfenster, um die Ernte durchzuführen. Entstanden ist unter diesen Voraussetzungen ein frischer, eleganter Châteauneuf du Pape mit moderaten 14 Vol% Alkohol.

2014,  Châteauneuf du Pape „Les Safres“, Domaine Clos du Caillou. 

Im Glas fällt sofort die helle Farbe auf, welche eher an Pinot Noir als Châteauneuf du Pape erinnert.

In der Nase ist die Wärme dann erkennbar. Fruchtbetont und mit mittlerer Intensität, Kakao, Kaffee, Tabak, reife Erdbeeren, rote und schwarze Kirschen, dazu kräuterwürzige Aromen, wie ein Spaziergang über eine Kräuterwiese. Holz ist dezent vorhanden, doch überlagert dieses die feinen Aromen nicht, sondern ergänzt diese zu einer ansprechenden Komplexität. Ebenso sind keinerlei verkochte Aromen im Spiel, im Gegenteil, der Wein wirkt anregend frisch. Im Gaumen saftig und von seidiger Struktur, die Säure ist präsent und packt gut zu, verleiht dem Wein zusammen mit dem mittelstark ausgeprägten Tannin ein ordentliches Gerüst. Das sehr intensive Fruchtkonzentrat mit Aromen von Erdbeermarmelade, roten Kirschen, Blutorangen, Zartbitterschokolade und Backgewürzen verleugnet seine Herkunft nicht, steht aber trotz hoher Dichte äusserst elegant im Glas. Der Abgang ist druckvoll, lang und von frischer Frucht geprägt. Jetzt bis 2025 geniessen, 18 vvPunke (91/100).

Ja, hier ist ordentliche Power im Seidenpapier verpackt. Doch zu keinem Zeitpunkt wirkt der Wein fett oder überladen, was bei dieser grossen Aromendichte und Fülle keine einfache Aufgabe ist. Ich bin schlichtweg begeistert. Nicht, dass ich damit einen Wein für alle Tage gefunden hätte, doch als Essensbegleiter, der es mit kräftigen Speisen prima aufnehmen kann, ist der „Les Safres“ durchaus empfehlenswert. Ich habe mir vom 2014er ein paar Flaschen in den Keller gelegt und freue mich darauf zu sehen, wie sich der Wein im Alter entwickelt. Der Wein ist für CHF 49.– bei Gerstl Weinselektionen erhältlich.

Clos du Caillou „Les Safres“: deutlich hellere Farbe als die meisten C9dP © vvWine.ch

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