Gigondas 2012, Domaine Raspail-Ay: C’est la classe!

Ich muss gestehen: seit mehreren Jahren mache ich tendenziell einen Bogen um die Weine der südlichen Rhone. Warum? Zu viele alkohollastige Monster-Weine verirrten sich in mein Glas. Sicherlich ein Urteil, welches man nicht voreilig generalisieren darf. Vielleicht hatte ich einfach nur etwas Pech während den letzten Jahren. Aber zu viele fruchtig-fette um nicht zu sagen pampig-breite, 15%-Volumen-Weine verträgt mein Gaumen einfach nicht mehr.
Ich muss auch gestehen: als ich den Wein mit seiner altmodisch gestalteten Etikette zum ersten Mal sah dachte ich: das muss ein schöner Wein sein. Ich mag altmodische Etiketten. Ich mag auch diese Stempel, jede Zeile eine andere Schriftart und doch passt es irgendwie. Grossartig! Ich kann den ganzen Modernismus der da vor allem in Spanien und der neuen Welt grassiert und sich zusehends auch in der Schweiz ausbreitet, nicht verstehen. Dieser Wein hat eine geradezu einladend handgestrickte Etikette; la classe!
Die Farbe: Bordeauxrot, zum Rand hin ins Rubin mit Violett-Reflexen übergehend (3/3).
In der Nase direkt nach dem Öffnen und noch relativ kühl, bereits voll da, fruchtbetont, reintönig, Massen an Brombeeren, Moosbeeren, Garrigue-Würze, etwas Rauch. Mit zunehmender Wärme kommen reife Erdbeeren dazu, unverkennbar Grenache mit sehr guter Komplexität. Was mich ganz besonders freut: keine Holzdominanz. Der Wein wird 18 bis 24 Monate in grossen Holzfässern ausgebaut was die Frucht unterstützt und nicht überdeckt (5/6)
Am Gaumen weicher, fruchtbetonter Auftakt, wieder ein ganzer Korb voll dunklen und roten Beeren, saftig, frisch, knackig, die Frucht wird umgarnt von seidenweichen Gerbstoffen, der Alkohol ist sehr gut eingebunden und mit „nur“ 14% erfreulich tief für einen Wein von der südlichen Rhone. Es ist kein besonders dichter Wein aber dieser Gigondas hat trotzdem eine gewisse Kraft. Was aber wirklich besticht ist die Frische und Finesse die er bringt. Da ist von A-Z keine Holz-Dominanz erkennbar, da ist keine Klebrigkeit sondern einfach nur ein ganz hervorragender Trinkfluss und eine sehr gute Harmonie (8/9).
Im Abgang von guter Länge, endet auf reife Erdberen. Volle 2/2 vvPunkte für den äusserst stimmigen Gesamteindruck.
Ich bin begeistert: a) vom optischen Auftritt (diese wunderbar altmodische Etikette) und b) vom Wein (endlich wieder einmal ein Süd-Rhone-Wein mit viel Finesse) und c) vom Preis: für unter 20 Franken ist das ganz einfach ein Must-Buy.
Hochverdiente 18 vvPunkte – 91/100. Jetzt bis 2022 geniessen. Mein Tipp: aktuell 1h in der Karaffe belüften und dann nicht zu warm servieren (mit 14 Grad ins Glas und schauen, was passiert…).
Last but not least: eigentlich hätte der Wein ein etwas gediegeneres Menu verdient. Doch manchmal darf es ganz einfach auch eine Bratwurst und eine Zwiebel vom Grill mit etwas Salat und Avocado sein. Passt!
Der Gigondas 2012 der Domaine Raspail-Ay ist erhältlich bei www.gazzar-weine.ch.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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