Gabriel Glas

Erst machte mich der eMail-Newsletter etwas skeptisch; „Muss nun Rene Gabriel auch noch eine eigene Glaslinie herausgeben?“ dachte ich mir. Doch die Form sprach mich an und erinnerte mich zudem stark an meinen ersten Versuch einer eigenen Glaslinie.

Das war 2001 im Sommer irgendwo am Bielersee (Twann? Ligerz?). Per Zufall entdeckten wir einen jungen Mann – muss so um die 20 Jahre alt gewesen sein – welcher in seinem Atelier die ersten Gehversuche (oder nennt man das Blasversuche?) in Glasblasen machte. Ich dachte mir: „Sowas musst du unterstützen“.

Kurzerhand skizzierte ich ihm „mein ideales Degustationsglas“ auf einen Zettel. Zwei Stunden (und sechs unzufriedenstellende Gläser) später zeigte mir der Mann seinen besten Wurf. Dieser war natürlich nicht so dünnwandig und auch nicht ganz so filigran und hochstielig wie von mir gewünscht. Aber er ging in die richtige Richtung. Ich kaufte ihm das Glas ab und siehe da: fast 10 Jahre später hat Gabriel das Konzept aufgenommen und perfektioniert…

Links: Adrian Glas 2001. Rechts: Gabriel Glas 2010.

Zurück zum Gabriel Glas. Ich habe 2 Probegläser gekauft und fünf verschiedene Weine probiert. Dabei habe ich das Gabriel Glas jeweils mit zwei anderen Gläsern verglichen.

Die Weine:
1. Ch. Clerc Milon 2005 (2. Tag), ein viel zu junger aber sensationell guter Pauillac
2. Weingut Neukom, Gamaret 2009 (ein charaktervoller Tischwein mit mittlerer Komplexität)
3. Weingut Neukom, Pinot Noir Barrique 2008 (ein sehr schöner, klassischer Schweizer Pinot der höheren Klasse)
4. Cuccaro, Notte di Nozze 2008 (mein Wein – eine noch zu junge Barbera Cabernet-Franc Assemblage)
5. Ch. Monbrison 2001 (ein ausgereifter Bordeaux in seinem wohl schönsten Alter)

Die Konkurrenz-Gläser:
1. Spiegelau Authentis Rotwein (ca. das gleiche Volumen) und
2. Riedel Vinum Bordeaux.

Interessant ist, dass sich das Gabriel Glas über alle Weine sehr gut gehalten hat. Es fächert insbesondere die Nase sehr gut auf, so dass man neben den Primäraromen auch die Sekundäraromen gut riechen kann. Das hat erstaunlicherweise quer über alle Weine funktioniert und – wie Gabriel richtig sagt – geht das bereits mit sehr wenig Wein im Glas. Einzig das Trinken ist etwas gewöhnungsbedürftig, da man das Glas durch seine deutliche Verengung recht stark kippen muss.

Das „enge“ Spiegelau-Glas (bisher mein Degu-Glas) brachte die frischen, fruchtigen Primäraromen sehr gut hervor. Weine wie Clerc Milon, Monbrison und mein Cuccaro-Wein hatten darin aber schlicht zu wenig Entfaltungs-Möglichkeiten, wirkten etwas eindimensional.

Das „klassische“ Riedel Vinum Bordeaux unterstützte insbesondere Ch. Monbrison 01 sehr gut. Weiter haben sich mein Cuccaro-Wein sowie Clerc Milon recht gut und vielschichtig präsentiert, dies allerdings bei ca. doppelter Füllmenge. Der Pinot und der Gamaret dagegen gingen in diesem Kelch etwas verloren.

Mein Fazit: das Gabriel Glas bietet neben „gutem Marketing“ auch wirklich einen Degustations-Wert. Ich werde mir auf jeden Fall noch einige davon zulegen; für Degus zu Hause mit mehreren Leuten, sowie zwei Gläser fürs Auto (unsere so genannten Reisegläser – denn zu oft kommt man an Orte, wo’s einfach nur schlechte Gläser gibt).

Erhältlich bei: http://www.gabriel-glas.com/

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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