Clos des Fées im Engadin: wo Wärme und Frische sich die Hand geben

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Wenn Wärme und Kälte aufeinander treffen, entstehen ganz spezielle Stimmungen. So auch diese Tage, welche ich bei perfektem Herbstwetter im Oberengadin geniessen darf. Tagsüber an der Sonne 40 Grad, im Schatten deren 11. Nachts fällt das Thermometer unter Null. Die Lärchen, welche hier kurz vor der Baumgrenze wachsen, wechseln im Oktober vom Grünen übers Gelbe ins Orange und von morgens bis abends dominiert ein frischer Wind das Klima.

Trotz südlicher Herkunft sehr frisch: die Weine von Clos des Fées (c) vvWine.ch
Es ist diese Zeit im Jahr, wo man stets ein wenig zwischen Draussen und Drinnen abwägen muss. Denn beides ist gut. Sowohl die gemütlichen, kulinarisch geprägten Stunden in der warmen Stube als auch die Spaziergänge oder Wanderungen an der kühlen, reinen Bergluft; quer durch die manchmal fast schon märchenhaft anmutende Alpen-Kulisse.
Zwischen zwei Welten, Bergkette am Silser-See (c) vvWine.ch
Was trinkt man in dieser Jahreszeit am besten? Ein 2011er Chablis 1er Cru Montée de Tonnerre von Raveneau sowie ein 2009er Gevrey-Chambertin Vielles-Vignes von Fourrier passten ganz gut in diese Stimmungslage. Doch auch Weine aus Südfrankreich können hier oben in den Bergen durchaus begeistern. In diesem Fall vier Flaschen Clos des Fées – Grands Cru du Roussillon – aus den Jahrgängen 2015 und 2014.
Hervé Bizeul startete die Umsetzung seines Traums im Jahr 1997. Der erfolgreiche Sommelier, Restaurantbesitzer und Journalist folgte seinem Instinkt und begann in Vingrau in der südfranzösischen Region Roussillon seine eigenen Weine zu produzieren. Der 1998er Clos des Fées schlug ein wie eine Bombe: der Wein verkaufte sich sehr gut und erlaubte es, dem mittlerweile noch motivierteren Bizeul, sein durch den ersten Jahrgang gewonnenes Geld in Rebberge und Keller-Infrastruktur zu reinvestieren.
Die Qualität der Weine stand und steht noch immer Vordergrund seins Schaffens. Hérve Bizeul achtet darauf, dass die Reben in den kargen Böden des Roussillon tief wurzeln können. Nur so überstehen diese die regelmässig sehr langen und trockenen Perioden ohne Reifestress.
Clos des Fées produziert eine ganze Reihe an charaktervollen Terroir-Weinen, von welchen ich vier in der faszinierenden Ruhe der engadiner Bergwelt verkosten durfte.
14.5% Alkohol und trotzdem sehr ausgewogen: Clos des Fées Granache Blanc Vielles Vignes 2014 (c) vvWine.ch

2014, Vielles Vignes Blanc, Domaine Clos des Fées, Vin de Pays des Côtes Catalanes, (90% Grenache Blanc, 10% Grenache Gris): Helles Gelb, weisslicher Rand. Offene Nase, reifer Apfel, Pfirsich, Sternfrucht, Ananas, Stroh, auch etwas Petrol, sehr gute Komplexität. Kraftvoller, vollmundiger Auftakt, sehr viel Schmelz, extraktreich, beeindruckende Fruchtsüsse, da ist einiges an Fleisch am Knochen, wieder viel reifer Apfel, Ananas, dazu eine würzige Note die mich an helles Gewürzbrot erinnert, das ist konzentriert und dicht, dabei aber nicht schwer. Im Abgang sehr langanhaltend und dezent salzig endend. 18 vvPunkte (90/100)

2015, Les Sorcières Rouge, Domaine Clos des Fées, Côtes du Roussillon AOC (50% Syrah, 30% Grenache, 20% Carignan): Leuchtendes Rubin, schöner Glanz. Die Nase ist sehr fruchtbetont, expressiv und intensiv duftend, viele dunkle und auch ein paar rote Kirschen, Brombeeren, etwas Garriques, gute Komplexität. Im Auftakt gradlinig, wieder sehr fruchtbetont, mittlerer Körper, bereits gut integrierte Gerbstoffe, der Alkohol (13.5%) ist sehr gut eingebunden, im Abgang harmonisch, fruchtig und von guter Länge. Ein unkomplizierter Tischwein, perfekt für die Grillade. Jetzt bis 2021 geniessen und bei ca. 16 Grad servieren. 17 vvPunkte (87/100).

Wärme und Frische, Sonne und Schatten: Rotweine von Clos des Fées (c) vvWine.ch
2014, Vielles Vignes Rouge, Domaine Clos des Fées, Côtes du Roussillon Villages AOC (50% Grenache, 30 % Carignan, 20% Syrah): Kräftiges Rubin, schöner Glanz. In der Nase angenehm tief, noble Düfte von dunklen Beeren, Kirschen, Rauch und etwas Mokka, dezent Gewürzbrot und Kräuter, sehr schöne Komplexität. Feiner, fast etwas verhaltener Auftakt, dann breitet sich der Wein aus, zeigt eine sehr gute Struktur, fein gewobene Gerbstoffe, satte Frucht, das ist hochelegant und gleichzeitig dicht, die 14% Alkohol sind nicht wahrnehmbar, ungemein verspielt und mit einem interessanten Spannungsbogen zwischen Frucht und Terroir. Im Abgang langanhaltend und frisch, hat sehr gute Reserven und könnte mit etwas Reife noch zulegen. Jetzt bis 2025+ 18+vvPunkte (90+/100)
2014, Clos des Fees Rouge, Domaine Clos des Fées, Côtes du Roussillon Villages AOC (50% Grenache, 30 % Carignan, 20% Syrah): Strahlendes Rubin, schöner Glanz. Die Nase ist sehr expressiv, aktuell noch etwas vom Holz geprägt, dahinter strahlende Frucht, Massen an dunklen Beeren, dazu würzige Noten, Tabak, Rauch und Trockenblumen, sehr gute Komplexität. Am Gaumen dicht und vollmundig im Auftakt, sehr feinmaschige Gerbstoffe, ausgesprochen gut strukturiert, ein kompaktes, knackiges Fruchtbündel aus roten und dunklen Beeren, dazu eine noble Würze, am mittleren Gaumen Schokolade und Kaffee. Im Abgang von zeigt der Wein eine grosse Länge, endet auf rote Kirschen und etwas Süssholz. Ein mächtiger und gleichzeitig sehr präziser Tropfen, kombiniert Kraft und Frische exzellent und hat ausgezeichnete Reserven. Jetzt bis 2030, 18.5 vvPunkte (93/100)
Farblich ist nur der 2014er Clos des Fées (rechts) leicht dunkler geraten (c) vvWine.ch

Die Weine sind bei LeMillesime erhätltich.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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