Zürcher Pinot Noir: viel sehr Gutes und ein paar Highlights.

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4x Weisswein und 29x Pinot Noir aus dem Kanton Zürich (c) vvWine.ch – Simon Maissen

Der Kanton Zürich ist mit gut 600 Hektar Rebfläche die grösste Weinbauregion der Deutschschweiz. Allerdings stehen die Zürcher Weine oft etwas im Schatten von beispielsweise Weinen aus der Bündner Herrschaft, obwohl sich die Zürcher Gewächse qualitativ nicht verstecken müssen.

Um uns ein Bild über die jüngsten, noch verfügbaren Jahrgänge der Zürcher Pinots zu machen, trafen wir uns letzten Montag in einer Runde von rund 15 Personen im Rahmen einer Monday Bouteille im Restaurant Carlton. Organisiert hat die Probe Jean François Guyard von Vinifera-Mundi. Anwesend waren neben vielen Weinfreunden und Vertretern von vvWine.ch auch fünf Winzer: Urs Pircher aus Eglisau, Rico Lüthi aus Stäfa, Patrick Thalmann von der Winzerei zur Metzg mit Weinen aus dem Zürcher Weinland, Cédric Besson vom Winzerkeller Strasser in Uhwiesen sowie Diederik Michel aus Küsnacht am Zürichsee.

Die Weine wurden alle blind verkostet, so dass keiner der Teilnehmer wusste, was sich jeweils im Glas befand. Nachfolgend meine persönlichen Eindrücke. Meine Notizen sind wie immer Momentaufnahmen und in der Reihenfolge der Verkostung geordnet. Die Zusammenfassung aller Bewertungen inkl. einer Durchschnittsnote pro Wein wird demnächst auf Vinifera-Mundi veröffentlicht.

Serie 1: Räuschling, Pinot Blanc und Sauvignon Blanc (c) vvWine.ch – Simon Maissen

Den Auftakt machte eine Serie von vier Weissweinen, darunter zwei Weine, die aus der für Zürich so bekannten Rebsorte Räuschling gekeltert sind, sowie ein reifer Weissburgunder aus dem Jahr 2008 und ein Sauvignon Blanc aus 2015.

2015, Diderik Michel, Räuschling, Zürich (Räuschling): Kräftiges Gelb, schöner Glanz. Offene Nase, viele florale Noten, dazu Honig, Zitrusfrüchte, auch Banane, sehr verspielt und angenehm komplex, verändert sich mit der Luft, zeigt Spannung. Kräftiger, saftiger Gaumen, satte Frucht, Apfel und Zitrusaromen, sehr dicht aber nicht schwer und mit einer ausgezeichneten Säure, leicht salzig im Abgang. Jetzt bis 2020+, 17.5 vvPunkte, (89/100)

2012, Schwarzenbach, Räuschling Seehalde, Zürich (Räuschling): Kräftiges Gelb, schöner Glanz. Feinduftige, fast etwas zurückhaltende Nase, weisse Blüten, etwas Zitrusfrucht, Grapefruit, gute Komplexität. Intensiver Gaumen, frische Säure, wirkt fast etwas wild, komplex ohne zu überfordern, endet eher kurz auf Aromen von grünem Apfel und leicht salzig. Jetzt bis 2019, 17 vvPunkte, (87/100)
Ein Zürcher Klassiker und zwei Aufstrebende Weingüter (c) vvWine.ch – Simon Maissen
2008, Zahner, Pinot Blanc Barrique, Zürich (Pinot Blanc): Dunkles Gelb, schöner Glanz. Sehr offene, weit entwickelte Nase, deutlich Honig, dazu Noten von Aprikosen, Quitte. Nüssen und sogar Sauerkraut, sehr intensiv und mit guter Komplexität. Kräftiger Gaumen, viel Schmelz, knackige Säure, auch hier Aprikosenaromen sowie Birnel, ungemein dicht und mit langem Abgang. Ein nobel gereifter Wein, der nun aber am Ende seines Trinkfensters ist. Austrinken, 17 vvPunkte, (87/100)

2015, Winzerei zur Metzg, Sauvignon Blanc, Zürich (Sauvignon Blanc): Helles Gelb, schöner Glanz. Die Nase vom Holz betont, zeigt exotische Früchte, Litschi, weisse Blüten, Anflüge von Pfirsich, auch Zitrusfrüchte, sehr gute Komplexität. Intensiver Gaumen, spitze Säure, wieder exotische Frucht, etwas wild und unruhig, noch jugendlich, im Abgang mit einer leichten Bitternote. Ein gut gemachter Sauvignon Blanc. bis 2021, 17.5 vvPunkte, (88/100)

Danach folgten die Rotweine, alles Pinot Noir-Weine, welche fast ausschliesslich im Holzfass ausgebaut worden sind und mehrheitlich aus jüngeren, noch erhältlichen Jahrgängen stammten.
Serie Nr. 1: Truttiker, Trülliker und Rütihof (c) vvWine.ch – Simon Maissen
2013, Truttiker Pinot Noir, Zahner, Zürich (Pinot Noir): Granatrubin, aufgehellter Rand. Offene Nase, rote Früchte, etwas Lebkuchen, Cassis, Kirschen, Erdbeeren, Anflüge von Speck, dezente Würzigkeit, sehr gute Komplexität. Weicher Gaumenauftakt, zeigt viel Schmelz und eine schöne Frucht, fast etwas mollig aber in sich sehr stimmig, Ein gut strukturierter Schweizer Pinot mit angenehm langem Abgang. Jetzt bis 2022, 18 vvPunkte, (91/100)
2012, Pinot Noir Rütihof, Zürich (Pinot Noir): Granatrubin, aufgehellter Rand. Fruchtbetonte Nase, zeigt rote Johannisbeere, Himbeeren, auch etwas Schlagsahne, gute Komplexität. Sehr weicher Gaumenauftakt, feine Gerbstoffe, die Säure am unteren Limit, nicht sonderlich komplex aber in sich sehr stimmig, endet mittellang auf Himbeeren. Jung und auf der Frucht geniessen. Jetzt bis 2020, 17 vvPunkte, (86/100)
2012, Trülliker Pinot Noir, Zahner, Zürich (Pinot Noir): Granatrot, aufgehellter Rand. Reife Nase, Heu, Weihnachtsgewürze, Blutorangen, das Holz wahrnehmbar. Feiner, weicher Gaumenauftakt, rote Früchte, Orangenzesten, sehr deutlich Holz und markante Säure, wirkt insgesammt etwas ausgezehrt bei eher bescheidener Komplexität. Jetzt bis 2019, 17 vvPunkte, (85/100)
2012, Truttiker Pinot Noir Selection Schwander, Zürich (Pinot Noir): Helles Rubinrot. Anfangs eine leicht medizinale Nase, Anflüge von Gummi, Brot, dahinter rote Beeren, öffnet sich mehr und mehr, gute Komplexität. Saftiger Gaumen, wirkt aber auch etwas untypisch für einen Pinot, fast zu gemacht, Cassis, Himbeeren, in sich jedoch ganz stimmig, die Säure passt, die Gerbstoffe sind fein, kein Ausbund an Komplexität aber mit guter Ausgewogenheit. Im Abgang von angenehmer Länge. Kann mit etwas mehr Reife noch zulegen. Jetzt bis 2022, 17+ vvPunkte, (87+/100)
Serie Nr. 2: Truttiker, Stucki, Weidmann und Lüthi (c) vvWine.ch – Simon Maissen
2013, Truttiker Pinot Noir „Reserve du Patron“, Zahner, Zürich (Pinot Noir): Helles Rubin, schöner Glanz. Stechende Nase, deutlich Cassis, auch deutlich flüchtige Säure, das ist fehlerhaft, schade. Am Gaumen straffer Auftakt, rote Kirschfrucht, dann einiges an Volumen, der Alkohol deutlich wahrnehmbar, mittlere Säure, die Gerbstoffe sind reif, im Abgang dann aber etwas gar hitzig, sehr gute Länge. Jetzt bis 2022 doch ich bin hier aufgrund der Nase eher mit verhaltenem Optimismus unterwegs. 15 vvPunkte, (81/100)
2015, Pinot Noir „Klassisch“, Weingut Stucki, Zürich (Pinot Noir): Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Offene Nase, reife Himbeeren, auch Brombeeren, dezent würzig, fast etwas wild, etwas gar präsenter Alkohol, jugendich, ungestüm, sehr gute Komplexität. Am Gaumen kraftvoll und mit herrlicher Frucht, scheint modern gekeltert, zeigt Volumen und Schmelz, der Alkohol wirkt auch hier etwas brandig, die Gerbstoffe sind aber reif, stilistisch nicht mein Ding aber sehr gut gemacht und mit Reserven. Jetzt bis 2023, 17.5 vvPunkte, (88/100)
2014, Pinot Noir Barrique, Weingut Weidmann, Zürich (Pinot Noir): Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Die Nase ein Highlight, tief und nobel, rauchig, würzig, steinig, zeigt dazu Kräuter, rote Beeren, Tannenharz, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weicher Auftakt, präzise Frucht, würzig und frisch, das ist knackig, saftig und sehr präzis, das Holz perfekt eingebunden, feine, reife Gerbstoffe verleihen die nötige Struktur, grosse Harmonie. Im Abgang langanhaltend. Jetzt bis 2026+, 18.5 vvPunkte, (93/100)
2011, Pinot Noir Barrique, Weingut Lüthi, Zürich (Pinot Noir): Helles Rubin, schöner Glanz. Offene Nase, deutlich Holz, die eigentlich vorhandene Pinot-Frucht etwas überdeckend, feine Würze, gute Komplexität. Weicher, fast etwas harmloser Gaumen, dann zeigt der Wein Blutorangen, Johannisbeeren, das Holz ist auch am Gaumen markant aber besser eingebunden, sehr feine Gerbstoffe, gute Säure. Im Abgang von sehr guter Länge. Jetzt bis 2022, 17.5 vvPunkte, (88/100)
Serie Nr. 3 und Tischweine: Stucki, Neukom, Pünter, Steiner, Pircher und Borschtige Kerl (c) vvWine.ch – Simon Maissen
2015, Stucki, zwei Flüss rot, Weingut Stucki, Zürich (Pinot Noir): Mittleres Rubin, jugendlicher Glanz. Anfangs noch verhaltene Nase, dann zeigt der Wein Weihnachtsgewürze, Speck, krautige und florale Aromen, das ist angenehm tief, und sehr komplex. Am Gaumen sehr saftiger Auftakt, straff, kraftvoll, dichte, reife, rote und dunkle Frucht, das Holz sehr gut integriert, auch hier wieder würzig und mit anhaltender Länge im Abgang. Ein strammer Kraftprotz, sehr gut vinifizert, doch etwas mehr Eleganz stünde ihm ganz gut. Jetzt bis 2024, 17.5 vvPunkte, (89/100)
2014, Pinot Noir Barrique, Weingut Neukom, Zürich (Pinot Noir): Mittleres Rubin, schöner Glanz. Offene, anfangs fast etwas stechende Nase, da sind Gräser, Gebäck, mit mehr Luft auch Himbeer-Zältli-Noten, der Wein wirkt fast etwas kitschig, zeigt allerdings eine gute Komplexität. Straffer Gaumen, wirkt hitzig und einen Tick brandig, rotfruchtig mit eher leichter Struktur und deutlich Holz, dieses überlagert leider die Frucht, man wollte wohl etwas zu viel hier. Im Abgang von schöner Länge. Jetzt bis 2022, 17 vvPunkte, (85/100)
2001, Pinot Noir Barrique, Pünter Weinbau, Zürich (Pinot Noir): Reifes Granat. Sehr offene, deutlich gereifte Nase, Unterholz, Pilze, Waldboden, auch Medizinschrank, ein komplexer, reifer Wein. Am Gaumen weich und sehr reif wirkend, da ist eine warme, rote Frucht, dazu ein sehr gut integriertes Holz, mit mehr Zeit auch dunkle Kirsch-Aromen zeigend. Im Abgang angenehm lang. Ein Wein, der zeigt, wie schön CH-Pinots reifen können. Definitiv am Ende seiner Laufbahn, aber schön gereift. Austrinken, 17 vvPunkte, (87/100)
1999, Dättliker Blauburgunder, Peter & Brigitte Steiner, Zürich (Pinot Noir): Sehr reife Farbe. In der Nase reif und fast etwas gekocht wirkend, Aromen von Magenbrot und eingelegten roten Beeren, Kandierte Orange, gute Komplexität. Am Gaumen weich mit abgeschmolzenen Gerbstoffen, einer eher tiefe Säure, wirkt insgesamt etwas gezehrt, hält sich dann aber im Abgang ganz gut. Austrinken, 17 vvPunkte, (86/100)
2011, Pinot Noir, Weingut Urs Pircher, Zürich (Pinot Noir): Kräftiges Rubin, sehr schöner Glanz. Offene, sehr noble Nase, würzig und mit Brombeeren, schwarzen Kirschen, reifen Himbeeren und etwas Heu, sehr schöne Komplexität. Ungemein weicher Gaumenauftakt, dann rasch sehr straff werdend, der Wein ist strukturiert, dicht und klar ohne jegliche Härte, sehr fein geworbene Gerbstoffe, eher tiefe Säure, der Alkohol am oberen Limit. Hält sich im Abgang sehr gut, endet würzig. Jetzt bis 2024, 18 vvPunkte, (91/100)
2012, Winzerei zur Metzg, Borschtige Kerl, Zürich (Pinot Noir): Dunkles Rubin, schöner Glanz. Krautige eigenwillige Nase, Aromen von Apotheke, Minze, deutlich Würze, doch auch Anflüge von Unreife, komplex, irgendwie faszinierend und definitiv nicht unspannend. Saftiger Auftakt, straff, auch hier am Limit der Gerbstoff-Reife, dazu deutliche Extraktion, einerseits mit einer saftigen, roten Frucht, dann aber auch etwas gar alkoholisch, hält im Gaumen aber sehr gut an. Kann noch reifen. Ein Wein, der Potential hat. Jetzt bis 2024+, 17.5+ vvPunkte, (89+/100)
Serie Nr. 4: Strasser, Strickhof, Zweifel, Neukom und Gehring (c) vvWine.ch – Simon Maissen
2015, Cholfirst, Winzerkeller Strasser, Zürich (Pinot Noir): Dunkles Rubin, schöner Glanz. Burgundisch anmutende Nase, angenehm tief und sehr würzig, dazu florale Noten, Veilchen, ein Tick Maggiekraut, dieses verschwindet mit der Luft, dahinter Zitrus-Aromen und Himbeeren, spannend und sehr komplex. Am Gaumen straff, dicht und mit schöner Frucht, rote Johannisbeeren, umgeben von feinwürzigen Aromen, sehr gut strukturiert, dicht aber nicht breit, hält gut an, kann noch reifen. Jetzt bis 2024, 18.5 vvPunkte, (92/100)
2013, Pinot Noir, Strickhof, Zürich (Pinot Noir): Mittleres Rubin. Offene, laktische Nase, angebranntes Brot, das wirkt etwas unsauber, irritierend. Weicher Gaumen, eine etwas kitschige Frucht kämpft mit Lakrizze-Noten, sehr gewöhnungsbedürftig, unruhig und wenig elegant. Im Abgang wieder deutlich Lakritz, ob das gut kommt? Aktuell 15.5 vvPunkte, (85/100)
2014, 574 Pinot Noir, Zweifel, Zürich (Pinot Noir): Mittleres Rubin, schöner Glanz. Sehr offene Nase, duftig, würzig, mit dunklen und roten Beeren, Kirschen, Himbeer-Bonbon, dazu auch deutlich Holz, wirkt relativ warm, zeigt aber eine sehr gute Komplexität. Weicher Gaumenauftakt, auch hier kräftig und etwas warm, einerseits gut gemacht, doch das Holz etwas gar überbordend. Im Abgang sehr lang. Schade, ein modern gekelterter Wein mit sehr guten Anlagen, wenn nur das Holz nicht so dominant wäre. Jetzt bis 2024, 17.5 vvPunkte, (89/100)
2013, Granat Barrique, Weingut Neukom, Zürich (Pinot Noir): Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Anfangs eine leicht reduktive Nase, mit mehr Luft und etwas Wärme mehr und mehr hitzig werdend, obwohl der Wein nach wie vor kühl im Glas ist, deutlich rauchige Noten, Speck, gekochte Erdbeeren, leider zu stark vom Barrique geprägt. Am Gaumen sehr weich, rund und zugänglich, dunkle und rote Beeren, Anflüge von Tee, dazu aber wieder deutlich Holz, zu viel Holz, die Frucht wird zugedeckt, angenehm langer Abgang aber wenig Finesse. Jetzt bis 2023, 16.5 vvPunkte, (83/100)
2014, Pinot Noir Barrique, Weingut Gehring, Zürich (Pinot Noir): Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Anfangs verhaltene Nase, braucht Zeit, das Holz ist wahrnehmbar aber sehr gut integriert, feinduftig, auch floral, schöne Komplexität. Der Gaumen beginnt mit viel Saftigkeit, gradlinig, wird dann feinwürzig, auch hier merklich Holz aber nicht störend, feine Gerbstoffe, sehr gute Säure, kein Ausbund an Finesse aber ein sehr gut strukturierter Wein der reifen kann. Hält sich sehr lange im Abgang. Jetzt bis 2024, 18 vvPunkte, (91/100)
Serie Nr. 5: Gehring, Lüthi 2010, Zur Metzg, Lüthi 2013 und Strasser (c) vvWine.ch – Simon Maissen
2013, Pinot Noir Exklusiv, Weingut Gehring, Zürich (Pinot Noir): Mittlers Rubin, schöner Glanz. Offene Nase, intensiv, würzig, mit dunkler und roter Beerenfrucht, viele Kirschen, Himbeeren, unterlegt von deutlich Holz, allerdings gut eingebunden. Am Gaumen weicher Auftakt, auch hier eine sehr schöne, rote Frucht, feine, reife Gerbstoffe, das Holz überlagert hier allerdings noch etwas, ist etwas gar dominant, insgesamt aber durchaus harmonisch, wenn auch Holztechnisch am oberen Limit. Hält im Abgang sehr lange an, endet auf einen süssen Schmelz. Sehr gut vinifiziert und sollte sich das Holz einbinden, von dem ich ausgehe, mit Luft nach Oben. Jetzt bis 2024, 18+ vvPunkte, (90+/100)
2010, Pinot Noir Barrique, Weingut Lüthi, Zürich (Pinot Noir): helles Rubin, schöner Glanz. Sehr offene, fast etwas gar reif wirkende Nase, Unterholz, Süssholz, gekochte Beeren, auch leicht laktisch, das Holz allerdings nicht zu dominant, gute Komplexität. Am Gaumen weich, offen und sehr zugänglich, das wirkt etwas gar warm, es fehlt an Finesse, dazu auch deutlich Alkohol, dahinter Gummibärchen, Himbeergelee, ein Hauch Cassis, im Abgang von sehr guter Länge. Aktuell vielleicht nicht in der optimalen Phase. Jetzt bis 2022, 17+ vvPunkte, (88+/100)
2014, WZM, Winzerei zur Metzg, Zürich (Pinot Noir): Helles Rubin, schöner Glanz. Offene Nase, feinduftig, floral, mit schöner Tiefe, einer leichten Rauchigkeit und gut integriertem Holz. Am Gaumen saftiger Auftakt, helle Frucht, sehr feine Gerbstoffe, die Säure stützt, ist gut integriert, komplex, würzig, frisch und insgesamt sehr stimmig, Im Abgang mit einer leichten Bitternote, endet auf Bitterorangen. Gefällt mir sehr gut. Jetzt bis 2022, 17.5 vvPunkte, (89/100)
2013, Pinot Noir Barrique, Weingut Lüthi, Zürich (Pinot Noir): Helles Rubin, strahlender Glanz. Sehr schöne Nase, das ist ein Schnüffelwein, eine wahre, kleine Droge, floral, würzig, auch sehr mineralisch, dazu Noten von Schwarztee, Orangen, man wähnt sich im Burgund, sehr gut integriertes Holz. Am Gaumen straff, mit sehr klarer und präziser Frucht, rote Kirschen, Johanisbeeren, Himbeeren, umgarnt von würzigen Noten, ungemein klar, strukturiert, frisch, saftig, ein Hit. Im Abgang von sehr guter Länge, das ist Pinot! Grossartig. Jetzt bis 2026+, 18.5 vvPunkte, (93/100)
2013, Chlosterberg, Winzerkeller Strasser, Zürich (Pinot Noir): Kräftiges Rubin, strahlender Glanz. Die Nase anfangs etwas wackelig, braucht Zeit, muss sich finde, wird mehr und mehr spannend, tief, rauchig, Aromen von Sauerkirschen und roten Johannisbeeren, das braucht aber definitiv Zeit, ist komplex und erfreulicherweise ohne jegliche Holzdominanz. Am Gaumen anfangs weich, dann rasch straff werdend, Orangen, Kirschen, Himbeeren, eine wunderbar saftige Frucht, der Wein ist strukturiert, zeigt eine sehr schöne Säure, ist knackig und frisch. Sehr langer Abgang. Ein herrlicher Wein. Jetzt bis 2026+, 18 vvPunkte, (91/100)
Serie Nr. 6: Diederik Michel, Erich Meier, Strasser, Pircher und Rarum (c) vvWine.ch – Simon Maissen
2014, Diederik Michel, Pinot Noir Barrique, Zürich (Pinot Noir): Strahlendes Rubin, sehr schöner Glanz. Die Nase ist duftig, würzig, floral, da sind Aromen von Veilchen, Hagebutte und Granatapfel, sehr gute Komplexität. Straffer Gaumen, dicht, komplex, mit saftiger, dunkler und roter Kirschfrucht, dazu Anflüge von Zitrusfrüchten, sehr gute Strukturiert mit markantem aber verkraftbarem Holzeinsatz. Endet langanhaltend, dunkelfruchtig und feinwürzig. Ein sehr schöner Pinot der mit einem Tick weniger Holz noch schöner wäre. Kritik auf hohem Niveau. Jetzt bis 2026+, 18+ vvPunkte, (90+/100)
2014, Pinot Noir Barrique, Erich Meier, Zürich (Pinot Noir): Kräftiges Rubin, aufgehellter Rand. Rauchige Nase, etwas angebranntes Holz, dahinter Gräser, rote Beeren, Torf, schöne tiefe und gute Komplexität. Straffer Gaumen, rotfruchtig, saftig, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, das Holz ist wahrnehmbar aber gut eingebunden, der Alkohol fast etwas zu dominant, was aber auf das etwas warme Muster zurückzuführen ist. Insgesamt sehr gut gemacht mit etwas wenig Eleganz und einer gewissen Brandigkeit im Abgang, dafür mit sehr guter Länge. Jetzt bis 2024+, 17.5 vvPunkte, (89/100)
2014, Chlosterberg, Winzerkeller Strasser, Zürich (Pinot Noir): Strahlendes Rubin, aufgehellter Rand. Was für eine Nase, das ist ungemein duftig, burgundisch, würzig, nobel und floral, Pinot in Reinkultur, ein Schnüffelwein mit viel tiefe und sehr guter Komplexität. Am Gaumen straff, gradlinig, dicht und saftig, was für eine Frucht, markante, präzise und reife Gerbstoffe, die Säure ist knackig, alles auf dem Punkt, sehr gut strukturiert, ohne jegliche Schwere, ein Wein der tanzt auf der Zunge, elegant, dicht und mit sehr guter Länge. Jetzt bis 2026+, 19 vvPunkte, (94/100)
2013, Pinot Noir Stadtberg, Weingut Urs Pircher, Zürich (Pinot Noir): Strahlendes Rubin, aufgehellter Rand. Rauchige Nase, sehr offen, mit Kaminfeuer, kühlem Rauch, dunkle Frucht, Heidelbeeren, Brombeeren aber auch roten Kirschen, sehr gute Komplexität. Reiner und sehr saftiger Gaumenauftakt, auch hier präzise Fruchtaromen, deutlich rotfruchtig, dazu Zitrusaromen, Orangenzesten, das Holz perfekt integriert, saftig und mit langem Abgang, gefällt mir ausgezeichnet. Jetzt bis 2024+, 18 vvPunkte, (91/100)
2009, Rarum, Nauer Weine, Aargau (Pinot Noir): Reifes Granatrubin, aufgehellter Rand. Sehr offene Nase, dunkle Früchte, rauchige Noten, Gewürzbrot, spannend, ein Tick hitzig und brandig aber sehr komplex. Sehr feiner Gaumen, gut integriertes Holz, strukturiert, ausgewogen, ein warmes Jahr (?), viel reife, rote und dunkle Beerenfrucht, dazu einer würzige Note. Im Abgang lang, endet allerdings leicht spritig. Jetzt bis 2022, 17.5 vvPunkte, (89/100)
33 Weine zu verkosten heisst trotz sehr guten Qualitäten einiges zu spucken (v) vvWine.ch – Simon Maissen

Fazit: Diese doch sehr breite Weinrunde hat einmal mehr gezeigt, welch hervorragende Pinot Noir Qualitäten im Kanton Zürich produziert werden. Neben den erwartungsgemäss sehr guten Weinen von Urs Pircher überzeugten mich einmal mehr die Chlosterberg-Weine vom Winzerkeller Strasser (ich habe hier schon mehrmals darüber geschrieben) sowie der 2014er Pinot Noir vom Weingut Weidmann, auf den ich vor rund einem Jahr zum ersten Mal aufmerksam wurde. Ebenfalls hervorragend gelungen ist der 2013er Pinot Noir von Rico Lüthi.

Es bleibt mir an dieser Stelle danke zu sagen. Danke an Jean-François Guyard von Vinifera-Mundi für die Organisation und danke an die anwesenden Winzer, die Jahr für Jahr beweisen, dass der Kanton Zürich in Sachen Pinot Noir mehr als nur mithalten kann.

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