Pünter Weinbau und trotz Regen viel Sonne in Stäfa.

Gestern Samstag machten wir einen – offen gesagt – Blitzbesuch bei August „Gusti“ und Kathrin Pünter in Stäfa. Ich traf Gusti letzte Woche im Rahmen des Grand Prix de Vin Suisse in Sierre und ich musste feststellen, dass die Weine von Gusti etwas von meinem Radar verschwunden sind. Ich habe die Pünter-Weine zwar vor einigen Jahren schon mal probiert und grundsätzlich positiv in Erinnerung, doch wollte ich dieses diffuse Bild etwas auffrischen.

Da an diesem Samstag so ziemlich alles anders lief als geplant, sind wir mit über einer Stunde Verspätung in Stäfa eingetroffen. Die Zeit war entsprechend knapp und wir fokussierten auf drei unterschiedliche Weine, von welchen wir jeweils zwei Jahrgänge verkosten durften.

Weinbau Pünter, Stäfa: Räuschling 2015 / 2013 sowie Saphir 2015 / 2013 (c) vvWine.ch

2015, Pünter Weinbau, Stäfa, Räuschling: Helles Zitronengelb, schöner Glanz. Feinduftige Nase, Zitronen, grüner Apfel, Anflüge von getrockneten Gräsern, etwas Ananas, verspielt und mit guter Komplexität. Am Gaumen saftig, straff im Auftakt, dann zeigt sich eine reife Zitrusfrucht, dazu etwas weisser Pfirisich, der Wein hat einen sehr schönen Schmelz und wird gestützt durch eine saftige Säure, im Abgang mit guter Länge, endet dezent mineralisch mit salziger Note. Ein sehr gut gelungener Räuschling, jetzt bis 2022. 17.5 vvPunkte, (88/100)

2013, Pünter Weinbau, Stäfa, Räuschling: Helles Zitronengelb, trotz zwei Jahren mehr Reife noch sehr jugendlicher Glanz. Offene Nase, Zitrusfrüchte, dazu auch exotische Früchte die an Passionsfrucht erinnern, anfangs auch ein Hauch Caramel, ein Aroma, das sich mit etwas Luft dann aber wieder verabschiedet, gute Komplexität. Am Gaumen sehr vollmundig, weich beginnend, sehr schöne, Frucht, deutlich reifer Apfel, umrahmt von Zitrusaromen, viel Schmelz, gut integrierte Säure, im Abgang frisch gepresste Limetten, endet auf eine dezente Bitternote. Ein schön gereifter schöner mit nach wie vor Reserven. jetzt bis 2020, 17 vvPunkte, (87/100)

2015, Pünter Weinbau, Stäfa, Saphir (Assemblage aus Chardonnay, Pinot Gris und Sauvignon Blanc, im Barrique vergoren): Helles Zitronengelb, grünliche Reflexe. Offene, expressive Nase, Zitrusaromen, Stachelbeeren, Vanille sowie etwas Latwerge, das Holz wahrnehmbar aber nicht dominierend, gute Komplexität. Am Gaumen weicher Auftakt, erneut Zitrusfrüchte, reife Birne, das Holz ist hier stärker wahrnehmbar als in der Nase aber schön eingebunden, viel Schmelz, feine Cremigkeit, gestützt durch eine straffe Säure die den Wein äusserst lebendig hält, erstaunlich langer Abgang. Ein kräftiger Weisswein der vielen gefallen dürfte. Spielt im Idealfall die Rolle eines Essbegleiters; warum nicht zu Felchen in Weisswein-Kräutersauce? Jetzt bis 2020, 17.5 vvPunkte, (88/100)

2013, Pünter Weinbau, Stäfa, Saphir (Assemblage aus Chardonnay, Pinot Gris, Sauvignon Blanc und etwas Pinot Noir (Federweiss), im Barrique vergoren): Mittelkräftiges Zitronengelb mit Kupferreflexen. Intensive Nase, reife helle Steinfrüchte, Mirabellen, etwas Aprikose, dazu deutlich rauchige Noten und auch ein Hauch von Nuss, gute Komplexität. Am Gaumen ungemein weich und sehr vollmundig, da ist viel Fruchtsüsse im Spiel, Aromen von Pfirsich, Aprikosen sowie exotischen Früchten die Ananas erinnern, das Holz ist hier bereits besser eingebunden als beim 2015er, Frucht, Holz und Säure sind in sehr guter Balance, endet mittellang auf reife Ananas. Ein sehr fülliger Wein, der dank seiner knackigen Säure vom ersten bis zum letzten Schluck frisch bleibt. Auch dies eher ein Wein zum Essen, weniger als Aperitif. Jetzt bis 2018. 17.5 vvPunkte, (89/100)

2014, Pünter Weinbau, Stäfa, Pinot Noir Barrique: Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Offene Nase, schwarze Johannisbeere, reife Himbeeren, dazu rauchige Noten, Kräuterspeck sowie eine feine Würze, gute Komplexität. Am Gaumen sehr weich beginnend, eher auf der rotfruchtigen Seite, reife Himbeeren, Hagebutte und ein Hauch schwarze Johannisbeere, leichter Körper, mässig Gerbstoff, sehr lebhafte, gut integrierte Säure, endet mittellang, hat Finesse. Ein mit Fingerspitzengefühl für die delikate Frucht vinifizierter Pinot Noir, gefällt mir ausgezeichnet. Dieser Pinot ist kein Langstreckenläufer, er sollte jung und leicht kühl zu einem leichten Essen genossen werden. Wie wär’s zum Beispiel mit einem mit Dörrtomate und Mozarella gefüllten Pouletbrüstchen? Jetzt bis 2020, 17.5 vvPunkte, (88/100)

2011, Pünter Weinbau, Stäfa, Pinot Noir Barrique: Kräftiges Rubin, trotz fünf Jahren Reife noch sehr schöner Glanz. Deutlich holzbetonte Nase, Rauch, Torf und Leder, dahinter schwarze Johannisbeeren, Kirschen, auch dezent Nelken, gute Komplexität.  Am Gaumen weicher Auftakt, dann wird der Wein frisch und knackig, da sind viele saftige, rote Beeren, etwas Hagebutte, gute Struktur und feine, reife Gerbstoffe, der Wein hat Körper, Kraft aber auch Finesse, endet angenehm langanhaltend auf eine feine Würze. Ein sehr gelungener Schweizer Pinot der sich aktuell in einer idealen Reifephase befindet aber noch Reserven hat. Wäre die Nase etwas weniger vom Holz dominiert würde mir der Wein noch besser gefallen. Trotzdem, Kompliment! Jetzt bis 2020. 18 vvPunkte, (90/100)

Mein Fazit. Die Pünter Weine gehören definitiv zu den besseren Weinen des Zürichsee. Sie sind sehr sauber gekeltert, zeigen eine hohe Sortentypizität und zeigen, vor allem beim Räuschling, das Weine vom Zürichsee Charakter haben können. Der Holzeinsatz bei den Barrique-Weinen ist moderat und Gusti bestrebt, den Anteil neuer Barrique-Fässer weiter zurückzufahren. Ich werde mir zweifellos noch einmal Zeit nehmen, um die Weine von Pünter Weinbau in ihrer ganzen Breite zu verkosten.

Amuse Bouche in der Sonne Stäfa (c) vvWine.ch

Bei unserem anschliessenden Mittagessen in der Sonne Stäfa wurden wir gastronomisch verwöhnt. Das Team rund um Patricia und Cäsar Meyer bietet hier eine qualitativ hochstehende Küche zu moderaten Preisen. Der Service ist klassisch, gepflegt, sehr professionell und, was nicht üblich ist in der Schweiz, auch sehr kinderfreundlich.

Die Gerichte werden frisch zubereitet. Zum Einsatz kommen ausnahmslos hochwertige Produkte welche mit viel Finesse abgeschmeckt und liebevoll präsentiert werden. Vom Amuse Bouche über die Vorspeisen – Hechtleberli resp. Ceviche aus Felchen in kalter Erbsensuppe – bis hin zum klassischen Hauptgang auf Basis von Züriseefischen, waren alle Gerichte schlicht hervorragend.

Vorspeise in der Sonne Stäfa: Felchen-Ceviche (c) vvWine.ch

Ein grosses Kompliment an das Sonnen-Team, welches uns an diesem regnerischen Samstag viel Sonne auf den Teller gezaubert hat. Wir kommen definitiv wieder nach Stäfa, denn hier scheint die Sonne einmal mehr zu scheinen als an anderen Orten…

Hauptspeise in der Sonne Stäfa: Egli-Filet nach Hausrezept, (c) vvWine.ch

 

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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