Electus & Eclat: neue Jahrgänge und neuer Stil beim Roten.

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Das Wallis ist ein Mosaik aus Traubensorten, Bodenbeschaffenheiten und «Savoir faire». Nicht weniger als 22 Tausend Rebbesitzer bauen hier ihre Trauben an, einige davon geben diese zur Verarbeitung weiter, andere keltern selber eine ganze Palette von Weinen daraus.

Geologisch gesehen ist das Wallis höchst spannend, denn die vielseitigen Bodenstrukturen sind durch verschiedenste Gesteinsschichten geprägt. Zum einen gibt es da Gesteine des afrikanischen Kontinentes, welcher bei der Alpenfaltung über den Nordkontinent («Europa») hochgeschoben wurde, zum anderen enthalten die Böden natürlich auch die Gesteine des europäischen Kontinentes. So entstanden Böden mit einer grossen Varietät von Untergründen, darunter Kalk, Mergel, Löss und Kalkschiefer, Granit und Gneis, Metamorphes Gestein sowie Sedimente der Rhone-Schwemmebene , Granit sowie Mischböden.

Electus und Eclat: die Premium-Weine von Provins (c) vvWine.ch

Provins, der grösste Weinproduzent im Wallis, wurde 1930 gegründet. Die Firma hat somit eine rund 90-jährige Erfahrung mit dem Klima, den unterschiedlichen Böden und den verschiedensten Traubensorten im Wallis. Vor einigen Jahren entstand die Idee, unter dem Namen Valais Mundi einen neuen Spitzenwein zu keltern, der das Beste kombiniert, was das Wallis zu bieten hat. Der Rotwein «Electus» wurde im Jahr 2010 zum ersten Mal vinifiziert, der Weisswein «Eclat» folgte erstmals im Jahr 2014. Obwohl beide Weine schon immer qualitativ überzeugten, gefiel mir der Weisswein bisher besser, denn er zeigte mehr Terroir-Typizität und Walliser Charakter. Der «Eclat war schon immer ein «echter Walliser» während der rote «Electus» eher an einen sehr gut gemachten Wein erinnerte, der von irgendwo auf dieser Welt hätte kommen können.

Dies – soviel sei vorausgeschickt – hat sich seit dem Einzug von Raphaël Garcia (Generaldirektor) und dem neuen Oenologen Damien Carruzzo geändert. Carruzzo, seit 2005 bei Provins engagiert, ist eigentlich Weisswein-Spezialist und Vater des «Eclat». Nach der Pensionierung von Madelaine Gay wurde er 2014 Kellermeister bei Provins und war fortan für die Spezialitäten verantwortlich. Nach dem Abgang der alten «Valais Mundi-Crew» übernahm er zusätzlich das Projekt Electus & Eclat.

Vor einigen Wochen lud das neue «Valais Mundi-Team»  und ich liess es mir nicht entgehen, die neusten, sowie alle anderen, verfügbaren Jahrgänge dieser beiden Spitzenweine, in den neuen Räumlichkeiten von Provins in Zürich zu verkosten.

Die Provins-Boutique in Zürich Altstetten (c) vvWine.ch

Der Rotwein Electus.

Der Rotwein stammt von 40 unterschiedlichen Parzellen. Je nach Jahrgang setzt sich der Wein aus einem unterschiedlichen Mischverhältnis der Sorten Cornalin, Humagne Rouge, Diolinoir, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah zusammen. Jeweils 80% der Fässer für den Ausbau sind neu.

2017 Electus, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Leuchtendes Rubin. Noch vom Ausbau geprägte Nase, viele Gewürze, Kräuter, reife Brombeeren, Waldbeeren, Kirschen, etwas Vanille, wirkt deutlich wärmer als 2016. Im Gaumen weicher Auftakt, mittlerer Körper, der Wein zeigt Schmelz, eine gewisse Wärme, doch diese wird von einer sehr guten Säure in Schach gehalten, die Tannine sind superfein gewoben, ungemein hochwertig, nobel und geschliffen. Aromatisch mehr rot als dunkelfruchtig zieht sich der Wein im Abgang sehr lange hin. Im Kontext des warmen Jahrgangs ein wahrlich finessenreicher, komplexer und saftiger Wein der hervorragend reifen dürfte. 2021-2035+, 19+ vvPunkte (94+/100).

2016 Electus, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Leuchtendes Rubin, jugendlicher Glanz. Noch deutlich vom Holz geprägt, sehr jugendlich, tief und nobel, noch verhalten, mit feinen, floralen Noten, dazu eine spannende Mineralik, sehr komplex. Frischer Auftakt, sehr saftig, knackig, ungemein konzentriert aber nicht schwer, mittlerer Körper, präzise, fein gewobene Tannine und eine top Säure, hier ist das Wallis deutlich erkennbar, der Syrah markiert, eine pfeffrige Würze schwingt mit. Im Abgang sehr langanhaltend und ausgewogen, der eleganteste, finessenreichste Wein der ganzen Rotwein-Serie, ein kleiner Lafite, bravo! Dieser Wein verfügt über ein sehr gutes Reifepotential. 2019-2038+, 19+ vvPunkte (95+/100).

2015 Electus, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Ein Wein aus einem reifen, heissen und trockenen Jahr. Leuchtendes Rubin. Tiefe Nase, was für ein Duft, expressive Frucht, Brombeeren, Cassis, Kirschen, darüber florale Noten, Rauch und Blüten, sehr komplex, zeigt erst einen Teil von dem, was in ihm steckt. Im Gaumen straff, sehr vertikal, konzentriert doch nicht schwerfällig, herrliche Frucht, ungemein präzises Tannin, sensationelle Säure, das ist knackig und frisch, saftig und top strukturiert, sehr lebhaft, energiegeladen, vibrierend und hochelegant, der Wein tanz förmlich auf der Zunge, zeigt viel Knackigkeit und Eleganz, sowie einen ausgesprochen langen Abgang. Ein Hit! 19 vvPunkte (96/100).

Electus 2010 bis 2015 (plus Fassmuster 2016/2017) – eine eindrückliche Serie (c) vvWine.ch

2014 Electus, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Ein Jahr mit sehr tiefem Ertrag, denn es musste wegen der Suzuki-Fliege stark selektioniert werden. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. In der Nase anfangs leicht reduktiv, mit mineralischen Noten, Feuerstein, dunklen Kirschen und Gewürzen, wirkt weniger gekocht als die früheren Jahrgänge, zeigt allerdings auch dieses für 2014 so typische, krautige Aroma. Im Gaumen weicher Auftakt, mittlerer Körper, feinkörniges Tannin, eine markante Säure schwingt mit, der Wein wirkt weniger komplex als die älteren Jahrgänge, zeigt viel rote Frucht und eine ausgeprägte Würze, dazu kommen Blutorangen im angenehm langen Abgang. Ein Kind seines Jahrgangs, für die mittlerer Reife gebaut. Jetzt bis 2028 geniessen, 18 vvPunkte (90/100).

2013 Electus, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Ein Jahrgang mit viel Wind, viel Regen und einer schlechten Blüte, wenig Ertrag. Der Most hatte rund 5% weniger Saft, mehr Anteil an Traubenhäuten und dadurch sehr viel Tannin. Leuchtendes Rubin. Offene Nase, dezent laktische Noten, krautig und würzig, mit dunklen Kirschen, Brombeeren, etwas Leder und Anflügen von Nüssen. Im Gaumen mit weichem Auftakt, wird dann straffer, zeigt eine markante Struktur, sehr viel Tannin, dieses leicht trocknend, wirkt auch etwas krautig, noch immer sehr wild doch mit entsprechend viel Spannung und einer sehr guten Komplexität. Endet langanhaltend. Ein Langstreckenläufer der vom Stil her fast an einen Blaufränkisch-lastigen Österreicher erinnert. 2021-2035, 18.5 vvPunkte (93/100)

2011 Electus, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Ein Sonnenreicher Jahrgang. Kräftiges Rubin. Expressive, fruchtbetonte Nase, viel Kräuterwürze, rote und dunkle Beeren, dezent Holz, auch Cassis und Blutorangen, sehr vielschichtig. Im Gaumen straff im Auftakt, wird dann rasch weicher, zeigt Fülle und Kraft, bleibt trotz viel Druck sehr frisch und ausgewogen, hervorragend strukturiert, mit fein gewobenen Tanninen und einer sehr schön integrierten Säure endet der Wein langanhaltend und würzig auf einer Lakritze-Note. Erinnert mit markantem Syrah-Anteil fast schon an einen Rhone-Wein. Jetzt bis 2034, 19 vvPunkte (94/100)

2010 Electus, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Ein sehr schönes, harmonisches Jahr. Kräftiges Rubin, noch schöner Glanz. Offene Nase, wirkt reif und etwas warm, einiges an Weihnachtsgewürze, Pflaumen, eingelegte Kirschen, Kaffee, Eukalyptus und Leder. Weicher Auftakt, reife aber nicht überreife Frucht, mittlerer bis kräftiger Körper, sehr gute Struktur, füllig aber nicht schwer, mit feinen Tanninen, einer sehr guten Säure und ungemein viel Würze ausgestattet, dazu eingekochte rote Kirschen. Im Abgangs sehr langanhaltend, trinkt sich wie ein schön gereifter St-Julien. Jetzt bis 2025 geniessen, 18.5 vvPunkte (93/100).

Electus 2010 bis 2017: seit Damien Carruzzo leitender Oenologe ist, ändert sich der Stil (c) vvWine.ch

Der Weisswein Eclat.

Die Trauben für den Eclat kommen aus 13 verschiedenen Parzellen. Die Assemblage besteht aus Heida und Petit Arvine. Auch dieser Wein wird zu 80% im neuen Holz mit starkem Toasting ausgebaut. Der Ausbau dauert rund neun Monate.

2017 Eclat, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Mit nur 5 Tagen die kürzeste Ernte seit dieser Wein existiert. Helles Gelb, sehr expressive, fruchtbetonte Nase, weisser Pfirsich, reifer Apfel, auch deutlich exotische Früchte, florale Noten, geröstete Haselnuss, dazu eine sehr schöne Mineralik. Im Auftakt straff und kraftvoll, wird dann immer fülliger, hier ist einiges an Fleisch am Knochen, der Wein hat Druck, die Säure ist markant, ungemein saftig und perfekt eingebunden, verleiht viel Frische, trotz der Kraft ist hier nichts von Plumpheit zu spüren, liegt stilistisch irgendwo zwischen 2014 und 2015, zeigt etwas mehr Schmelz als 2014, doch nicht ganz die Fülle von 2015. Im Abgang ausgesprochen lang, endet auf Zitrusfrüchte, grüner Apfel sowie einer salzigen Note. Natürlich, dieser Wein ist noch jung und ungestüm, muss sich noch etwas finden, hat aber Luft nach oben. Jetzt bis 2030. 18.5+ vvPunkte (93+/100).

2016 Eclat, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Helles Gelb. Kühle, verhaltene, angenehm tiefe Nase, viele weisse Blüten, Rauch, mineralische Nnoten, erinnert fast an einen Loire-Wein, zeigt noch deutlich Barrique, das Holz aber top eingebunden. Im Gaumen weicher Auftakt, ungemein frische, sehr saftige Säure, sehr gut strukturiert und hochelegant, das hat Spannung und Finesse, ist lebhaft, zeigt Trinkfluss und herrliche Salzigkeit die sich zusammen mit Aromen von Zitrusfrüchten und grünen Äpfeln in den langen Abgang zieht. Für mich der eleganteste Wein der Serie, zeigt mehr Knackigkeit und Frische als der 2015er, zeigt im Gegensatz zu meiner letzten Verkostung aktuell nicht ganz die Tiefgründigkeit des 2014ers, wird aber herrlich reifen. Jetzt bis 2029 geniessen. 18.5+ vvPunkte (93+/100).

Eclat 2014 bis 2017: Struktur, Mineralik und viel Frische aus dem Wallis (c) vvWine.ch

2015 Eclat, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Mittleres Gelb. Expressive Nase, opulent und mit vielen exotischen Früchten die an Passionsfrucht erinnern, dazu wahrnehmbar Holz, Mokka, weisse Blüten, sehr komplex. Weicher Auftakt, zeigt deutlich mehr Schmelz und Fülle als der 2014er, die Säure ist weniger markant aber dennoch präsent, das ist nicht schwer oder üppig, nein, der Wein hat einfach etwas mehr Speck auf den Rippen, aromatisch mit Zitrusfrüchten, Litschi, ein hauch Passionsfrucht, sehr langer, würziger Abgang. Hat sich gut entwickelt, zeigt mehr Frische als bei der letzten Verkostung. Der reichhaltigste Wein der Verkostung. Jetzt bis 2028 geniessen. 18.5 vvPunkte (93/100).

2014 Eclat, Valais Mundi, Provins, Wallis, Schweiz. Mittleres Gelb, schöner Glanz. Mineralische, leicht reduktive und super tiefe Nase, Zitrusfrüchte, Mirbelle, Gräser, Grapefruit, weisse Blüten, das Holz sehr schön eingebunden, erinnert an einen noblen Puligny-Montrachet. Sehr saftiger Gaumen, knackig und frisch, strukturiert, mit guter Fülle, saftige, knackige Frucht, super salzig und lebhaft, aromatisch mit Limetten, grünem Apfel und frischer Ananas. Im Abgang zieht sich der Wein sehr lange hin, endet sehr mineralisch und mit einem Hauch Limette. Das ist wie ein schöner 1er Cru von Pierre-Yves Colin-Morey, einfach aus dem Wallis. Hervorragend und stilistisch zusammen mit dem 16er mein Lieblingswein der Verkostung. Jetzt bis 2028. 19 vvPunkte (94/100).

Wer findet den Unterschied? Seit 2017 gibt’s leicht angepasste Flaschen und Kapseln… (c) vvWine.ch

Electus und Eclat sind direkt bei Valais Mundi, bei Riegger oder Valentin Wine erhältlich.

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