Wein zum Snack oder Snack zum Wein?

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Die aktuelle Winzersnack-Range (c) vvWine.ch

Jeder kennt Cashew-Nüsse und Mandeln. Und jeder hat diese sicherlich schon mal zu einem Glas Wein genossen. Wer hat sich dabei etwas gedacht? Ich – offen zugegeben – bisher nicht. Darum wage ich heute einmal einen Ausflug ins Nuss-Mandeln-Wein-Gebiet. Aufgefallen ist mir kürzlich eine Website, die unter dem Brand Winzersnack Nüsse und Mandeln anbietet, welche biologisch produziert werden und durch ihre besondere Würzmischung ideal zu unterschiedlichen Weintypen passen sollten.

Zwei Mal Cashews und zwei Mal Mandeln: Winzersnack lässt grüssen (c) vvWine.ch

Mit Weinverkostungen habe ich zugegebenermassen eine gewisse Übung, und dafür auch eine passende Verkostungs-Methodik. Nüsse und Mandeln zu beschreiben, ist aber definitiv nicht meine Kernkompetenz. Nuss- und Mandel-Experten verzeihen mir daher bitte allfällig etwas dilettantisch wirkende Ausdrücke.

Ob würzig oder fruchtig: beide Winzersnacks machten zum jeweiligen Wein viel Spass (c) vvWine.ch

Snack 1: Pikante Cashews, die Fruchtigen. Süsslich-fruchtiger Auftakt, cremiges, üppiges Mundgefühl, feinwürzig und mit langem Nachhall.

Wein: 2016, Sauvignon Blanc Freinsheim, Weingut Rings, Pfalz. Helles Gelb, grünliche Reflexe, etwas Kohlensäure. Grüner Apfel, Grapefruit, Limette, grasige Noten. Weicher, relativ schlanker Auftakt, dezente Bitternote, wieder viel grüner Apfel, leichter Körper, lebendig, verspielt und im Abgang kurz aber stimmig, endet auf grüne Äpfel. Jung und kühl geniessen. 16.5 vvPunkte (85/100). Die schlanke Art dieses Weins bildet zur Nuss mit Rubensfigur einen passenden Kontrast.

Snack 2: Pikante Cashews, die Würzigen. Milder Auftakt, indisches Curry, Kardamom, Kreuzkümmel, Ingwer und Kurkuma? Sehr langer, süsslich-scharfer Abgang.

Wein: 2015, Riesling Trocken „Höllenpfad“ vom Weingut Dönnhoff, Nahe. Mittleres Gelb. Kühle, steinige Nase, dezent Rauch, dazu Zitronenzesten, etwas Grapefruit und eine würzige Note. Im Auftakt straff, gradlinig und klar, wieder Zitrusaromen, dazu weisser Pfirisch und eine und feinwürzige Note die an getrocknete Kräuter erinnert. Frischer, sehr saftiger und angenehm langer Abgang. 18 vvPunkte (90/100). Die Kombination aus Frucht und Würze ergibt im Kontext der Cashews eine sehr interessante Verbindung, das hat Suchtpotenzial.

Mediterrane Mandeln zum Pfälzer Merlot und „unerlaubterweise“ etwas viel Cabernet Franc in der Assemblage für den Cabernet Sauvignon Test mit herzhaften Mandeln (c) vvWine.ch

Snack 3: Pikante Mandeln, die Mediterranen. Trockener Auftakt, Oliven, Thymian und Rosmarinkräuter, am mittleren Gaumen fruchtig und mit herrlichem Mandelaroma. Mittlere Länge, endet leicht pikant.

Wein: 2015, Merlot Trocken, Toreye, Eymann, Pfalz. Leuchtendes Rubin, jugendlicher Glanz. Sortentypische Nase, dunkelfruchtig, Kirschen, Pflaumen, dezent rauchige Note. Straffer, gradliniger und fruchtbetonter Auftakt, knackig, saftig und gut strukturiert, mittlerer Körper, feine, bereits gut integrierte Gerbstoffe und eine sehr schöne Säure stützen die Frucht, wieder dunkle Beeren, das Holz perfekt eingebunden, im Abgang würzig und angenehm lang. 17.5 vvPunkte (89/100). Ein sehr gelungener Merlot mit einer die Mandeln optimal ergänzenden Frucht. Das wäre ein guter Piraten-Kandidat für eine Merlot del Ticino-Probe.

Snack 4: Pikante Mendeln, die Herzhaften. Straffer Auftakt, dezente Bitternote, sehr würzig, ja fast schon mit einer gewissen Schärfe, wird beim Zerkauen fruchtig-scharf und endet sehr langanhaltend.

Wein: 2011, Cabernets Franc & Sauvignon, Pellegrin, Peissy (Genf). Leuchtendes Rubin, trotz sieben Jahren auf dem Buckel noch mit schönem Glanz. Tiefe, dunkelfruchtige Nase, schwarze Johannisbeere, Kirschen, ätherische Noten, Leder, darüber frisch geschnittene Kräuter, Rauch und Teer, sehr gute Komplexität. Im Auftakt weich und rund, vollmundig, sehr gut strukturiert, markante, seidig-gewobene Gerbstoffe, gut integrierte Säure, dunkle und rote Früchte geben sich die Hand, am mittleren Gaumen immer würziger werdend, trotz viel Fülle wirkt der Wein sehr elegant. Im Abgang würzig, langanhaltend und sehr ausgewogen. 18.5 vvPunkte (93/100). Verträgt sich trotz hohem Cabernet Franc-Anteil sehr gut mit den auf Cabernet Sauvignon ausgerichteten Mandeln.

Fazit: ein durchaus fordernder Versuch, eine bisher nicht wirklich beachtete Kombination in Worte zu fassen. Qualitativ haben sowohl die Weine als auch die Snacks überzeugt. Und ich wage mal zu behaupten: man kann durchaus auch mal einen würzigen Chablis zu den würzigen Cashews oder einen straffen Syrah zu den mediterranen Mandeln probieren.