4x Pinot Noir, 1x Syrah und 2x Domaine des Muses

Pinot Noir-Weine aus dem Wallis, Österreich und der Neuen Welt gehörten bisher nicht zu meinen bevorzugten Gewächsen. Während mir viele Österreicher- und New-World-Pinots oft zu massig und breit vorkamen assoziierte ich die Pinots aus dem Wallis mit „verkocht“, „warm“ und teilweise fast „oxitativ“ – ganz im Gegensatz zu den Syrah-Weinen aus dieser Region, welche ich in aller Regel sehr schätze.

Dieses eher negative aber sicherlich auch etwas gar oberflächliche Bild wollte ich mit einer kleinen Probe revidieren. So verkostete ich letztes Wochenende 3 Pinots aus genau diesen Ländern respektive Regionen und stellte zur Ergänzung einen Pinot Noir Barrique von Erich Meier sowie den Syrah von der Domaine des Muses daneben. Nachfolgend meine Eindrücke…

2013, Erich Meier, Pinot Noir Barrique, Zürichsee: Kräftiges Granatrot, leicht aufgehellter Rand. Die Nase direkt nach dem Öffnen sehr holzlastig, nach mehreren Stunden Luft, zeigt sich etwas mehr Frucht, doch da sind nach wie vor sehr kräftige Röstnoten und etwas kalter Rauch. Die vom Holz etwas gar arg kaschierte Frucht ist sauber, sehr sortentypisch mit Aromen von roter Johannisbeere, gute Komplexität. Am Gaumen dann sehr saftig im Auftakt, knackige Frucht, wieder rote Johannisbeeren, Waldbeeren, Blutorange, rote Kirschen. Die Gerbstoffe sind reif, die Säure saftig, keinerlei Alkoholüberhang, einzig das Holz auch hier wieder zu präsent. Qualitativ lupenrein, mit ansprechender Komplexität, sehr viel Frische und guten Reserven. Schade, dass das an sich sehr gute Traubenmaterial vom Holz erschlagen worden ist. 2016-2024, 17 vvPunkte, (87/100).

2011, Domaine des Muses, Pinot Noir Reserve, Wallis: Mittleres Rubin, schöner Glanz, leicht aufgehellter Rand. In der Nase sehr nobel, da ist eine reife Pinot-Frucht umrahmt von grünen Noten (teilweise Ganzstilvergärung?), Aromen von Weichselkirschen, Hagebutte sowie Veilchenaromen die mich an einen schönen Nebbiolo erinnern. Schöne Komplexität und keinerlei Anflüge von Verkochtheit. Am Gaumen gradliniger Auftakt, sehr saftig, eher rotfruchtig, dazu eine steinige Mineralik, auch feine Würznoten, deutlich Gerbstoff und eine sehr trinkanimierende Säure stützen die Frucht, sehr komplex und mit einer ausgezeichneten Saftigkeit. Im Abgang von guter Länge, endet auf einen ganz dezente Bitternote (Orangenzesten). Ein sehr schöner Pinot der ab sofort Spass macht und sicherlich bis 2022 Reserven hat. 18 vvPunkte, (91/100)

2012, Pauch Achs, Pinot Noir, Burgenland: Kräftiges Granatrot, schöner Glanz. Direkt nach dem Öffnen sehr duftig, reife Himbeeren, nasser Stein, dazu getrocknete Rosenblätter und einiges an Gewürzbrot, auch Anflüge von Epoisse-Käse; sehr gute Komplexität. Am Gaumen ein fruchtbetonter Auftakt, äusserst saftig, da sind rote und dunkle Beeren, da ist einiges an Würze im Spiel. Dann breitet sich der Wein im Mund aus, er hat einen unglaublich cremigen Schmelz, die Gerbstoffe sind reif und fein gewoben, faszinierendes Spiel zwischen Würze und Frucht, sehr solide Struktur und sehr gute Komplexität. Endet im Abgang wie er in der Nase begonnen hat. Ein äusserst harmonischer Wein mit viel Kraft. Dürfte Geflügel oder ein Kaninchen ideal begleiten. Jetzt bis 2022, 18,5 vvPunkte, (92/100)

2013, Colombo Winery, Pinot Noir, Marlborough: Strahlendes Rubin, jugendlicher Glanz. Sehr saubere, etwas modern anmutende, äusserst fruchtbetonte Nase. Himbeeren, Kirschen, auch Cassis ein Hauch Vanille sowie Eukalyptus, mit etwas Luft zeigt sich eine feine Röstaromatik; sehr gute Komplexität. Am Gaumen unglaublich weich und samtig im Auftakt, wirkt auf den ersten Schluck fast etwas harmlos, doch dann zeigen sich am mittleren Gaumen die Gerbstoffe. Der Wein hat eine sehr gute Struktur mit knackiger Säure und präziser Frucht, Aromen von roten Beeren wechseln sich mit Heidelbeeren ab. Alkohol, Säure, Frucht und Gerbstoff in sehr guter Harmonie, sehr ansprechende Komplexität. Der Wein wirkt am Gaumen deutlich „klassischer“ als die Nase vermuten lässt. Ein grossartiger Pinot Noir aus der Neuen Welt der sich unter Old-World Pinots nicht zwingend als Aussenseiter zeigen würde. Jetzt bis 2024, 18,5 vvPunkte, (92/100)

2013, Domaine des Muses, Syrah Reserve, Wallis: Kräftiges Rubin, violette Reflexe. Sehr, sehr reine Nase, wow, was für ein Syrah-Duft steigt mir da entgegen! Da sind dunke und rote Beeren, grasig-grüne Noten, dazu viel Würze, ein Hauch Leder und die sortentypischen Noten von weissem Pfeffer. Ein Bilderbuch-Syrah, sehr komplex. Im Gaumenauftakt gradlinig, rein und straff. Erst schwarze Kirschen, dann rote Beeren, wieder weisser Pfeffer, Blutorangen, ein konstantes Wechselspiel von Frucht, Säure und Gerbstoff. Der Wein ist sehr gut strukturiert, einerseits kräftig aber ganz nicht plump, sondern mit viel Eleganz und einer sehr guten Komplexität. Die Frucht ist unglaublich knackig und im Abgang zeigt sich der Wein lang und wieder mit äusserst viel Frische. So schön kann Wallis sein. Dieser Syrah-Wein muss sich hinter einem Wein der nördlichen Rhone nicht verstecken. Gefällt mir ausgezeichnet, Jetzt bis 2026, 18,5 vvPunkte, (93/100)

Dieser kleine aber in diesem Fall äusserst gelungene Querschnitt zeigt mir einmal mehr, dass ich auch gefestigte Vorurteile immer wieder hinterfragen muss. Zu schade wäre es, wenn solch wunderbare Weine aufgrund von vorgefassten Meinungen nicht ins Glas kommen.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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