Wir trinken Cyprier und küssen schöne Mädchen.

«Wir trinken Cyprier und küssen schöne Mädchen» – so Fiesco in Friedrich Schillers Trauerspiel «Die Verschwörung des Fiesco». Ob sie Weine aus der heutigen AOC Commandaria genossen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Sehr komplex und enorm lang haltbar: Commandaria Weine (c) vvWine.ch

Was ich heute aber im Glas haben darf, ist mehr als nur gut. Es sind drei faszinierende Süssweine aus einem Land, welches ich sonst eher mit Badeferien als mit Wein in Verbindung bringe. Bernhard Furler ist Besitzer einer kleinen Weinhandlung, welche sich auf den Vertrieb von zypriotischen Weinen spezialisiert hat. Die Paphos GmbH verfügt über ein breites Sortiment von Weinen und anderen Produkten aus Zypern; ein Paradies für Menschen, die offen sind für Neuentdeckungen…

Die Spuren der Commandaria-Weine gehen bis ins 8. Jahrhundert vor Christus zurück. Der Name leitet sich von Kommandantur ab. So nannten die Johanniter des Kreuzritterordens (1192-1489 zur Zeit der Herrschaft der Lusignans) ihren damaligen Hauptort in der Nähe des heutigen Limassol. Somit sind die Commandaria-Weine das Weinerzeugnis mit der weltweit längsten ununterbrochenen Produktionsgeschichte.

Die Ertragsbeschränkungen sind streng: pro Hektar dürfen lediglich 17 HL Wein produziert werden. Die Trauben werden sehr reif gelesen (mind. 230g Zucker pro Liter). Nach der Ernte wird das Traubengut an der heissen, zypriotischen Sonne getrocknet, bis es fast ganz einrosiniert ist. Die starke Konzentration erhöht den Zuckergehalt auf rund 400 Gramm pro Liter.

Die beiden Rebsorten Mavro (rot) und Xynisteri (weiss) werden getrennt gepresst und separat vergoren. Gewisse Winzer verwenden heute noch Amphoren, die zum Teil vergraben sind, grössere Produzenten und Genossenschaften benutzen in der Regel Stahltanks.

Die Vergärung erstreckt sich über zwei bis vier Monate und wird mittels Weingeist (bis 20% des gesamten Volumens) gestoppt (aufgespritet). Danach wird der Wein in aller Regel in grossen Eichen- oder Kastanienfässern über einen mehrjährigen Zeitraum im spanischen Solera-System ausgebaut.

Nachfolgende meine Eindrücke zu drei unterschiedlichen Vertretern dieser spannenden Süsswein-Region.

Fruchtbetonter Stil: Commandaria der Tsiakkas Winery aus Zypern (c) vvWine.ch

2008, Koumandaria AOC, Tsiakkas Winery, Zypern (95% Xynisteri und 5% Mavro – nur 13% vol da die Reben auf 1100 Meter über Meer wachsen. Der Wein wird nicht aufgespritet und in kleinen Barriques ausgebaut): Kräftiges Bernstein, etwas Trübstoff. In der Nase sehr expressiv, viele Aprikosen, Rosinen, getrocknete Feigen, Datteln, darüber weisse Blüten und Anflüge von Leim, sehr gute Komplexität. Süsslicher Auftakt, viel Schmelz, wunderbar kraftvoll, süss und sehr opulent, dabei aber getragen von einer sehr guten Säure, aromatisch wieder mit getrockneten Aprikosen, Feigen und kandierten Mandeln. Sehr langer Abgang, hallt mindestens 45 Sekunden nach. Ein gelungener Süsswein der zu Süssspeisen, Blauschimmelkäse oder einfach so genossen werden kann. 18.5 vvPunkte (93/100). Der Wein kostet CHF 38.– bei www.paphosweine.ch

St-Nicholas, 2011er Commandaria AOC, Etko Winery (c) vvWine.ch

2011, St. Nicholas, Commandaria AOC, Etko Winery, Zypern (60% Xynisteri, 40% Mavro, Jahrgangswein, der im grossen Holzfass ausgebaut wird und nicht wie üblich im Solera-System): Leuchtendes Bernstein, schöner Glanz. Offene, leicht spritige Nase, erinnert an einen guten, sizilianischen Marsala, viele getrocknete Feigen, dunkle Rosinen, dahinter Kümmel und Fenchelsamen, sehr schöne Komplexität. Der Gaumen beginnt süss und ausgesprochen kräftig, konzentrierte, eingemachte Früchte, wieder Datteln und Rosinen umhüllt von einer markanten Mokka-Note sowie etwas Karamell, die 15% Alkohol sind sehr gut eingebunden, eine milde, gut eingebundene Säure stützt die Süsse. Im Abgang von sehr guter Länge, endet stimmig auf eine feine Mokka-Note. 18.5 vvPunkte (93/100). Der Wein kostet CHF 30.– bei www.paphosweine.ch

Ausgesprochen komplex und finessenreich: 2000er Centurion, Commandaria, Etko Winery  (c) vvWine.ch

2000, Centurion, Commandaria AOC, Etko Winery, Zypern (60% Xynisteri, 40% Mavro, Jahrgangswein, der im grossen Holzfass ausgebaut wird und nicht wie üblich im Solera-System): Dunkles Bernstein. Ausserordentlich komplexes und finessenreiches Bouquet, Rosinen, Feigen, Lakritz, frische Walnüsse, Waldhonig, Gewürze, ungemein verspielt. Im Auftakt anfangs fast harmlos, nobel zurückhaltend, dann aber breitet sich der Wein aus, herrliches Aromenspiel, viele eingelegte Früchte, getrocknete Feigen, Rosinen und Karamell, das Ganze umhüllt von einem Schleier aus Mokka, wunderbar cremig dabei aber nicht schwer und überladen sondern erstaunlich elegant. Der Abgang ist von ausgezeichneter Länge, hallt über eine Minute nach. 19 vvPunkte 20 (96/100). Der Wein kostet CHF 65.– bei www.paphosweine.ch

Goldene Herbstsonne und bernsteinfarbene Commandaria-Weine (c) vvWine.ch