Ich habe heute kurz bei der Möve reingeschaut und einige Notizen zu den spärlich (rund 10 Weine) präsentierten 03ern gemacht. Mein Fazit: die präsentierten Weine lassen sich durchaus trinken.

Rollan de By
Schöne Nase nach dunklen Beeren. Kräftiger Körper, schöne Extraktsüsse aber auch einiges an Würze. Easy to drink mit einem Hauch von New World (Chile). Sehr modern aber auch sehr gut. 15.5 vvpunkte. 2007 bis 2015.

Cissac
Feine, frische Nase. Rote und schwarze Beeren und Gräser. Frische, feine Gerbstoffe, wirken frisch aus der Flasche etwas grün. Nach einiger Belüftung dann aber sehr ausgewogen und ganz und gar Haut-Medoc. Elegenter Wein. 15.5 vvpunkte. 2010 bis 2020.

Cote de Baleau
Sehr viel Holz in der Nase, etwas Vanille. Am Gaumen trockene, fast etwas spröde Gerbstoffe aber auch eine feine Frucht. Eher schlank, es fehlt etwas an Power zur Zeit, dafür aber auch keine Spur von Überextraktion. Wenn der feine Körper in Harmonie mit dem Holz kommt dürfte sich dieser Wein gut entwickeln. 15.5 vvpunkte. 2010 bis 2018.

Poujeaux
Superfeine Nase, sehr delikat mit richtig dosiertem Holz. Am Gaumen ausgewogenes Zusamenspiel von Gerbstoffen, Säure und Frucht. Geradeliniger, klassischer Wein mit solidem Tanningerüst, sehr gut strukturiert und für Poujeaux sehr männlich. Einiges an Potential. 16 vvpunkte. 2008 bis 2016+

Gloria
Satte, sehr intensive und komplexe Nase, viele Beeren, Casis, auch Gewürze und fein dosiertes Holz. Am Gaumen typisch St. Julien, gute Mischung von Kraft und Frische mit solider Struktur. Nur das etwas trockene Finale trübt den sehr guten Gesamteindruck. 16.5 vvpunkte. 2008 bis 2018.

Ferriere
Fast keine Nase, sehr verschlossen. Dann nach etwas Belüften leicht grüne Noten aber auch eine gewisse Frische, nicht uninteressant. Mässig kräftiger Gaumen und eine geballte Ladung Tannin, die Frucht sehr zugedeckt zur Zeit. Klassischer Wein, weit weg von gross aber mit einer beachtlichen Länge. Braucht Zeit. Schwierig zu verkosten aktuell. 15.5+ vvpunkte. 2010 bis 2020.

Pontet-canet
Sehr verschossene Nase. Nach kräftiger Belüftung zeigt sich der Wein komplex und sehr konzentriert. Am Gaumen gut balanciert, Frucht, Säure, Tannin, da passt alles zusammen. Die Masse von knallharten Tanninen machen den Wein nicht einfach zu verkosten aber die solide Struktur lässt aufhorchen (oder aufriechen und aufschmecken?). Power-Wein mit eher modernen Anlagen und einer hohen Extraktion, vielleicht etwas auf Kosten der Eleganz. 17.5+ vvpunkte. 2012 bis 2025.

Lafleur-Petrus
Feine, sehr süsse Nase, erinnert erst etwas an südliche Rhone. Am Gaumen entgegen allen Erwartungen einge sehr gute Frische, Kräuter, rote Beeren und eine überraschende Eleganz. Da passt alles zusammen und bleibt im Abgang lange, sehr lange. Gut gemachter Wein der auch seinen Preis hat. 17 vvpunkte. 2008 bis 2020+.

Lafon-Rochet
Kräftige Nase, gute Balance von Holz und Frucht. Am Gaumen sehr viel Extraktsüsse aber auch eine schöne Würze und Frische. Viel Kraft, keine Spur von Bitternoten. Sehr erfreulich und perfekt gearbeitet. Gutes Reifepotential. 17 vvpunkte. 2012 bis 2020.

Cos d’Estournel
Typische Cos-Nase, sehr exotisch-orientalisch mit vielen Kräutern. Sehr gezielter Holzeinsatz, perfekt am Gaumen, wieder typisch Cos, einfach viel dichter als gewohnt und mit enorm viel Extraktsüsse. Ein wahres Cabernet-Festival das richtig Spass macht und von vielen, perfekt ausgereiften Tanninen begleitet wird. Grosser Wein, das muss man neidlos anerkennen, wenn auch die Preispolitik zu denken gibt. Aus Prinzip und aufgrund von limitiertem Budget nur wenige Flaschen davon im Keller. Diese dürften aber lange Spass machen. 19 vvpunkte. Eine Sünde wert. 2010 bis 2025.

Und zum Schluss noch den preislich heruntergesetzten 2001er Seña (Aconcagua Valley, Mondavi – Chadwick)… In der Nase Casis, Casis und nochmal Casis. Konfitüre pur. Am Gaumen viel Kraft, wenig Eleganz aber natürlich sehr easy to drink, da die Tannine fein sind und die Frucht voll fett. In meinen Augen New-World-Style vom übelsten. Dieser Wein macht auch für „nur“ 47 Franken (statt 79.–) keinen Spass. Kommt bei mir auf jeden Fall nicht in den Keller und lange nicht mehr ins Glas. 15 vvpunkt für die saubere Arbeit. Für mich: Genussfaktor unterirdisch.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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