Kleiner grosser Bordeaux – Ch. Lanessan 1986

Nachdem zur Zeit der 2010er-Jahrgang so rege diskutiert wird, dachte ich mir, hole ich wieder mal so einen richtig kleinen und alten Wein aus dem Keller, um zu schauen, wo die Reise der noch bezahlbaren Bordeaux denn in 20 Jahren so hingehen könnte…

Ch. Lanessan 1986 (Kürzlich auf einer Auktionsplattform für 6 Franken pro Flasche ersteigert)

Die Flasche war anscheinend sehr gut gelagert, der Füllstand ist einwandfrei: Top Shoulder, die Etiketten mit Plastikfolie geschützt, der Korken macht keinerlei Probleme beim Öffnen. Der Korken ist nach dem Herausnehmen voll durchtränkt, hat seine Dienste wahrlich getan.

Undekantiert ins Glas: erstaunlich tiefes Bordeauxrot, nur leich aufgehellter Rand.

In der Nase sehr Bordeaux, braucht Anfangs etwas Luft, dann zeigt der Wein dunkle Beeren, Zedernholz, etwas Maggikraut, kalter Rauch und dazu auch etwas gemüsige Noten (meine besser Hälfte würde sagen „tomatig“); reif aber sehr angenehm zu riechen. Der Wein verträgt sogar – nachdem er im normalen Riedel Vinum Glas drin war und dort etwas verhalten wirkte – das Riedel Bordeaux aus der Sommelier-Linie. Also – keine Angst vor ein klein wenig Luft, gross dekantieren würde ich allerdings nicht.

Am Gaumen frischer Auftakt, Aromen von roten Beeren, wieder Zedernholz, die Gerbstoffe sind noch deutlich präsent, die Säure ebenfalls.

Im Abgang mittellang mit einer feinen Süsse, mmmmmmh.

Alles in allem ein sehr schönes Trinkgefühl, der Wein wirkte am Anfang des Abends erstaunlich jugendlich, dreht dann aber gegen Ende des Abends etwas ab und zeigt an, dass er doch schon 25 Jahre auf dem Buckel hat.

Ch. Lanessan ist sicherlich kein grosser Bordeaux, aber ein sehr klassischer, solider Bordeaux, der zeigt, dass diese Region auch im normalen Preissegment herrliche Weine erzeugen kann, die lange reifen können.

16.5 vvpunkte (88). Jetzt trinken.

PS: Ch. Lanessan 1986 hat mein Rindsfilet hervorragend begleitet. Mit einem Hauch frischer Reussluft fühlt man sich schon fast wie an der Gironde…