Kleine grosse Bordeaux-Weine.

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Heute im Glas, zwei vermeintlich «kleine Weine», die sich gerade ganz gross präsentieren. Beide Weine sind mir bei den Primeur-Verkostungen 2018 (Château Tronquoy-Lalande) respektive 2020 (Château De Sales) positiv aufgefallen und ihre etwas älteren Vorgänger beweisen mir heute, dass sich auf diesen Gütern was tut, und zwar im positiven Sinne.

Nur kurz: Château de Sales ist eines der grössten Weingüter im Pomerol und seit 1464 quasi in der Hand einer Familie, deren Nachkommen heute dafür sorgen, dass deutlich nachhaltiger gearbeitet wird, als dies früher der Fall war. Château Tronquoy-Lalande wurde im Jahr 2006 von den Montrose-Besitzern übernommen welche bekanntlich ja über genügend Kleingeld verfügen, um die Dinge so richtig richtig zu machen. Es erstaunt also nicht, dass seit 2006 über 10 Mio. Euro in die Erneuerung der Anlagen investiert worden ist, so dass die Weine heute deutlich präziser sind, als die älteren (ebenfalls schon sehr guten) Jahrgänge es waren.

Grosser Trinkspass muss nicht teuer sein: Château de Sales (Pomerol) und Château Tronquoy-Lalande (St-Estèphe) beweisen das (c) vvWine.ch

2018, Château De Sales, Pomerol, Bordeaux, Frankreich (73% Merlot, 15% Cabernet Sauvignon, 12% Cabernet Franc) Kräftiges Rubinrot. Die Nase direkt nach dem Öffnen ein Hit, wunderbar duftig, mit Pflaumen, schwarzen Kirschen, dem obligaten Hauch Sahne, dazu eingemachte Erdbeeren und etwas Pfeffer, sehr komplex. Genauso schön geht’s am Gaumen weiter, bereits gut zugänglich, weich im Auftakt, mit feinkörnigen Tanninen ausgestattet, welche die reife Frucht stützen und dem Wein zusammen mit einer milden, gut integrierten Säure die nötige Struktur verleihen, baut am mittleren Gaumen Druck auf und hallt im Abgang lange nach, hinterlässt im Finale viel Frische und einen Mix aus roten und dunklen Beeren. Dieser Pomerol, aus einem wohlbemerkt warmen Jahr, ist einmal mehr ein guter Beweis für zwei Dinge: A, dass der Jahrgang 2018 viele frische Weine hervorgebracht hat und B, dass es Pomerol-Weine gibt, die nicht die Welt kosten. In diesem Fall CHF 32.30 inkl. MwSt. Jetzt bis 2035+. 92 vvPunkte.

2016, Tronquoy-Lalande, St-Estèphe, Bordeaux, Frankreich (58% Merlot, 34% Cabernet Sauvignon, 6% Petit Verdot, 2% Cabernet Franc) Rubinrot, jugendlicher Glanz. Anfangs in der Nase etwas verhaltener, kühler, steiniger anmutend als der Pomerol, braucht mehr Luft und profitiert von etwas Zeit in der Karaffe. Die Aromen erinnern an schwarze Johannisbeeren, Kirschen, Brombeeren, dazu kommen etwas Zedernholz sowie würzige Noten. Im Gaumen gradlinig, präzis, mittlerer bis kräftiger Körper, sehr feinkörniges Tannin, die Säure ist prägnant, verleiht dem Wein viel Frische und Trinkfluss, das hat viel Appellations-Charakter und ist dennoch bereits gut zugänglich. Langer, würziger, dunkelfruchtiger Abgang. Die Anti-These eines St-Estèphe-Weins, den man erst 20 Jahre im Keller vergessen muss, bevor er (vielleicht) zugänglich wird. Nein, dieser 2016er Château Tronquoy-Lalande ist bereits heute ein Hit (dekantieren), hat jedoch Reserven für 20 Jahre. Der Wein kostet CHF 34.45 inkl. MwSt. Jetzt bis 2040, 93 vvPunkte.

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