Wallis 2.0: Weine von Alex Stauffer.

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Ich lernte Alex Stauffer vor einigen Jahren im Rahmen der Jurierung für den Grand Prix du Vin Suisse in Sierre kennen. Seither trinken wir jährlich das eine oder andere Glas Wein zusammen und plaudern über alte und neue Arten, Wein zu produzieren. Alex ist mutig, jung, querdenkend. Ein Weinmacher. Ein Künstler. Er hält wenig von Konventionen, schert sich um Grand Cru und AOC Klassifikationen, sucht lieber die Freiheit, um mit viel Experimentierfreude und noch mehr Fingerspitzengefühl äusserst delikate Tropfen auf die Flasche zu bringen.

Vor einigen Tagen probierte ich seine 2020er-Weine, die teils schon gefüllt, teils noch im Fass schlummern. Sie brechen mit vielem, was man sich unter einem Walliser Wein vorstellt, aber sie brechen nicht mit dem, was ich mir unter einem Qualitätswein vorstelle, auch wenn sie mit minimaler Schwefelzugabe und teils sogar ohne diese auskommen. Es sind artisanale Kunstwerke in flüssiger Form.

2020, L’Âme du Vin, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir, von alten Reben, in einem gebrauchten Barrique aus dem Jahr 2015 ausgebaut, Fassprobe am 31.7.2021). Offene Nase, wirkt sehr nature, erinnert mich spontan an einen Beaujolais, viel rote Früchte, auch Brombeerbrause. Im Gaumen weich, rund im Auftakt, dann packt eine markante Säure und Tanninstruktur zu, umgarnt die knackige Frucht, der Wein ist frisch, saftig und, würzig, hallt im Abgang lange nach. Ein energiegeladener Pinot, der reifen kann. 89-91 vvPunkte.

2020, „Cornalin“, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (100% Cornalin aus einer Einzellage in Ollon, dieser Teil der Ernte wurde im Barrique ausgebaut und dürfte als „neue Kreation“ auf den Markt kommen, der andere Teil wurde in der Amphore ausgebaut. Fassprobe am 31.7.2021). Kräftiges Rubin. Die Nase duftet nach Kirschen, wilden Kräutern, Orangenzesten, auch etwas Leder ist wahrzunehmen. Straffer, strukturierter Gaumen, ungemein frisch und mit knackiger Frucht, die Gerbstoffe wirken noch etwas wild, die Säure belebt. Langer, Brombeerfruchtiger Abgang. Ein saftiger und charaktervoller Cornalin. 88-90 vvPunkte.

2020, Le Vin des Amants, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (100% Cornalin aus einer Einzellage in Ollon. Die Trauben mazerierten während 40 Tagen und wurde dann in Terra Cotta Behältern ausgebaut. Das Resultat wird als „Le Vin des Amants“ auf den Markt kommen. Fassprobe am 31.7.2021). Sehr dunkle Farbe und wunderbar komplexe, dunkelfruchtige und tiefgründige Nase, anfangs leicht reduktiv, öffnet sich jedoch schön und deutet einen „Grand Vin“ an. Im Gaumen hocharomatisch, dicht und konzentriert, bleibt dabei saftig und frisch, top Struktur, die Gerbstoffe aktuell noch etwas wild, doch das wird sich mit weiterem Ausbau beruhigen, der Wein zeigt enorm viel Druck und Fülle, bleibt dabei Federleicht und endet im Abgang langanhaltend, würzig, ohne jegliche Klebrigkeit. Ein grandioser Cornalin. 91-93 vvPunkte.

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2020, Humagne Rouge, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (100% Humagne Rouge, Fassprobe am 31.7.2021) Mittlers Rubinrot. Noch etwas zurückhaltende, eher stille Nase, viel rote Frucht, Erdbeeren und Kräuter, darüber Mokka und Baumnüsse. Im Gaumen schlank, sehr fruchtig, die noch etwas wilden Gerbstoffe dürften sich mit weiterem Ausbau zämen. Harmonischer, charaktervoller Abgang. 88-89 vvPunkte.

2020, Le Vin du Solitaire, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (100% Syrah, Fassprobe am 31.7.2021). Die Nase präsentiert sich sehr „nature“, klar und rein, erinnert mich fast schon etwas an einen delikaten Grenache, ein Potpourri von roten Beeren und Saurkirschen, darüber eine feine, weisspfeffrige Würze. Im Gaumen super saftig, kräftig, aber nicht überladen, mittlerer bis kräftiger Körper, merklich Struktur, lebhaft und fruchtig, mit einem mittellangen, zimtwürzigen Abgang. 89-90 vvPunkte.

2020, L’Alter-natif, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir, bereits auf der Flasche). Mittleres Rubin. Wunderschöne Nase, sehr Pinot Noir, feinfruchtig, würzig, rote Beeren, Sauerkirschen, Blutorangen. Im Gaumen keinerlei Breite oder Verkochtheit, nein, das ist pure Frische, lebhaft, verspielt, harmonisch und mit mittlerem Körper tänzelt dieser Pinot förmlich über die Zunge. Dieser Wein wiedderlegt sämtliche Vorurteile, dass im Wallis keine guten Pinots mehr gemacht werden können. Herrlichlich, ein „vrai vin de plaisir“. 91 vvPunkte 

2020, L’Art-osé, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (Rosé von Gamaret-Trauben). Leuchtendes Pink, in der Nase mit viel Himbeer-Aromen, etwas weisse Blüten, dezent krautige Noten. Der Gaumen ist saftig, lebhaft, ausgewogen, aromatisch wieder mit viel Himbeerfrucht und im Abgang einer guten Länge. 85 vvPunkte.

2020, Le Vin des Chiffonniers, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (50% Chasselas, 50% Rèze, 5 Monate auf der Feinhefe). Helles Gelb. Die Nase ist angenehm komplex, stahlig kühl anmutend, mit Zitrus- und Apfel-Noten, auch dezent nussig, kräuterig. Sehr frischer Gaumen, mittelkräftiger Körper, grossartige Säure, fast schon wild, zeigt Rasse und Balance. Im Abgang lang, würzig, fast schon spicy. Sehr süffig, aber mit Niveau. 88 vvPunkte

2020, Le Vin de l’Assassin, Le Vin de L’A, Alex Stauffer, Ollon, Wallis, Schweiz (100% Petite Arvine, 20% aus Lagen in Ollon, 80% aus Fully). Was für eine expressive Nase, eine Aprikosenfrucht, die seinesgleichen sucht, dahinter sehr mineralisch, tiefgründig, kühl. Im Gaumen druckvoll und konzentriert, die knackige Frucht wird von einer sehr guten Säurestruktur balanciert, hier ist alles an seinem Platz. Salzig im Abgang und äusserst harmonisch, zeigt eine ausgezeichnete Länge. Grandios, das ist strahlende Frische in flüssiger Form! 93 vvPunkte

Zum Schluss präsentierte uns Alex noch zwei „orange“ Experimente. Zum einen, den aktuell noch als Fassprobe und „Freestyle-Assemblage“ präsentierten Wein aus der Marsanne-Traube. Ein Mix aus den Jahrgängen 2019 und 2020. Diese Weine schlummern nochmal ein oder mehr Jahre lang in den Fässern und warten dort, bis sie dereinst mit dem Marsanne 2021 verschnitten werden können. Eine Kuriosität, nicht süss, nicht trocken. nicht oxidativ, nicht reduktiv, ein Wein der irgendwie alles und doch nichts ist, oder umgekehrt. Ein Wein zwischen zwei, bald wohl zwischen drei Welten. Probierenswert, weil ganz anders, als das, was man so kennt.

Ebenso spannend, der L’A-nature, ein Païen aus Fully. Amberfarben, ja fast schon braun, wurde dieser Wein während 30 Tagen mit den Häuten vergoren, und zwar im geschlossenen Behälter, ohne Aufrühren des Tresterhutes. Es ist also mehr eine Infusion respektive ein Tee als eine klassische Gärung. Ohne Schwefelzugabe im Fass ausgebaut und von Hand auf die Flasche gefüllt zeigt dieser Wein eine wahre „Nature-Nase“ mit einem ganzen Korb an getrockneten Aprikosen, Tarte Apricot und nussigen Noten. Im Gaumen kräfig und druckvoll, knochentrocken und saftig, die vielen Gerbstoffe fordern den Gaumen heraus, mit nur 12.5% Alkohol aber äusserst bekömmlich. Erinnert mich in der Art an den Jaspis Unterirdisch von Hanspeter Ziereisen. Ebenfalls unbedingt probierenswert – zu Austern ganz sicher ein Hit!

Die Weine von Alex Stauffer sind teils schon erhältlich, schlummern teils noch in den Fässern. Die Quantitäten sind minimal, somit lohnt es sich sicher, früh genug anzuklopfen. Ein Gruss von Adrian reicht, damit man das eine oder andere Fläschlein kaufen kann. Mehr dazu auf der Website von Alex Stauffer.

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