Cerretta 2011 und Monfortino 2010.

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Kürzlich genossen wir im Kreise der Familie in einem nicht näher genannten Restaurant zwei herrliche Weine von Giuseppe (respektive Roberto) Conterno. Da war zum einen ein 2011er Cerretta, ein Wein aus der etwas nördlich von Serralunga d’Alba gelegenen Lage, die Roberto Conterno im Jahr 2008 erwerben konnte. Im Gegensatz zur Lage Francia, die südlich von Serralunga d’Alba liegt und für ihre finessenreichen, eleganten Weine bekannt ist, repräsentiert Cerretta im Allgemeinen einen eher kräftigen Barolo-Stil. Nicht so im Jahr 2011, welches kein einfaches Jahr im Barolo war, da die grosse Sommerhitze eine rigorose Auslese des Traubenguts verlangte und viele grosse Weine gar nicht produziert wurden (NB: Im Jahr 2011 wurde keine Riserva Monfortino produziert, die ganzen, ursprünglich für den Monfortino vorgesehenen Trauben, gingen in den «normalen Francia»; ein kostenloser nicht-mehr-ganz-so-Geheimtipp wäre das also…)

Und dann war da noch die Riserva Monfortino 2010, eben diese Auslese aus einzelnen Parzellen der Lage Francia, die nur in den besten Jahren produziert wird. Ein Wein, der zusammen mit den berühmten Gewächsen der Domaine de la Romanée-Conti zu den angesehendsten, leider aber auch teuersten Weinen dieser Welt gehört. Die aktuellen Marktpreise für den 2010er schwanken zwischen CHF 900 und 1’500 (pro Flasche wohlverstanden); mit steigender Tendenz. Kein richtiges Schäppchen also, doch das eingangs nicht namentlich erwähnte Restaurant führte eben diesen Monfortino für etwas mehr als CHF 500 auf der Restaurant-Weinkarte. Für mich und meinen Barolo-liebenden Bruder zumindest ein relatives Schäppchen und vielleicht unsere einzige Chance, dieses Weinmonument (zwar noch jung) aber halbwegs bezahlbar geniessen zu dürfen.

Barolo von beindruckender Finesse: Monfortino 2010 und Cerretta 2011 von Giacomo Conterno (c) vvWine.ch

Ich machte mir keine detaillierten Notizen, schliesslich war es ja ein Nachtessen in familiärem Rahmen. Dennoch kurz die Eindrücke zu den beiden Weinen aus meiner Erinnerung.

2011, Barolo ‚Cerretta‘, Giacomo Conterno, Serralunga d’Alba, Piemont, Italien. Helles Rubin. In der Nase ungemein floral und feinduftig, Rosenblüten, Veilchen, Tee, rote Kirschen, Kräuter, ein nobles Parfum, das ich am liebsten in eine Duftflasche füllen würde, um täglich ein wenig davon schnuppern zu können. Im Gaumen bereits sehr gut zugänglich, noch mit markanten jedoch feinen Tanninen ausgestattet, reife rote Beerenfrucht, perfekt eingebundene Säure, trotz des hohen Alkoholgrades (der 2011er Cerretta hat 15%) wirkt der Wein nicht brandig sondern ausgewogen und auf seine Art frisch. Im Finale von sehr guter Länge und mit grosser Harmonie. Ein Klasse-Barolo der weniger mit einer hohen Konzentration als mit seiner Finesse besticht. Jetzt (dekantieren) bis 2035+. 19 vvPunkte (95/100).

2010, Barolo Riserva ‚Monfortino‘, Giacomo Conterno, Serralunga d’Alba, Piemont, Italien. Kräftiges Rubin, etwas dunkler in der Farbe als der Cerretta. Die Nase ist schlicht umwerfend. Neben dem ganzen Blumen-Programm, das auch beim Cerretta wahrnehmbar war, kommen da weitere Aromen dazu, die von Pflaumen über Stein, Rauch, Oliven bis hin zu Lakritze und schwarzer Schokolade reichen. Kein Element überwiegt, alles ist präsent und spielt souverän seine Rolle im Duftbild. Im Gaumen ein Monument, noch sehr jugendlich, nach zirka zwei Stunden Luft im Dekanter aber erstaunlich gut zugänglich. Druckvoll, kräftig, dicht und dabei sowas von elegant, mir fehlen einfach die Worte. Die Tannine sind von höchster Güte, die Säure belebt, die Frucht ist auf den Punkt gereift, alles ist an seinem Platz. Im Abgang mit nicht enden wollender Länge. Hervorragend! Ich durfte in meinem Leben erst rund eine Hand voll Monfortinos probieren, doch dieser 2010er stellt die bisher probierten Jahrgänge (darunter war auch ein 1990er) allesamt in den Schatten. Das ist zweifelsohne Barolo-Perfektion, ich ziehe meinen Hut. Jetzt (lange dekantieren) besser ab 2025-2050+, 20 vvPunkte (100/100).

Monfortino- und Mutterglück: Mein Bruder Stefan mit einem Glas Monfortino 2010 in der Hand und unserer lieben Mutter Bice van Velsen im Arm (c) vvWine.ch
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