Bordeaux Primeurs 2018 Re-visited.

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Nach über einer Woche Verkostungs-Marathon in Bordeaux und knapp 500 Wein-Notizen (diese kann man hier nachlesen) konnte ich im Rahmen der grössten Primeur-Probe der Schweiz, welche alljährlich von Daniel-Vins organisiert wird, einige bereits bewertete Weine nachverkosten sowie ein paar während der Primeur-Woche nicht probierte Weine beschreiben.

Wie immer top organisiert: Die Primeurs 2018 Degustation von Daniel Gazzar Vins im Papiersaal Zürich (c) vvWine.ch

Nachfolgend die Liste der Weine, die ich neu (mit Beschreibung) respektive erneut verkostet habe (nur die Bewertung). Bei den wenigen Weinen, die ich anders bewertet habe als noch vor einigen Wochen, findet man eine kurze Notiz.

Pomerol.

  • 2018, Château La Conseillante: 19.5 vvPunkte (95-97 /100)
  • 2018, Château Gazin: 18.5+ vvPunkte (93-95/100). Eine höhere Bewertung als in Bordeaux. Deutlich expressiver und noch duftiger als vor einigen Wochen, zeigt am Gaumen Druck und Ausgwogenheit mit feinen, qualitativ einwandfreien Tanninen.
  • 2018, Château Rouget: 18+ vvPunkte (91-93/100) 
  • 2018, Château La Croix Saint-Georges: 18+ vvPunkte (90-92) Kräftiges Rubin. Verhaltene Nase, leichte Teenote, dunkelfruchtig, viele Gewürze, komplex. Im Gaumen weich und zugänglich, mittlerer bis kräftiger Körper, wirkt rund und harmonisch, vielleicht etwas behäbig aber durchaus mit Charme, die Gerbstoffe sind von sehr guter Qualität, die Frucht wirkt reif aber nicht plump. Endet rotfruchtig und frisch. 2024-2040
In Sachen Preis-Leistung fast nicht zu schlhagen: Grand Corbin-Despagne (c) vvWine.ch

Saint-Emilion.

  • 2018, Château La Confession: 17+ vvPunkte (87-89) Dichtes Rubin. Die Nase wirkt warm, etwas verkocht, deutlich Weihnachtsgebäck. Auch im Gaumen vollmundig, rund, sehr konzentriert, mit viel reifer, dunkler Frucht, wirkt etwas gar mollig und reif, dazu auch brandig, endet auf Aromen von Pflaumenkompott und Feigen. 2023-2035
  • 2018, Le Conseiller. 17.5 vvPunkte (89-90) Mittleres Rubin. Wirkt offener, frischer, rotfruchtiger und zeigt eine angenehme Würze. Der Gaumen ist straff, mittlere Konzentration, sehr präzis. Nicht komplex aber in sich stimmig und ausgewogen. Endet leicht trocknend. Gefällt mir jedoch besser als La Confession. 2024-2035
  • 2018, Château Figeac: 19+ vvPunkte (96-98/100) Eine noch höhere Bewertung als vor einigen Wochen auf dem Château. Die Nase ist umwerfend, tief, eine wahre Droge. Der Gaumen top strukturiert, klar, präzis und im Abgang mit hervorragender Länge.
Figeac: Noch höher bewertet als vor einigen Wochen in Bordeaux (c) vvWine.ch
  • 2018, Château Canon 19+ vvPunkte (96-98). Sehr holzgeprägte Nase, ungemein tief mit roten und dunklen Beeren, Gewürzen, Gräser, Rauch und floralen Tönen, deutet eine ausgezeichnete Komplexität an. Im Gaumen seidenweich, ungemein feingliedrig, präzis, strukturiert mit sensationell feinen Gerbstoffen, viel Eleganz und trotz Kraft und viel Druck keinerlei Schwerfälligkeit. Ein Hit! 2025-2050+
  • 2018, Château Canon-La-Gaffelière: 19 vvPunkte (94-96/100) Minim tiefere Bewertung. Der Wein präsentierte sich etwas verhaltener und mit weniger Länge. Dennoch, ein Top-Wein.
  • 2018, Château Pavie Macquin: 18.5+ vvPunkte (93-95/100)
  • 2018, Château Larcis Ducasse: 19 vvPunkte (95-97/100)
  • 2018, Château Grand Corbin-Despagne 18.5+ vvPunkte (93-95/100) Aus Preis-Leistungs-Sicht zusammen mit Château Fonroque und La Fleur Cardinale wahrscheinlich der beste Wert in Saint-Emilion.
  • 2018, Château Fleur Cardinale: 18.5+ vvPunkte (93-95/100)
  • 2018, Château Clos Fourtet: 19 vvPunkte (95-97+/100)
  • 2018, Château La Voûte18.5+ vvPunkte (93-95/100)
Gehört zum Besten: Clos Fourtet 2018 (c) vvWine.ch

Pessac-Léognan.

  • 2018, Château Carbonnieux: 18+ vvPunkte (90-92/100): Zeigt eine schöne Nase, im Gaumen dann aber mit etwas gar dominanten Tanninen, wirkte insgesamt etwas ruppiger als vor einigen Wochen
  • 2018, Château Les Carmes Haut-Brion: 19.5+ vvPunkte (97-99/100)
  • 2018, Château Fieuzal: 18.5+ vvPunkte (92-94/100)
  • 2018, Château Haut-Bailly: 19+ vvPunkte (97-98/100) Die Nase von Haut-Bailly präsentierte sich noch komplexer und betörender als auf dem Château. Der Wein zeigt eine hervorragende Tiefe und eine sensationell knackige Frucht. Vielleicht der Beste Haut-Bailly ever?
  • 2018, Château Smith Haut-Laffite, 19+ vvPunkte (96-98/100) Gefiel mir bei der Gazzar-Verkostung noch besser als vor Ort. Sensationell dicht, konzentriert jedoch hochelegant. Bravo!

Moulis, Médoc, Haut-Médoc.

  • 2018, Château Poujeaux (Moulis) : 17.5+ vvPunkte (89-91/100)
  • 2018, Château Sociando-Mallet: 18+ vvPunkte 18+ vvPunkte (91-93) Leuchtendes Rubin. Intensive Nase, noch vom Ausbau geprägt, nobles Holz, dahinter sehr schöne Frucht, dunkle Kirschen, Brombeeren, Heidelbeere, dazu eine feine Rauchnote. Im Gaumen straff, konzentriert, sehr gute strukturiert, auch hier noch mit Barrique, doch das wird sich einbinden, zeigt enorm viel Druck und markantes, feines Tannin. Endet lang und hinterlässt aktuell einen etwas wilden Eindruck, dürfte seine Harmonie erfahrungsgemäss aber finden. 2027-2047

Margaux.

  • 2018, Château Boyd Cantenac (90-92/100): Leuchtendes Rubin. Intensive, noch vom Ausbau geprägte Nase, viel Würze, florale Noten. Im Gaumen ebenfalls würzig und mit intensiver Frucht ausgestattet, saftig, mit mittlerem Körper und guter Konzentration, die Gerbstoffe sind markant, trocknen im hinteren Gaumen leicht aus. Sehr gute Länge. 2026-2040
In Bordeaux nicht verkostet: Pouget und Boyd-Cantenac (c) vvWine.ch
  • 2018, Château Brane-Cantenac: 18.5++ vvPunkte (94-96/100) Gefiel mir noch einen Tick besser als in Bordeaux, daher die leicht höhere Note.
  • 2018, Château Giscours: 18.5+ vvPunkte (93-95/100)
  • 2018, Château Cantenac-Brown: 19 vvPunkte (94-96/100). Das ist einfach nur verführerisch!
  • 2018, Château Pouget: 18 vvPunkte (90-91) Leuchtendes Rubin. Intensive Nase, sehr würzig, rote und dunkle Beeren, auch rauchige Noten. Der Gaumen beginnt weich, zeigt eine top Frucht, ungemein knackig, mit guter Säure und markanten, noch jugendlichen Tanninen. Endet langanhaltend und wider sehr würzig. Wirkt noch etwas unruhig, hat jedoch sehr gute Anlagen, muss reifen. 2026-2045
Nicht super komplex jedoch mit viel Finesse: Durfort-Vivens (c) vvWine.ch
  • 2018, Durfort-Vivens: 17.5+ vvPunkte (89-91) Mittleres Rubin. In der Nase sehr floral, feminin, zeigt eine reife Frucht und gute Komplexität. Im Gaumen wider mit sehr schöner Frucht, leicht und verspielt, mit mittlerem Körper und feinen Gerbstoffen, die die Frucht stützen. Nicht gross in der Komplexität jedoch mit viel Charm und Präzision. 2025-2044.
  • 2018, Château Rauzan-Ségla: 19+ vvPunkte (94-97/100)

Saint-Julien.

  • 2018, Château Beychevelle: 18.5+ vvPunkte (93-96/100) Diesen Wein habe ich vor einigen Wochen in Bordeaux etwas unterschätzt. Er zeigte bei der Daniel-Vins Probe mehr Komplexität. Die Tanninqualität ist beeindruckend, ebenso die Frucht.
  • 2018, Château Talbot: 18.5+ vvPunkte (93-95/100) Hat sich noch einen Tick schöner präsentiert als während den Primeur-Wochen. Einer der besten Talbots seit langem. Ein Nachfolger des 82ers?
Ein Nachfolger des 82ers? Château Talbot 2018 (c) vvWine.ch
  • 2018, Château Lagrange: 18+ vvPunkte (91-93/100)
  • 2018, Château Langoa Barton: 18.5+ vvPunkte (92-94/100)
  • 2018, Château Léoville Barton: 19 vvPunkte (95-96/100)
  • 2018, Château Léoville Poyferré: 19 vvPunkte (94-96/100)

Saint-Estèphe.

  • 2018, Château Calon Ségur: 19 vvPunkte (95-97/100) Ein wirklich grosser wenn auch super üppiger Calon.
  • 2018, Château Meyney: 18.5+ vvPunkte (92-94) Mittleres Rubin. Tiefe, feinduftige, noble Nase, viele Gewürze, ein Mix aus roten und dunklen Beeren, dazu weisser Tee. Im Gaumen mit herrlicher Frucht, präzis, mit mittlerem Körper und feinmaschigem Tannin, zeigt Druck aber auch viel Eleganz. Energiegeladen und rotfruchtig im sehr langen Abgang. Ein sehr gelungener Meyney. 2027-2047
  • 2018, Château Phelan-Segur: 18.5 vvPunkte (92-93/100)
  • 2018, Château Le Crock: 18+ vvPunkte (91-93) Kräftiges Rubin. Intensive, sehr fruchtige Nase, das ist wie ein Spaziergang durch eine riesige Brombeer-Bonbon-Dose. Im Gaumen sehr saftig, frisch und mit herrlicher Frucht, ungemein präzises Tannin, der Wein wirkt dicht und konzentriert aber nicht schwer. Sehr langer Abgang. 2026-2045.
Mächtig: Château Calon Ségur (c) vvWine.ch

Pauillac.

  • 2018, Château Pichon Longueville Baron: 19+ vvPunkte (95-97+/100)

Zum Schluss verkostete ich noch ein paar reifere, bei Daniel-Vins noch verfügbare Weine. Nach Jahrgang und Bewertung absteigend sortiert.

2016, Château Pontet-Canet, Pauillac. Intensive Nase, sehr schönes Parfüm nach getrocknenten Veilchenblüten, Kräutern, Eukalyptus, Salbei, dunklen Kirschen, schwarzen Johannisbeeren, top komplex. Der Gaumen ist weich und zugänglich, wirkt erst schmeichelhaft und mild, packt dann zu, zeigt markante Gerbstoffe und eine sehr schöne Säure, die Struktur ist beeindruckend, energetisch, kräftig und dennoch sehr in sich ruhend. Ein sehr, sehr grosser Wein. 19.5 vvPunkte (98/100).

Pontet-Canet 2016: Ein Monument (c) vvWine.ch

2016, Château Smith Haut-Laffite, Pessac-Léognan. Leuchtendes Rubin. In der Nase sehr rauchig und mit viel Tabak, dazu Gräser, getrocknete Kräuter, rote und dunkle Beeren und eine pfeffrige Würze, top Komplexität. Im Gaumen druckvoll und enorm saftig, die Konzentration ist beeindruckend, dennoch bleibt der Wein elegant, hallt im Abgang ausgesprochen lange nach. 2024-2045+, 19 vvPunkte (97/100).

2016, Clos Fourtet, Saint-Emilion. Leuchtendes Rubin. Eine Nase zum Eintauchen, hochkomplex, würzig,k mit dunkler Frucht, floralen Noten, eine Droge. Im Gaumen straff, konzentriert, kräftiger Körper, sehr präzis, ungemein feinmaschiges Tannin, top Säure, das ist dicht, kraftvoll aber gleichzeitig finessenreich und sehr elegant. Ausgesprochen Lang. Wow! 2024-2045+, 19 vvPunkte (95/100).

2016, Château Gazin, Pomerol. Was für eine Droge, feinduftig, floral, verspielt, rote und dunkle Beeren, mineralische Töne, zum Verlieben. Sehr filigraner, gut strukturierter Gaumen, das ist sehr präzis, frisch, lebhaft und spannungsvoll, endet ausgesprochen lang. 2023 bis 2040+, 19 vvPunkte (95/100).

2015, Château Pichon Longueville Baron, Pauillac. Kräftiges Rubin. Die Nase ungemein feinduftig und sehr komplex, reinster Pauillac-Duft, würzig, tief, nobel und rauchig. Im Gaumen straff, druckvoll, ein Fruchtpaket, die Struktur ist beeindruckend, die Ausgewogenheit fasziniert, Power und Eleganz auf sehr, sehr hohem Niveau. 2022-2050, 19 vvPunkte (97/100).

Viele bekannte Gesichter im gut gefüllten Papiersaal:
Mladen Tomic von Weinfanatic.ch (c) vvWine.ch

2015, Domaine de Chevalier, Pessac-Léognan. Kräftiges Rubin. Sehr duftige Nase, zeigt Tee, Tabak, florale Noten, Kräuter, ein Hit. Im Gaumen weich, zugänglich, mit saftiger Frucht, feinem Gerbstoff und einer sehr guten Säure. Endet sehr lang, ausgewogen und feinwürzig. 2021-2042, 19 vvPunkte (95/100).

2014, Château Canon, Saint-Emilion. Mittleres Bordeauxrot. Tief Nase, feinwürzig, floral, Veilchen, dunkle und rote Beeren, komplex. Am Gaumen weich im Auftakt, knackig, frisch und mit sehr schöner Balance aus Frucht und Aklohol, zeigt Dichte, Länge und viel Finesse. Bravo. 2022-2040+, 19 vvPunkte (94/100).

2014, Château Grand Corbin-Despagne, Saint-Emilion. In der Nase viele Gewürze, rote Frucht, Milchschokolade, getrocknete Blumen. Weicher Gaumen, bereits wunderbar zugänglich, macht aktuell enorm Trinkspass mit viel saftiger Frucht und einem finessenreichen, feinwürzigen Abgang. Kauftipp. Jetzt bis 2030, 18 vvPunkte (91/100)

Adrian van Velsen im Gespräch mit einem interessierten Weinfreund (c) vvWine.ch

2012, Château Les Carmes Haut-Brion, Pessac-Léognan. Leuchtendes Rubin. Sehr feine Nase, zeigt Tiefe und Komplexität, Kirschen, Gewürze, ätherische Noten, Heu. Im Auftakt zugänglich, mittlerer Körper, sehr schön eingebundene Säure, die Gerbstoffe fein gewoben, hat Power aber auch viel Finesse, endet sehr langanhaltend. Jetzt bis 2036, 18.5 vvPunkte (93/100)

2012, Château Haut-Bailly, Pessac-Léognan. Leuchtendes Rubin. In der Nase mit viel feiner Würze, Brombeeren, rote Kirschen, etwas Schokolade, auch blumige Noten, ein herrlicher Duft. Im Gaumen frisch, gradlinig, knackig und sehr präzis, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, der Wein zeigt Zug und Eleganz, endet langanhaltend und sehr frisch. Jetzt bis 2038, 18.5 vvPunkte (93/100).

2012, Château Figeac, Saint-Emilion. In der Nase mit deutlicher Barrique-Note, da ist für mich etwas gar viel Holz mit im Spiel, dieses erdrückt die feine Fruchtaromatik aktuell leider etwas. Im Gaumen dann wunderschön, weich, zugänglich, mittlerer Körper, feinmaschiges Tannin, der Wein wirkt rund, ausgewogen und zeigt eine sehr schöne Balance von dezentem Holz und knackiger Frucht. Im Abgang langanhaltend. Jetzt bis 2032, 18.5 vvPunkte (92/100).

2010, Château La Conseillante, Pomerol. Warm anmutende Nase, ungemein intensiv, viele Weihnachtgewürze, reife, dunkle Pflaumenfrucht, sehr tiefgründig Im Gaumen weich, fleischig, mächtig mit markanter Struktur, kraftvoll, ausladend, reif aber mit Eleganz. Endet würzig und sehr, sehr lang. Jetzt bis 2040+, 19 vvPunkte (94/100).

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  1. […] möchte, dem kann ich den 2018er Figeac empfehlen, welchen ich kürzlich in Bordeaux und bei der Gazzar-Probe verkosten durfte. Château Figeac 2018 ist ein sehr gelungener Wein, der in meinen Augen ähnlich […]

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