Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen

Wenn man so wie ich, immer leicht einen sitzen hat, kommt man bei der Reiseplanung auch schon mal auf gesonderte Gedanken zum Thema Wein am Zielort. Schliesslich muss man ja nicht (kann aber je nach Bedarf doch) überall Wein mitschleppen. Frankreich oder Italien z.B. sind Länder in denen man nicht zwingend was einpacken muss. Aber warum nicht mal ein Schweizer Pinot zum Carne Cruda, oder ein Kalifornier zu den Ravioli al Plin? Eben, dass passt doch. Grundsätzlich aber, kann man dahin ohne Proviant im Gepäck hinfahren und wird nicht verdursten müssen.

Wenn man aber wie ich nach Mexiko fährt, sieht das ganz anders aus. Aus Erfahrung von meiner Reise durch Südamerika, war ich um mein leibliches Wohlergehen sehr besorgt. Gut, ich war dazumal echt immer etwas am Arsch der Welt. Und am Arsch der Welt hält man es offenbar nicht für nötig, guten Wein parat zu haben. So war ich damals knapp drei Monate lang gezwungen, auf Bier und Whiskey umzusteigen. Denn auf die warme Plörre, welche mir da aufgetischt wurde, konnte ich dankend verzichten. Ein wahrlich hartes Los, auf das ich in Zukunft gerne verzichten möchte, wenn es denn geht.

Mexiko, das Land, welches sich in den 90er-Jahren verantwortlich zeichnete, dass plötzlich jeder einen Limonenschnitz in seine Bierflasche steckte, ist ja nicht zwingend für guten Wein bekannt. Also zumindest mir wäre das nicht bekannt. Anyway: Ich plane also Wein auf meine kleine Reise mitzunehmen. Denn ich gehe nicht einfach nur nach Mexiko, sondern ich gehe dort auf ein kleines Schiff, das mich zum Archipiélago de Revillagigedo bringen wird. Das auch als Soccoro Island bekanntE Eiland (das Revillagigedo kann nämlich keine Sau richtig aussprechen) bietet unter Wasser eine Vielfalt von grossen Raubtieren, wie es sie kaum wo anders auf dem Planeten gibt. Oberhalb der Wasseroberfläche wird man aber ausser etwas Vogelkacke und vulkanischer Erde nicht viel vorfinden. Ergo auch keine Weinhandlung.

Da ich nur zwei Gepäckstücke mitnehmen darf, wird knapp geplant. Auf dem Boot braucht man für die zwei Wochen ca. 4 T-Shirts, eine Trainerhose, einen Pullover, Hoddy, zwei Paar Unterhosen, zwei Badehosen plus Tauchgepäck sowie eine Reiseapotheke, die einer Arztpraxis Konkurrenz machen kann. Denn schliesslich will man 600 Meilen südlich von Los Cabos auch jeden Tag tauchen können, komme was wolle. Das heisst: Eine Tasche ist voll mit Tauchgepäck und die Zwischenräume werden mit dem nötigen Reisegepäck gestopft. In die zweite Tasche kommen zwei 3er Kartonpackungen mit fünf Flaschen Vino, einem Gabriel Glas und einem Korkenzieher, plus die Reiseapotheke und die restlichen Kleider.

Ihr habt richtig gelesen: Ja ich habe mir sogar ein Weinglas eingepackt. Schliesslich soll der Genuss nicht von einem schnöden Wasserglass getrübt werden. Voll krass sowas, dass dachte auch ich. Aber eben: Entweder ganz oder gar nicht. Und was kam dann für Wein mit in den Koffer? Der Mouton blieb zu Hause, so viel steht fest. Mitgenommen habe ich einen 16er Chardonnay von Adams (D), was leichtes zum Apero. Dann einen 13er Forster U500 vom Weingut von Winning (D) um die Süsse Meeresbrise besser zu inhalieren. einen 12er Saffredi (I) für die Steak-Night, einen 17er Kweekamp Chardonnay von Mont Blois (SA) für den lauen Abend an Deck, plus eine Bottle Bubble Chloé von Vincent Couche, denn schliesslich will man den hundertsten Tauchgang auch gebührend feiern.

Und wie das dann so war, dass könnt ihr hier selbst sehen. Viel Spass und bleibt gesund!

PS: Ich habe das Gabriel Glas zu Marketingzwecken in Mexiko gelassen, wo zukünftig wohl viele Menschen, mässigen Wein daraus trinken, der daraus hoffentlich etwas besser schmeckt als aus dem Wasserglas. Wenn das der René liest: Über einen Ersatz für die selbstlose Marketingaktion würde ich mich freuen. Lieferadresse steht im Impressum. Zuhanden Uehlinger. Merci tuusig!

2 Kommentare
  1. Alex Ulrich
    Alex Ulrich says:

    Hallo Herr Uehlinger,
    Ihren Beitrag hier in diesem Blog, einfach nur toll. Ich kann das ganze gut nachvollziehen, denn auch ich war einige Jahre im damaligen Ostblock (Polen) unterwegs, schon in den 90iger Jahren. Da war die Weinauswahl noch eine Katastrophe. Mein Kofferraum war daher immer gut mit Weinen gefüllt, und, weil GabrielGlas damals noch nicht verfügbar, Spiegelaugläser für den perfekten Genuss! Ich habe seit kurzem Kontakt mit Adrian v.V.. Auch ich beschreibe meine Weinpassionen in meinem eigenen Blog und würde mich freuen, wenn Sie da mal reinschauen könnten. Vielleicht trifft man sich mal auf ein gutes Glas? So Weinfreunde sind leider rar geworden, da tut es gut solche passionierten Genussmenschen zu seinen Bekannten zählen zu dürfen…
    Toll Euer Blog, ich werde regelmässig darin lesen.

    Mit bestem Weingruss
    Alex Ulrich 5417 Untersiggenthal 076/ 563 10 32

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