Mont Blois: Loire meets South Africa.

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Auf nicht weniger als sechs Generationen schaut das Mont Blois Wine Estate zurück, welches rund zweieinhalb Autostunden von Kapstadt entfernt im südafrikanischen Robertson Valley liegt. Seinen Namen hat das Weingut von der Familie Bruwer, die seinerzeit aus dem kleinen Ort «Blois» im französischen Loire-Tal nach Südafrika übergesiedelt war. Bereits im Jahr 1884 wurde der Weinkeller errichtet. Heute kümmern sich – in zweitjüngster Generation – Ernst Bruwer und seine Frau Nina-Mari um Mont-Blois. Ernst ist dabei für die Rebberge verantwortlich, Nina-Mari, die an der Stellenbosch University Weinbau und Önologie studierte und dann bei Boekenhoutskloof unter Marc Kent ihr Handwerk erlernte, kümmert sich um die Vinifikation.

Nina-Mari und Ernst Bruwer mit ihren Töchtern (c) MontBlois.co.za

Insgesamt bewirtschaftet das junge Paar nicht weniger als 300 Hektar Rebfläche, wobei ein stolzer Anteil der Reben bereits ein hohes Alter erreicht hat. Die eigene Produktion ist mit rund 1’800 Tonnen respektive 15’000 Flaschen jedoch sehr überschaubar, was einerseits mit einigen, mit Buschreben bepflanzten Lagen zu tun hat, die naturgemäss viel Platz einnehmen und andererseits damit zusammenhängt, dass die Bruwers den Grossteil ihrer Trauben an namhafte Weinproduzenten in Stellenbosch, Constantia und bis nach Franschhoek verkaufen. Aus den Filet-Stücken ihrer Lagen aber keltern die beiden einige spannende «Estate-Weine». 80% ihrer kleinen Produktion ist Weisswein (Chardonnay, Chenin Blanc, Grenache Blanc und Süssweine), die restlichen 20% verteilen sich auf lediglich zwei Rotweine, einen Pinotage und einen Bordeaux-Blend.

Buschreben im wilden Hinterland von Kapstadt (c) MontBlois.co.za

Ich traf Nina-Mari an einer öffentlichen Verkostung bei Kapweine in Wädenswil. Sofort aufgefallen ist mir bei diesem Besuch die terroirbetonte Weinstilistik, die vor allem den Weissweinen eine faszinierende Spannung verleiht. Leider war ich bei dieser Verkostung etwas knapp bei Zeit und konnte mir darum keine Notizen machen. Dank einem Weinpaket, das die ganze Estate-Wine Range umfasste, konnte ich dies nun nachholen.

2018, Grenache Blanc, Mont Blois Wine Estate, Robertson, Western Cape, Südafrika (Nur zwei Fässer Produktion. Die Trauben wurden für 3 Stunden mazeriert und anschliessend in einer Korbpresse abgepresst und spontan vergoren. Es erfolgte keine malolaktische Gärung. Der Grenache Blanc reifte ohne regelmässiges Auffrühren für 12 Monate in gebrauchten französischen Barriquefässern auf der Hefe. Unfiltriert abgefüllt. 13.2% Alkohol.) Kräftiges Goldgelb. In der Nase mit intensiver Frucht, Pfirsich und reife Birne, Melone, exotische Früchte, Blütenhonig, Fenchelgrün, komplex, eigenständig, man wähnt sich irgendwo zwischen weissem Bordeaux mit hohem Semilion-Anteil und einem Südrhone-Weisswein. Der Gaumen ist füllig, voluminös, zeigt deutlich Rundungen, dabei aber keine Schwerfälligkeit, die reife Frucht wird von einer cremigen Textur umhüllt, das Holz ist perfekt verpackt, eine reife, mässig ausgeprägte Säure stützt die Frucht und verleiht eine gute Struktur. Druckvoll bis in den langen Abgang endet der Wein auf Melone und Honig. Ein weicher, zugänglicher Wein der ab sofort Spass macht und zu einem gegrillten Meerwasserfisch oder einer Bouillabaisse passt. Ganz für sich genossen erinnert mich dieser Wein an eine laue Sommernacht unter freiem Sternenhimmel. Jetzt bis 2025 geniessen, 18 vvPunkte (91/100).

Mein persönlicher Lieblingswein: Der 2017er Kweekkamp Chardonnay (c) vvWine.ch

2017, Kweekkamp Chardonnay, Mont Blois Wine Estate, Robertson, Western Cape, Südafrika (Ein Single Vineyard Wine von 12jährigen Rebstöcken auf gut entwässerten Kalkböden. Nur fünf Fässer Produktion. Der Wein reift 12 Monate auf der Feinhefe in 2-3 Mal gebrauchten Fässern. Unfiltriert abgefüllt. 13.2% Alkohol.) Kräftiges Gelb. Anfangs verhaltene, kühle, distanzierte Nase, tiefgründig, fordernd, zeigt Noten von reifen Zitrusfrüchten, Gebäck, wird mit mehr Luft «spicy», viele weisse Blüten, auch Zitronenmelisse und Minze, herrlich komplex, ein Gedicht. Im Gaumen sehr elegant, zeigt Druck, Kraft aber auch viel Finesse, das hat sehr viel Energie, ist knackig und saftig, mit herrlicher Säure ausgestattet, hervorragend strukuriert, ausgewogen und frisch. Endet im Abgang sehr langanhaltend auf Noten von Aprikosen, Orangen und mit kalkig-mineralischem Finish. Ein Hit, qualitativ und stilistisch. Kompliment! Kann reifen. Jetzt bis 2029+, 19 vvPunkte (94/100).

Mein persönlicher Favorit: Kweekkamp Chardonnay (c) vvWine.ch

2017, Hoog en Laag Chardonnay, Mont Blois Wine Estate, Robertson, Western Cape, Südafrika (Ein Single Vineyard Wine von 13jährigen Rebstöcken, die auf rotem Karoo Lehm wachsen. Nur vier Fässer Produktion. Reift 12 Monate auf der Feinhefe in 2-3 Mal gebrauchten Fässern. Unfiltriert abgefüllt. 14.2% Alkohol). Kräftiges Goldgelb. In der Nase offener, expressiver und exotischer als der Kweekkamp, zeigt neben Zitrusfrüchten auch Williamsbirne, nussige Aromen, Anis, dazwischen eine salzig anmutende Note, sehr vielschichtig. Im Auftakt füllig, rund und mit cremiger Textur, schmeichelhaft, mit einer gewissen Opulenz und deutlich reiferen Noten als der Kweekkamp umgarnt der Wein die Zunge, versteckt seine 14% Alkohol nicht, wirkt dabei aber nicht brandig sondern bleibt ausgewogen und elegant. Das Holz ist perfekt verpackt, ungemein druckvoll und aromatisch komplex endet der Wein im Abgang langanhaltend auf reife Zitrusfrüchte und gelben Pfirsich. Auch der Hoog en Laag Chardonnay überzeugt mich restlos. Stilistisch hab ich eine kleine Präfernz für den Kweekkamp, doch qualitativ ist auch dieser Wein exzellent. Jetzt bis 2027+, 18.5 vvPunkte (93/100).

2017, Groot Steen Chenin Blanc, Mont Blois Wine Estate, Robertson, Western Cape, Südafrika (Ein Single Vineyard Chenin Blanc von 30jährigen Rebstöcken die auf Schwemmlandböden am Breede River gedeihen. Nur fünf Fässer Produktion. Reift 12 Monate auf der Feinhefe in 2-3 Mal gebrauchten Fässern. Unfiltriert abgefüllt. 14.4% Alkohol.) Kräftiges Goldgelb. In der Nase reifruchtig mit intensivem Duft nach Quitte, Aprikose, Bienenharz, gerösteten Nüssen und Trocknkräutern. Im Gaumen opulent, ausladend, mit reifer, fast schon marmeladiger Frucht, wirkt leicht süsslich aber nicht klebrig (der Wein hat nur 3.3g Restzucker), mit feiner Säure ausgestattet und sehr gut strukturiert füllt der Wein den Mund, umgarnt die Zunge, zeigt viel Druck und im Abgang eine beeindruckende Persistenz. Hinterlässt Aromen von Quitte, Zartbitterorangen und Zimt. Mit seinem Hauch von Restsüsse eignet sich dieser Wein ideal zu würzigen Speisen, asiatischem Poulet oder einer Käseplatte. Jetzt bis 2028, 18 vvPunkte (90/100).

Klassisch und französisch angehaucht: Mont Blois Estate (c) vvWine.ch

2016, Pinotage, Mont Blois Wine Estate, Robertson, Western Cape, Südafrika (Der Pinotage ist eine 1924 von Professor Perold Stellenbosch Universität gezüchtete Kreuzung aus Pinot Noir und Cinsault. Der Name leitet sich von Pinot Noir und Hermitage ab, wie Cinsault früher in Südafrika genannt wurde. 15.1% Alkohol). Kräftiges Rubin. In der Nase intensiv, sehr fruchtbetont, ein Mix aus reifen, fast schon überreifen, roten Kirschen, schwarzer Schokolade, süssem Pfeifentabak, eingelegten Pflaumen, Harz, Asche, komplex, eigenständig, ungewohnt. Im Gaumen voluminös, süss anmutend, die überschwängliche Frucht tanzt hier mit merklich Alkohol, man wähnt sich schon fast im Rivesaltes, erinnern die Aromen doch etwas an einen Vin Doux Naturel. Im Abgang von grosser Länge. Endet auf eingelegte Kirschen und Gewürznelken. Eine duftige, charaktervolle, charmante und aromatisch sehr komplexe Komposition. Mir persönlich sagt dieser Weinstil weniger zu, doch wer mit schweren, alkoholstarken Weinen wie z.B. Amarone keine Berührungsängste hat, könnte mit diesem Wein eine preisgünstige und qualitativ ausgezeichnete Alternative probieren. Jetzt bis 2027+, 18 vvPunkte (91/100).

Herrliche Landschaft (c) MontBlois.co.za

2016, Bacchus Red Blend, Mont Blois Wine Estate, Robertson, Western Cape, Südafrika (Ein Bordeaux Blend aus Cabernet Sauvignon und Petit Verdot, 13.9% Alkohol). Mittleres Bordeauxrot. Vielschichtige Nase, komplex, verspielt, mit schwarzer Johannisbeere, Blaubeere, blondem Tabak, auch krautigen Noten, frisch aufgeschnittene Gurke, mit mehr Luft Kamillenblüten, Menthol, wirkt kühl und zeigt eine sehr gute Komplexität. Im Gaumen zugänglich, gradlinig, offenherzig, eindeutlich New-World mit reifer, süsser Cabernet-Frucht, gestützt von fein gewobenem, nicht übermässig ausgeprägtem Tannin und einer perfekt integrierten Säure, die Aromen vom Barrique sind markant, überlagern die Fruch jedoch nicht sondern ergänzen diese, verleihen zusätzliche Komplexität. Ausgewogen, weich, harmonisch und mit sehr guter Länge im Abgang. Macht ab sofort Spass und hat Reserven für sicher zehn Jahre. Jetzt bis 2030 aus grossen Gläsern geniessen. 18.5 vvPunkte (92/100).

Vor allem die Weissweine haben Gänsehaut-Potential (c) vvWine.ch

Alle Weine kosten CHF 39.00 pro Flasche und sind bei Kapweine erhätlich.

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