Zwei Beaujolais wie aus dem Bilderbuch.

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«Heidi, häsch mer bitte no es Einerli Bojolä». So ungefähr klang es in den 1980er Jahren an manchem Stammtisch. Die Promillegrenze lag damals noch bei 0.8 und die trinkfreudigen Gäste kippten deutlich mehr Feierabend-Wein-Volumen runter als sie es heute tun. Beaujolais gehörte zum Schweizer Beizen-Alltag wie das Amen zur Kirche. Doch dann kam die Zeit des Beaujolais-Nouveau. Das Image der Region war innert Jahren ramponiert und viele, die um die Jahrtausendwende (teils aber auch heute noch) das Wort Beaujolais hören, tendieren eher dazu, zu erschaudern als sich auf ein gutes Glas Wein zu freuen.

Schade, sehr schade! Denn schon längst ist im Beaujolais ein neues Zeitalter angebrochen. Viele Winzer setzen wieder auf Qualität und keltern Weine, die mit schöner Frucht, Struktur und ungemein viel Trinkfluss bestechen. Zwei dieser Exemplare verkostete ich kürzlich.

Ein fruchtig-frischer Chiroubles von Dominique Piron (c) vvWine.ch

2016, Dominique Piron, Chiroubles, Beaujolais (100% Gamay) Leuchtendes Rubin. Offene Nase, sehr Beaujolais, Himbeeren, kühle, steinige Noten dahinter auch dezent krautige Töne, gute Komplexität. Im Auftakt schlank, frisch und fruchtig, leichter Körper, gute Struktur, knackige Frucht, diese wird von bereits gut eingebundenen Gerbstoffen und einer saftigen Säure getragen, ungemein knackig und mit viel Zug zieht sich der Wein in einen mittellangen Abgang, endet dort auf rote Kirschen und wieder etwas Himbeere. Ein herrlicher Chirouble mit viel Charakter und Energie. Leicht gekühlt ist das wie ein Himmbeer-Dessert nach einem warmen Sommerregen. Jetzt bis 2027, 17.5 vvPunkte (89/100).

Strukturiert und mit ungemein viel Trinkfluss ausgestattet: Der 2017er Moulin à Vent von Richard Rottiers (c) vvWine.ch

2017, Richard Rottiers, Moulin à Vent, Beaujolais (100% Gamay) Helles Rubin, aufgehellter Rand. Die Nase ist intensiv, springt förmlich aus dem Glas, zeigt Himbeeren, rote Kirschen, feuchter Granitstein, dezent getrocknete Kräuter, sehr komplex und Gamay pur! Der Gaumen ist knackig, saftig und frisch, eine konzentrierte Frucht harmoniert mit den markanten jedoch gut eingebundenen Beaujolais-Tanninen, die Säure ist markant, hält das Fruchtbündel frisch, finessenreich, leichtfüssig und mit einem fruchtig-würzigen Finale. Das macht richtig grossen Trinkspass. Jetzt bis 2029, 18 vvPunkte (91/100).

Die beiden Weine sind für kurze Zeit bei Love-is-the-anwer oder in grösseren Mengen bei Daniel Vins erhältlich.

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