Martin & Georg Fußer: MfG aus der Mittelhaardt!
Es ist ja kein Geheimnis: ich liebe Riesling über alles! Insbesondere jene aus Deutschland und entsprechend habe ich, bis auf die Region Mittelrhein, alle Deutschen Riesling-Anbaugebiete besucht. Eine besonders innige Beziehung pflege ich zur Mittelhaardt in der Pfalz. Dort habe ich mittlerweile viele tolle Menschen und Freunde kennengelernt und entsprechend oft fahre ich in die Pfälzer Riesling-Hochburg. Denn dort befinden sich auf engstem Raum viele Top-Produzenten und Grand Cru Lagen – besonders im historischen Weindorf Forst. Die Entwicklung der ganzen Region ist durchaus beachtenswert: wo früher viele Rieslinge noch mit Schmelz und Restzucker gepuffert daherkamen, entstehen heute vermehrt elegante und knochentrockene Weine mit viel Lagencharakter. Somit gehört die Mittelhaardt zu den dynamischsten Regionen im Bezug auf Herkunft und Terroir. Es ist also kein Wunder, dass die Pfälzer Gewächse „Pechstein“ und „Kirchenstück“ von Reichsrat von Buhl und Bürklin-Wolf, sowie der „Idig“ von Christmann seit Jahren konstant unter den besten trockenen Rieslingen Deutschlands vertreten sind. Die Region bietet dennoch genug Platz für zielstrebige Newcomer, so zum Beispiel die beiden Brüder Martin und Georg Fußer aus Niederkirchen. Ich habe Georg letztes Jahr an einem gemütlichen Abend in der Bürklin-Wolf Weinbar in Deidesheim kennengelernt und konnte nun eine ganze Kollektion des sympathischen Winzers verkosten.
Die zwei Brüder haben gemeinsam in Geisenheim Weinbau studiert und 2006 beschlossen, das elterliche Weingut zu übernehmen. Gesagt, getan und bereits 2007 haben die beiden den ersten Jahrgang abgefüllt. Die 12 Hektar Rebfläche wird in Handarbeit und mittlerweile ausschliesslich nach biodynamischen Richtlinien bewirtschaftet. Dabei liegt der Fokus zwar beim Riesling, doch wird auch dem Spätburgunder zunehmend Beachtung geschenkt. Ob Rot oder Weiss: die Weine sind klar, frisch, haben Herkunftscharakter und bieten viel Wein fürs Geld.
2016, Riesling, Martin & Georg Fußer, Pfalz, Deutschland: Helles Zitronengelb. Sortentypisches, kühles Bouquet nach grünem Apfel, Zitrusfrüchten und Strachelbeeren. Wirkt schlank und frisch, hat eine tolle Balance aus knackiger Riesling-Frucht und einem feinen Säuregerüst, wieder grüner Apfel und Limette, ist stimmig und frisch im Abgang. Ein toller Sommerwein und jetzt gerade richtig! Jetzt bis 2021, 17 vvPunkte (86/100)
2016, Riesling Deidesheimer, Martin & Georg Fußer, Pfalz, Deutschland (100% Riesling aus Trauben von verschiedenen Deidesheimer-Lagen mit Böden aus sandigem Lehm): Helles Zitronengelb. Strömt frisch und fruchtig aus dem Glas und duftet nach weissem Pfirsich, Apfel, Limette und etwas Eisbonbon. Wirkt ausgewogen und erfrischend am Gaumen mit blumiger Riesling-Frucht, feiner Säure und zartem Schmelz. Im Abgang mit mittlerer Länge und erfrischender Zitrusfrucht. Ein klassischer Deidesheimer: zugänglich, fruchtig und dennoch mit einem gewissen Anspruch. Jetzt bis 2023, 17.5 vvPunkte (88/100)
2016, Riesling Ruppertsberger, Martin & Georg Fußer, Pfalz, Deutschland (100% Riesling, die Trauben stammen alle aus dem Reiterpfad in Ruppertsberg): Mittleres Zitronengelb. Würzige und leicht herbe Nase nach Gräsern und Kräutern, dazu reife Birne, weisser Pfirsich und etwas Feuerstein. Animierend und balanciert am Gaumen, auch hier mit leicht herbem Touch, saftiger Struktur, knackiger Säure und schöner Steinobstnote. Wirkt etwas „wärmer“ und strukturierter als der Deidesheimer, ist jedoch nicht minder spannungsvoll. Endet auf gelber Frucht, Kräuter und einer zarten Salzigkeit. Jetzt bis 2023, 17.5 vvPunkte (88/100)
2016, Spätburgunder Deidesheimer, Martin & Georg Fußer, Pfalz, Deutschland (100% Spätburgunder aus verschiedenen Lagen in Deidesheim): Mittleres Granatrot mit rubinfarbenen Reflexen. In der Nase sehr fruchtig und frisch, duftet nach Sauerkirschen und reifen Erdbeeren, dazu etwas Pfefferwürze und Gräser. Bleibt auch im Mund lebendig mit saftiger Säure, zurückhaltenden Gerbstoffen, einer kühlen Ader und rotbeeriger Frucht. Das Holz ist wunderbar eingebunden und sorgt lediglich für Struktur und Balance. Mittlerer Abgang mit feiner Würze und guter Saftigkeit. Überzeugt nicht zwingend durch Komplexität, sondern durch Frische und Trinkfluss, ideal für warme Sommertage. Jetzt bis 2022, 17.5 vvPunkte (87/100)
2016, Riesling Deidesheimer Paradiesgarten, Martin & Georg Fußer, Pfalz, Deutschland (100% Riesling aus der Einzellage Paradiesgarten. Der Weinberg liegt oberhalb von Deidesheim, ist im oberen Teil durch den Wald geschützt und grenzt an die GG-Lage Langenmorgen. Die Böden bestehen hauptsächlich aus lehmigem Sand und Buntsandstein): Mittleres Zitronengelb. Duftet enorm frisch und fruchtig nach Limetten, weissem Pfirsich, Stachelbeeren, Zitronenmelisse und weissem Tee. Am Gaumen saftig und straight mit eleganter Frucht, kühler Aromatik, einer knackigen Säure und guter Struktur. Das ist von allem etwas mehr vorhanden als bei den Ortsweinen: mehr Tiefe, mehr Kraft, mehr Saft und dennoch wirkt alles subtil und gelassen, das hat Stil und eine gewisse Noblesse. Im Abgang zupackend, frisch, lang und mit einer gelungen Balance aus reifer Zitrusfrucht und prickelnder Mineralität. Jetzt bis 2026, 18 vvPunkte (90/100)
2016, Riesling Ruppertsberger Reiterpfad, Martin & Georg Fußer, Pfalz, Deutschland (100% Riesling aus der Ruppertsberger Grand Cru-Lage Reiterpfad. Gehört zu den wärmsten Lagen der Mittelhaardt, die Böden bestehen aus Buntsandstein, Sandsteingeröll und Kalkmergel): Mittleres Zitronengelb. Deutet schon in der Nase viel Spektakel an: würzig, steinig, kühl und doch mit wärmender, reifer Frucht nach Pfirsich, Apfel, Ananas und Reneclaude. Dazu getrocknete Kräuter, Jasmin und etwas Feuerstein. Das Mundgefühl ist drahtiger als das Bouquet vermuten lässt und steht in bester Balance aus Dichte, Mineralität und subtilem Schmelz. Die Säure ist sehr präzise und trägt den Wein förmlich über die Zunge, dazu wieder diese klassische Reiterpfad-Aromatik mit Kräutern, Heu, gelben Früchten und erdigen Noten. Der Wein ist knochentrocken, hält lange an und animiert umgehend für den nächsten Schluck. Ein toller Grand Cru und auf Augenhöhe mit so manch teureren Gewächsen aus dieser Lage! 2019 bis 2028, 18.5 vvPunkte (92/100)
2015, Spätburgunder Mäushöhle, Martin & Georg Fußer, Pfalz, Deutschland (100% Spätburgunder aus der Deidesheimer Mäushöhle, die Reben stehen dort auf trockenen Sandsteinverwitterungsböden und werden von Hand gelesen. Der Ausbau findet während 18 Monaten in Barriques mit etwa 30% Neuholzanteil statt): Dunkles Granatrot. Wirkt zu Beginn etwas reduktiv, entfaltet sich dann nach rund 30 Minuten im grossen Glas: wirkt würzig, kühl, noch etwas vom Ausbau geprägt in Form von erdigen Noten, Leder und Gewürzen, dahinter kommt ein frischer Mix aus roten (Erdbeeren, getrocknete Himbeeren) und dunklen (Schwarzkirschen, Zwetschgen) Beeren sowie floralen Nuancen zum Vorschein, sehr komplex. Trotzt auch am Gaumen dem warmen 15er Jahrgang und wirkt straff und kernig, die Gerbstoffe sind feinkörnig und geben dem Wein Schliff und Struktur, dazu füllt eine fleischige Frucht nach reifen Zwetschgen, roten Beeren und Sauerkirschen den Gaumen, im Abgang lang mit Noten von Leder und Gewürzen. Ein kräftiger und zugleich eleganter Spätburgunder mit viel Charakter. Ein toller Essensbegleiter mit Potential! 2019 bis 2027, 18 vvPunkte (91/100)
CH-Händler aufgepasst: die Weine sind in der Schweiz leider nicht verfügbar, doch die beiden Winzer möchten das gerne ändern und suchen einen Importeur für den Schweizer Markt. Bei Interesse kann man die beiden direkt auf Ihrer Homepage kontaktieren – es lohnt sich! In Deutschland sind die Weine direkt ab Hof oder bei Vinello erhältlich.
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