Domaine des Accoles: 11.5% bis 12.5% Vol. aber 110% Eleganz von der Ardèche

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Südfranzösische Weine assoziiere ich mit mehrheitlich dichten, kräftigen, vollfruchtigen und meist auch sehr alkohollastigen Weinen die gut und gerne mal 15% oder mehr Umdrehungen auf die Waage bringen. Meine bessere Hälfte winkt dann meist schon nach dem ersten Riecher ab, wenn sie wieder mal etwas Rotes aus Syrah, Grenache, Mourvèdre oder Cincault ins Glas bekommt.

Das es auch anders geht, beweist die Domaine des Accoles. Das Weingut liegt in Saint-Marcel d’Ardèche zwischen Orange und Montélimar und wurde im Jahr 2011 von Florence und Olivier Leriche erworben. Olivier Leriche ist derweil kein Unbekannter. Er leitete während über zehn Jahren die Domaine de l’Arlot in Nuit-Saint Georges und stellte das sehr renommierte, der AXA-Gruppe gehörende Weingut, ab dem Jahr 2000 auf Bio um.

Olivier versteht, wie viele Winzer im Burgund, sein Handwerk, was die kräftigen aber doch sehr eleganten Weine der Domaine de l’Arlot eindrücklich beweisen. Das er aber auch im Stande ist, in der doch sehr südlichen gelegenen Ardèche Weine zu produzieren, welche mit 11.5 bis 12.5 Volumen Alkohol geradezu federleicht sind, erstaunt dann doch.

Finesse pur: die Weine der Domaine des Accoles zaubern trotz tiefen Alkoholgraden viel Aroma ins Glas (c) vvWine.ch

Gestern Abend durfte ich vier Weine dieses jungen Weingutes verkosten. Ich probierte diese Weine unvoreingenommen und ohne jegliches Vorwissen über Terroir, Vinifikations-Methoden oder Flaschenpreis und war schon beim ersten Riecher begeistert…

2015, Les Accoles, Recto/Verso, Ardèches, CHF 18.– (90% Grenache Noir, 10% Clairette): Kräftiges Gelb, schöner Glanz. Direkt nach dem Öfnnen steinige, mineralische Nase, das erinnert an einen heissen Stein im Tessiner Fluss nach einem Sommerregen, Aromen von grüner Banane, reifem, mehligem Apfel, Anflüge von Brotrinde, trockenes Stroh, sehr gute Komplexität. Am Gaumen sehr kräftiger Auftakt, vollmundig, gewalltige Frucht, dichte und cremige Textur aber überhaupt nicht breit, mit lediglich 12.5% Alkohol sehr bekömmlich und ausgewogen, die Säure ist reif und verleiht dem Wein viel Frische, auch hier Aromen von Apfel, etwas reife Mandarinen, dezent Kokosnuss am hinteren Gaumen. Sehr langer Abgang, endet salzig. Jetzt bis 2020, 17.5 vvPunkte (89/100)

2014, Les Accoles, Le Rendez-vous, Ardèches, CHF 15.50 (100% Grenache): Helles Rubin, wässeriger Rand. Anfangs leicht reduktive Nase, der Wein braucht etwas Zeit. Mit Luft zeigen sich primär rotfruchtige Aromen, Kirschen, Walderdbeeren, dazu Süssholz und dezent Eukalyptus, gute bis sehr gute Komplexität. Weich im Auftakt, der Wein breitet sich wie ein fein gewobenes Seidentuch auf der Zunge aus, zeigt einen sehr schönen Schmelz, auch hier rotfruchtige Aromen, das ist ungemein saftig, fast wie ein Pinot, eine würzige Komponente schwingt mit. Die Gerbstoffe zeigen sich nach einigen Sekunden im Mund, sind unglaublich fein, noch jugendlich aber nicht ungestüm sondern geschliffen, sehr schöne Balance. Auch dieser Wein bring nur 12.5% Volumen Alkohol auf die Wage, sehr finessenreich. Im Abgang frisch von mittlerer Länge. Jetzt bis 2022, 17.5 vvPunkte (88/100)

2014, Les Accoles, Miocène, Ardèches, CHF 19.50 (85% Grenache, 15% Carignan): Mittleres Rubin, aufgehellter Rand. Auch hier anfangs leicht reduktive Nase, das braucht eine halbe Stunde Luft. Dann zeigen sich Aromen von roten Früchten, dazu Heidelbeeren, viel Floralität, ein Parfum das an Rosen erinnert, verspielt, das ist ein Duft den man suchen muss, und findet, gute Komplexität. Am Gaumen anfangs sehr weich beginnend, dann wird der Wein straff, sehr saftige Frucht, markante aber feinste Gerbstoffe, rotfruchtig, ein Hauch von Dropsigkeit schwingt mit, sehr frische Säure, gut integrierter Alkohol (12.5%), insgesamt mit etwas weniger Spannung als Le Rendez-Vous und Gryphe und im Abgang relativ kurz. Aber auch hier ein Paradebeispiel was die Harmonie angeht. Und der Wein hat Reserven. Jetzt bis 2022, 17 vvPunkte, (86/100)

2014, Domaine des Accoles, Gryphe, Ardèches, CHF 19.00  (100% Carignan): Strahlendes Rubin, leicht aufgehellter Rand. Die Nase offen wie ein Scheunentor, leicht krautig, rauchig, mineralisch, tief, einige dunkle und viele rote Beeren, Thymian, Oregano, reife Tomate, Anflüge von Torf, äthrische Öle, sehr komplex, verspielt und gut verwoben, vom ersten bis zum letzten Riecher frisch anmutend. Am Gaumen sehr weich beginnend, rotfruchtige Aromatik, die Frucht ist wunderbar reif, saftig, ungemein dicht und doch hochelegant, da ist viel Körper im Spiel, man wähnt sich im Gegensatz zu Rendez-vous und Miocène bei einem etwas kräftigeren Wein mit solider Struktur: doch weit gefehlt… nur 11.5% Alkohol hat dieser Wein und zeigt dabei eine erstaunliche Fülle. Wow, ich bin hin und weg. Das ist ein kleiens Meisterwerk an Finesse, eine Droge schon in der Nase und jeder Schluck macht Lust auf den nächsten. Der Wein ist ab sofort trinkreif, hat aber ein paar Jahre Reserven. Ein Südfranzose, ein delikates Fruchtbündel, ein Balanceakt auf dem Hochseil. Ein Carignan mit Hühnerhautpotential. Grosses Kompliment! Jetzt bis 2021, aber lieber jetzt! 18 vvPunkte (90/100)

Sowohl die weissen als auch die roten Weine der Domaine des Accoles begleiten unsere Pasta mit Knoblauch, Vanille, Kardamom, Scampi und Thai-Koriander sehr gut (c) vvWine.ch

Ganz ehrlich: ich war sprachlos, restlos begeistert von dieser grossartigen Finesse. Und ich fragte mich einmal mehr: wie kommt so etwas zustande? Liegt das Geheimnis dieser federleichten, spannungsvollen und hocheleganten Weine wieder in der Biodynamie? Das ist zumindest eine meiner Thesen. Und es wäre nicht das erste Mal, dass biodynamische produzierte Weine mein Herz erobern. Ob Pacalet im Burgund oder die hervorragenden Weine vom Weingut Strasser in Uhwiesen, biodynamische Weine faszinieren mich mehr und mehr. Und ja, auch die Domaine des Accoles arbeitet nach biodynamischen Grundsätzen, was die eben genannte These weiter stützt.

Fazit: ich kann jedem Leser, der im Wein die Finesse sucht, wärmstens empfehlen, sich ein paar Flaschen davon zu sichern. Die Weine der Domaine des Accoles sind ein für mich noch nie dagewesenes Eleganz-Erlebnis unter den südfranzösischen Weinen. Ein grosses Kompliment an dieser Stelle an den talentierten Winzer und die ebenfalls talentieren Spürnasen von Le Millesime. Mit Preisen zwischen 15.50 und 19 Franken sind die Weine äusserst preiswert.

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