Wie gut Brunello-Weine reifen können.

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Im Anschluss an eine Blind-Verkostung der 2011er durch das vvWine.ch-Team (hier geht es zum Artikel) genossen wir in einer erweiterten Gruppe und bei gemütlichem Zusammensein einige reifere Brunello-Jahrgänge. Diese älteren Brunello-Weine zeigten sehr schön auf, welch hervorragendes Alterungs-Potential gute Brunello aufweisen.
Paolos fast schon legendäre Antipasti-Kreationen schmeckten fantastisch © vvWine.ch
Einzig ein 2007er Casanova di Neri wollte sich nicht von seiner besten Seite zeigen (ich hatte diesen Wein die letzten Monate mehrmals sehr schön im Glas, doch diese Flasche wolle irgendwie nicht…).
Sehr gelungen dagegen präsentierten sich zwei Weine von Il Poggione. Zum einen der 2006er Brunello di Montalcino:
Mittleres Rubinrot mit aufhellendem Rand. Zugängliches Bouquet nach roten Kirschen, Zwetschgen, Dörrpflaumen, etwas Rumtopf und Nelken, gute Komplexität. Kräftige Struktur am Gaumen mit präsenten aber reifen Gerbstoffen, feiner Säure und guter Balance. Wieder Aromen nach Zwetschgen, Dörrpflaumen und Gewürzen, langer und kräftiger Abgang mit leicht adstringierenden Gerbstoffen.
Ein schöner Brunello der sich in einer schönen Genussphase präsentiert und noch Reserven für weitere Jahre hat. 18 vvPunkte (90/100). Jetzt bis 2024 geniessen.
Gereifte Brunelli aus 2006 und der Super Tuscan (Tignanello) als Pirat © vvWine.ch

Die 2006er Riserva Vigna Paganelli legte dann noch einen Zacken oben drauf.

Intensives Rubinrot. Offene und florale Nase, Veilchen, rote Beeren, Zwetschgen, Cassis, Erdbeermarmelade, etwas Lakritze, ein Wein zum schnüffeln! Am Gaumen saftig, frischer Säure, reifes und feinkörniges Tannin, Aromen nach roten Johannisbeeren, Preiselbeeren, Pflaumen und Karamell. Langer und eleganter Abgang mit feiner Gewürznote und einem Hauch Orangenzeste. Ein grossartiger und finessenreicher Brunello mit sehr guter Struktur und vielen Reserven. 19 vvPunkte (94/100), jetzt bis 2030.

Ebenfalls  sehr schön präsentierte sich die einzige Piratflasche des Abends, ein 2006er Tignanello. Dieser wirkte deutlich weniger modern als die jüngeren Jahrgänge von Tignanello. Der Wein ist definitiv ein Versuch wert.

Rindsfilet, Kartoffel an Sauerrahm-Dip und Zucchetti aus Eigenanbau © vvWine.ch
Weiter ging es mit einer Mini-Vertikalen der Annata von Biondi Santi. Biondi Santi gilt quasi als Brunello-Erfinder und besticht weniger durch Kraft als vielmehr durch viel Finesse. So erstaunt es nicht, dass der 2001er bei vielen Kritiker-Notizen eher moderat bewertet wird, heute im Glas aber genau das zeigt, was man von einem Brunello erwartet. Die 2001er Annata (hier wurde der Wein bereits einmal beschrieben) präsentiert sich nach wie vor sehr floral, feinwürzig und mit schöner Kirschfrucht und etwas Leder. Am Gaumen straff, klar und rein, rotfruchtig mit feinem Tannin, sehr saftiger Säure und einem langanhaltenden Abgang. 18.5 vvPunkte (93/100). Jetzt bis 2025 geniessen.
Zwei nobel gereifte Brunello von Biondi Santi © vvWine.ch
Als Highlight des Abends spendierte unser Weinfreund Ruedi eine 1975er Annata von Biondi Santi. Dieser Wein hat erstaunlich schöne, fast noch jugendliche Farbe. Die Nase natürlich reif, sehr reif, mit wunderbarer Komplexität, noch deutlich Frucht, eine Todessüsse, Malz, Sherry, etwas Leder und Unterholz, ein sehr einnehmender Duft. Am Gaumen erstaunlich fit, die Frucht auch hier noch präsent, die Gerbstoffe abgeschmolzen, der Wein lebt von seiner grossen Säure welche die Frucht stützt und dem doch bereits über 40 Jahre alten Wein viel Frische verleiht. Das war in seiner Jugend wohl recht anstrengend zu trinken, heute dafür präsentiert diese Annata sich von einer wundervollen, nobel gereiften Seite. Technisch 89/100, emotional der Wein des Abends.
Unglaublich dichtes Rot beim Biondi Santi 1975 (links) © vvWine.ch
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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