Domaine de Faugeroux: im Rhythmus der Natur.

Ich kann mich gut an meine letzte Burgundreise erinnern. Für sicherlich eine halbe Stunde habe ich diesen Frühling zugeschaut, wie ein Pferd mit einer Seelenruhe die Böden der Richebourg-Parzelle der Domaine de Romanée Conti umgeackert hat. Das Tier bestimmte den Takt, der Arbeiter passte sich dem Rhythmus des Pferdes, dem Tempo der Natur an. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein und hier entstehen Weine, die eine unglaubliche Kraft und Tiefe ausstrahlen. Das DRC-Pferd ist zu einem eigentlichen Symbol der Domaine de Romanée Conti geworden und es erstaunt nicht, dass man spontan an DRC denkt, wenn auf einem Foto ein wunderschönes Pferd in einem Weinberg abgebildet ist.

Was im Burgund schon weit verbreitet ist, hat im Bordelaise leider nach wie vor Seltenheitswert. Doch auch hier wird Wein naturnah produziert. Bio- oder biodynamisch bearbeitete Weingüter wie Pontet Canet machen es vor und konnten sich vom „normalen“ Cru Classé zum gesuchten Spitzenwein hocharbeiten. Und irgendwo im nördlichen Zipfel des Médoc bearbeiten Bruno und Virginie Richard von der Domaine de Faugeroux ihre Rebberge ebenfalls nach jahrzehntealten Familientraditionen, im Rhythmus der Natur mit Hilfe eines wunderschönen Pferdes. Bruno Richard, ehemaliger technischer Direktor von Ch. Lafon-Rochet in St. Estephe, erwarb dieses rund 5 Hektar grosse Weingut und  keltert hier seit dem Jahrgang 2009 seinen eigenen Wein. Ein Weinfreund hat mich auf darauf aufmerksam gemacht und liess mich die ersten beiden Jahrgänge der Domaine de Faugeroux verkosten.

Bruno und Virginie Richard (c) http://www.domainedefaugeroux.com

2010, Expression, Domaine de Faugeroux, Médoc: Rubinrot, am Rand ins Granatrot tendierend. Etwas verhaltene, angenehm tiefe Nase, das braucht Luft, Zeit. Dunkelfruchtige Aromen, Brombeeren, schwarze Kirschen, etwas Schokolade, süsse, getrocknete Himbeeren, Pflaumen, ein Hauch Schlagsahne, mit mehr Luft würzige Komponenten, etwas Schwarzbrot, dezent medizinal, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich im Auftakt, da ist eine konzentrierte, sehr warm wirkende Frucht, wieder viele dunkle Beeren, Kirschen, auch schwarze Oliven, sehr gute Struktur, einiges an Schmelz, der Alkohol ist deutlich spürbar, da sind viele, etwas burschikos wirkende, trocknende Gerbstoffe, da ist aber auch eine Säure die dem Wein eine angenehme Frische verleiht. Im Abgang leider zu trocknend und etwas gar brandig. Der Wein braucht noch Zeit um sich zu finden, hat Reserven. 2018 bis 2028+, 17 vvPunkte, (87/100)

Domaine de Faugeroux 2010 (c) vvWine.ch)

2009, Expression, Domaine de Faugeroux, Médoc: Rubinrot, relativ dicht. Sehr schöne, ausladende Nase, Kirsche, schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, leicht laktische Noten, dazu auch florale Aromen die an Flieder erinnern, sehr gute Komplexität. Am Gaumen seidenweicher Auftakt, sehr schöne, saftige Frucht, reife, rote und dunkle Beeren wechseln sich ab, dazu ein hauch Vanille und auch hier dezent Weihnachtsgewürznoten. Der Wein hat eine sehr gute Struktur, ist deutlich ausgewogener als der 2010er mit fein gewobenen Gerbstoffen, sehr gut integrierter Säure und keinem Alkoholüberhang. Im Abgang von guter Länge, endet stimmig auf rote Früchte. Dieser Wein ist bereits gut antrinkbar. Er sollte nicht zu warm (16°) serviert werden und idealerweise ein gegrilltes Stück Fleisch begleiten dürfen. 2016 bis 2028, 17.5 vvPunkte, (89/100)

Die Weine der Domaine de Faugeroux sind bei Dewine GmbH für 27.50 (Jahrgang 2009) resp. 29.50 (Jahrgang 2010) erhältlich. Und auch  heinrich109 hat die Domaine de Faugeroux im Angebot.