16 Echezeaux und zwei schöne Weisse von Vincent Girardin

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Letzten Montag traffen sich ein knappes Dutzend Weinliebhaber auf Initiative von Vinifera-Mundi im Restaurant Carlton zu einer gemeinsamen Echezeaux-Verkostung. Echezeaux – ein grosser Name mit vielen grossen Weinen. Echezeaux ist aber auch ein perfektes Abbild der grossen Komplexität (um nicht zu sagen Chaos) welches im Burgund bezüglich Lagen und Etiketten herrscht.
Die an die Grand Cru Lage Grands Echezeaux angrenzende Weinlage Echezeaux ist mit knapp 38 Hektar eine der grössten Grand Cru Lagen im Burgund. Entsprechend schwierig sind pauschale Bewertungen der Erzeugnisse aus dieser Lage. Denn die Unterschiede bezüglich Böden sind aufgrund ihrer Grösse nicht zu unterschätzen. Die Echezeaux-Lage reicht von 230m bis 300m über Meer und teilt sich in nicht weniger als 11 sogenannte Lieux-dits (Sub-Lagen).
Das Renommee dieser Lieux-dits ist sehr unterschiedlich und reicht von „ist eigentlich kein Grand Cru“ (das betrifft vor allem die Lagen im unteren Bereich, wo die Böden schwerer und die Drainage schlechter sind) bis hin zu den sehr angesehenen Parzellen wie Echezeaux du Dessus, Les Poulailleres und En Orveaux. Dazwischen liegen interessante Parzellen wie z.B. Les Loachausses welche untern anderem von der Domaine Anne Gros bewirtschaftet wird. Wer sich für die Details zu den Lagen und Sub-Lagen interessiert, findet u.a. auf BurgMap Hilfe (eine grossartige Website)
Nicht alle Produzenten weisen die Sub-Lage auf ihren Etiketten aus und so ist es nur mit sehr viel Erfahrung oder entsprechender Recherche-Arbeit möglich, die genaue Herkunft eines Echezeaux zu bestimmen.
Für unsere Verkostung brachte jeder Teilnehmer eine oder mehrere Flaschen Echezeaux mit. So kamen unterschiedlichste Jahrgänge, Produzenten und entsprechend verschiedene Lieux-dits zusammen.
Zum Aufwärmen gab es zwei Weisse Burgunder von der Domaine Vincent Girardin 
Puligny-Montrachet Vieilles Vignes 2005, Vincent Girardin
Mittleres Goldgelb, schöner Glanz (3/3)
Frische, duftige Nase, sehr Chardonnay, etwas Honig, reifer Apfel ein Hauch Muskat, weisse Blüten (5/6)
Am Gaumen knackiger Auftakt, klare Frucht, reintönig, jugendliche, das Holz stützt ohne zu überlagern, sehr schöne Citrusnoten,  saftige Säure, elegant. (8/9).
Im Abgang mit guter Länge, endet leicht salzig. (2/2).
Schöner, eleganter Wein. 18vvPunkte (90/100) Jetzt bis 2020.
Saint-Aubin 1er Cru Les Murgers des Dents de Chien 2005, Vincent Girardin, 
Mittleres Goldgelb, ein Hauch trüber (3/3)
Die Nase erst sehr reif, offen mit deutlich mehr reifem,  mehligem Apfel als der Puligni-Montrachet. Mit etwas Luft wird der Wein interessant, beginnt immer mehr zu gefallen, wird verspielter (4.5+/6).
Der Gaumen vollmundig, beeindruckende Struktur, saftig, verspielt, deutlich frischer als die Nase vetspricht, gute Komplexität (8/9)
Im Abgang von mittlerer Länge. Burschikoser, rustikaler als der Puligni-Montrachet aber nicht weniger spannend. 17.5vvPunkte (89/100). Jetzt bis 2018.
Der erste 4er Flight Echezeaux war sehr heterogen, da zwei Weine nur „gut“ waren (was für einen Echezeaux-Wein kein Kompliment ist).
Echezeaux 1996, Domaine René Engel, Lieu-dit „En Orveaux“
Helles Rubin, einiges an Schwebeteilchen (3/3).
Die Nase sehr reif, wirkt staubig, rotbeerig, etwas Rauch, nicht uninteressant (5/6).
Am Gaumen karger Auftakt, deutliche Gerbstoffe, dazu gute Saftigkeit aber mit beschränkter Komplexität (7.5/9).
Im Abgang mit guter Länge aber einem leichten Säureüberhang (1.5/2). 17 vvPunkte (86/100). Austrinken oder wohl besser verkaufen.
Echezeaux 1999, Domaine Jean Grivot, Lieu-dit „Cruots ou Vignes Blanches“
Kräftiges Rubin, wirkt noch jugendlich (3/3).
Intensive Nase, am Anfang etwas Klebstoff der dann mit Belüftung verschwindet, schöne Würze, mittlere Komplexität (5/6).
Gradliniger Auftakt, die Gerbstoffe sind sehr präsent, fast etwas viel Gerbstoff für die vorhandene Frucht, solide Struktur, frische Säure, mittlere Komplexität (8/9).
Mittlerer Abgang. Ein schöner Pinot, mehr nicht. (1.5/2). 17.5 vvPunkte (88/100). Jetzt trinken.
Echezeaux 2001, Bochard Père & Fils, Lieu-dit „En Orveaux“
Sehr helles Rubin (3/3).
Blumig-würzige Nase mit schöner rotbeeriger Frucht, da sind Erdbeeren, Himbeeren, sehr feinduftig, verspielt (5.5/6)
Am Gaumen weicher Auftakt, rasch deutlich Säure, mittlerer Körper, die Frucht wirkt recht warm an der Grenze zum „Verkochten“ (8/9)
Gute Länge im Abgang (1.5/2). 18 vvPunkte (90/100). Jetzt bis 2020.
Echezeaux 1996, Domaine Jean Grivot, Lieu-dit „Cruots ou Vignes Blanches“
Dunkles Rubin (3/3)
Tiefe, komplexe Nase, schöne Würze, eher dunkelbeerige Frucht, auch Blütenduft, das macht Spass (5.5)
Weicher Auftakt, sehr gut gebauter Körper, einiges an Fleisch am Knochen hier. Die Gerbstoffe fein und richtig portioniert, sehr schöne Säure (8/9).
Ausgewogener, angenehm langer Abgang. Ein sehr balancierter Wein der noch immer Reserven hat (2/2). 18.5+ vvPunkte (92+/100). Jetzt bis 2020.
Die Vorspeise – sehr schmackhafte Ricotta-Ravioli – kam nach den ersten sechs Weinen äusserst gelegen.
Der zweite Flight erneut heterogen mit zwei total unterschiedlichen Weinen aus dem Hitzejahr 2003, einem „Oak-Monster“ sowie einer finessenreichen Überraschung aus 2008.
Echezeaux 2003, Domaine Gerard Mugneret, Lieu-dit „Les Quartier de Nuit“
Mittleres Rubin, schöner Glanz (3/3)
Sehr offene Nase, warm, sehr typisch für 2003, duftig und mit guter Würze und dezenter Kaffee-Note (5.5/6).
Saftiger Auftakt, wirkt im Mund frischer als die Nase verspricht, verspielt und mit erstaunlich guter Säure, sehr schön komponiert und mit viel Elegan (8/9)
Sehr stimmiger Abgang. 2/2 Punkte für diesen Wein mit viel Balance. 18.5vvPunkte (92/100). Jetzt bis 2022.
Echezeaux 2003, Domaine Daniel Bocquenet, Lieu-dit „Les Rouges du Bas“
Mittleres Rubin, schöner Glanz (3/3)
Die Nase etwas reifer als die von Mugneret und deutlich weniger verspielt, auch laktische Noten und riechbar viel Alkohol, sehr warm (5.5/6)
Am Gaumen dann eher unausgewogen, zwar mit viel Kraft aber auch wieder diesem störenden Alkohol und etwas verbrannte Frucht (7.5/9).
Nicht schlecht, aber etwas zu wenig Balance hier (1.5/2). 17.5 vvPunkte (89/100). Jetzt bis 2018.
Echezeaux 2008, Domaine Anne Gros, Lieu-dit „Les Loachausses“
Sehr helles Rubin am Rand fast Transparent (3/3).
Die Nase ein spektakel, fruchtig, präzis, etwas Cassis, Himbeeren, erinnert mit seiner unglaublichen Frucht fast an einen CH-Pinot. Herrliche, sich immer wieder wandelnde Düfte, das ist eine grossartige, verspielte Nase (5.5/6).
Am Gaumen sehr saftiger Auftakt, wieder ein ganzer Korb voll roter Beeren, dazu würzige Aromen und knackige Säure. Der Alkohol perfekt eingebunden. Kein enorm konzentrierter Wein sondern eher ein Mittelgewicht (8/9).
Im Abgang sehr gute Länge. Eine ausgezeichnete Balance zeichnet diesen filigranen Wein aus. Für mich ein erstes, persönliches Highlight an diesem Abend. (2/2). 18.5 vvPunkte (92/100). Jetzt bis 2025.
Echezeaux 2007, Domaine Comte Liger-Belair, Lieux-dits „Cruots ou Vignes Blanche”, “Les Champs-Traversins” und “Clos-Saint-Denis“
Eher helles Rubin (3/3)
Wirkt deutlich reifer als der 08er von Anne Gros. Der Wein hat eine sehr gute Komplexität doch was stört ist das extrem präsente Holz. Zwar ist es schönes Holz aber einfach zu viel des Guten. Die gute Note gibt es für die sehr gute Tiefe (5.5/6)
Am Gaumen weich, rund, kraftvoll und mit samtigen Tanninen, das Holz am Gaumen nicht mehr so präsent, hier ist der Wein durchaus ausgewogen. Einiges an Struktur und noch mit Reserven (8+/9).
Alles in allem ein Wein, der vielen gefallen dürfte, die keine Barrique-Aversion haben. (1.5/2). 18+vvPunkte (91/100). Jetzt bis 2022+.
Die nächste Serie bestand aus vier sehr schönen Weinen aus 2006.
Echezeaux 2006, Domaine Mongeard Mugneret, Lieux-dits „Les Rouges du Bas” und “Les Treux“
Helles Rubin (3/3)
Die Nase tief, würzig, leicht animalisch, offen und sehr duftig, verändert sich laufend, gute Komplexität (5.5/6)
Weicher, reifer Gaumen, gute Saftigkeit, sehr schöne Würze, eher rotbeerige Frucht, mittelkräftige Statur, nicht enorm komplex aber mit guter Balance (8/9).
Im Abgang eher kurz aber stimmig (1.5/2). 18vvPunkte (90/100). Jetzt bis 2018.
Echezeaux 2006, Domaine Robert Arnoux, Lieu-dit „Les Rouges du Bas”
Mittlers Rubin (3/3)
Tiefe Nase, anfangs auch Klebstoff, viel dunkle Beerenfrucht, ein konzentrierter Wein (5.5/6)
Voller Gaumenauftakt, saftig, gut strukturiert, einiges an Gerbstoff und etwas viel Alkohol, hat noch Reserven (8/9).
Sehr gute Länge im Abgang. Hier kommt noch mehr… (2/2). 18.5 vvPunkte (92/100). Jetzt bis 2022.
Echezeaux 2006, Domaine Frederic Magnin, Lieux-dits “Les Treux“ und “Les Poulaillères”,
Dunkles Rubin (3/3)
Erst laktisch, mit der Zeit immer besser, herrlich tief, auch Blumen, Gewürze, Rauch, tolle Komplexität. Die Nase bräuchte noch mehr Zeit aber das ist schon sehr schön (5.5/6).
Am Gaumen top strukturiert, ein Monument ohne plump zu wirken, Kraft und Finesse und Reserven für viele Jahre. (8.5+/9)
Langer Abgang. Grosser Wein (2/2). 19vvPunkte (94/100). Jetzt bis 2025.
Echezeaux 2006, Domaine Guyon, Lieu-dit „En Orveaux”
Helles Rubin (3/3). Jetzt bis 2020+.
Wow, was für eine Nase, rauchig, mineralisch, rote Beeren, erinnert mich an den Duft des 2012ers Clos des Lambrays, eine Droge (5.5/6).
Der Gaumen top, mittelkräftige Struktur, viel Finesse, zarte Frucht, Gerbstoffe, Säure und Alkohol in sehr guter Balance, das macht Spass, hat Klasse. (8.5/9)
Langer Abgang. Gefällt mir wegen der grossen Finesse und seiner duftigen Verspieltheit noch einen Tick besser als Magnin. Reine Geschmacksache. (2/2). 19vvPunkte (95/100). Jetzt bis 2025
Die letzte Runde dann wieder heterogener in der Qualität (und leider ohne Foto der Weine dafür mit einem sehr konzentrierten Bill Nanson, Autor des Burgundy Report).
Echezeaux 2004, Domaine Méo-Camuzet, Lieu-dit „Les Rouges du Bas”
Mittlers Rubin (3/3).
Die Nase irritiert, einerseits würzig, rauchig, dann aber auch ein sehr spezieller „Stinker“, leicht grün, irgendwie fehlerhaft, macht keinen Spass (4/6)
Am Gaumen saftig aber ohne Tiefe, keine schlechte Harmonie der Komponenten aber das ist definitiv zu wenig für einen Echezeaux (7.5/9).
Wenig Länge im Abgang. Enttäuschend (1.5/2). 16 vvPunkte (82/100). Jetzt trinken oder besser verkaufen.
Echezeaux 2010, Domaine Richard Manière, Lieu-dit unbekannt.
Sehr schöne, mittelkräftige Farbe (3/3)
Die Nase duftig, vielschichtig, verspielt, mit schöner Frucht und präsenter aber nicht zu starker Holznote die sich mit den Jahren gut einbinden dürfte (5/6)
Am Gaumen sehr schön und mit guter Struktur, viel satte Frucht, ein noch sehr jugendliches Fruchtkonzentrat, mittlere Komplexität (8/9).
Harmonischer Abgang. Kein enorm komplizierter Wein aber in sich sehr stimmig (2/2). 18vvPunkte (90/100). 2017 bis 2030.
Echezeaux 2005, Domaine Mugneret-Gibourg, Lieux-dits „Les Rouges du Bas” und „Les Quartier de Nuit“
Kräftiges Rubin (3/3)
Tiefe, noble Nase, ungemein duftig, würzig mit dunklen und roten Beeren, rauchigen Komponenten, sehr schön (5.5/6).
Am Gaumen weich und rund im Auftakt, reif ohne überreif zu sein, gute Saftigkeit, herrliche Frucht, perfekt eingebundenes Holz, das ist schon sehr grosse Klasse, ich bin beeindruckt (8.5/9).
Langer, sehr ausgewogener Abgang, endet auf dunkle Beeren (2/2). 19vvPunkte (94/100). Jetzt bis 2025.
Echezeaux 2006, Domaine Tardy, Lieu-dit „Les Treux”
Klares Rubinrot (3/3)
Sehr tiefe, duftige Nase, rote Beeren, ätherische Noten die an Zitronen-Thymian erinnern, hervorragend (5.5/6).
Am Gaumen sehr gut strukturiert, saftig, noch jugendlich frisch mit hervorragender Frucht und grosser Komplexität. Das macht Spass! (8.5/9)
Sehr gute Länge im Abgang. Grosser Wein. (2/2). 19vvPunkte (95/100). Jetzt bis 2022+
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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