Châteauneuf aus der Amphore.

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Vielen werden die Namen Mounir und Rotem Saouma nicht geläufig sein, denn im Burgund tritt das Paar unter dem Fantasienamen Lucien Le Moine auf. Doch hinter diesen burgundischen Kult-Weinen, welche das Paar ohne eigene Weinberge quasi als «Mini-Negoce» produziert und vermarktet, stehen zwei leidenschaftliche Winzerpersönlichkeiten, die urprünglich aus dem Libanon stammen. Seit jeher hat das Paar ein Faible für die Rebsorte Grenache Noir sowie die Appellation Châteauneuf-du-Pape. Schritt für Schritt ist es ihnen gelungen, 21 Hektar Weinberge in allen fünf Dörfern dieser Region zu erwerben. Schon ihre Basis-Cuvées namens Inopia blanc respektive Inopia rouge faszinieren mit einem eleganten, burgundischen Stil und der Chateauneuf-du-Pape Omnia gehört mit seinem faszinierenden Duftspiel zu den empfehlenswerten Südrhone-Weinen.

Als qualitative Spitze der Produktion wählt Mounir jedes Jahr mehrere Crus aus, die in Amphoren gereift werden und anschliessend als exklusive Vierer-Serie auf den Markt kommen. Diese Weine spielen in einer Top-Liga mit und – Rayas- und Dujac-Freaks aufgepasst – sind in ihrer Stilistik schlicht umwerfend. Zusammen mit einem Weinfreund, der diese Vierer-Serie jährlich erwirbt, durfte ich die Amphorenweine aus den Jahrgängen 2017 und 2018 im kleinen Rahmen verkosten. Meine Notizen sind wie immer Momentaufnahmen und sollen Lust machen, die Weine – welche mit Jahrgang 2017, 2018 und 2020 erfreulicherweise noch erhältlich sind, zu probieren.

Die Amphoren-Weine 2017 von Rotem & Mounir Saouma (Foto zVg)

2015, Châteauneuf-du-Pape Blanc „Magis“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (Grenache Blanc und Clairette, 14% Alkohol) Reduktive Nase, tiefgründig, kühl, steinig, zitrische Noten, Feuerstein, Kräuter, rauchige Noten, auch deutlich Röstaromen, sehr komplex. Im Gaumen dicht, konzentriert, dennoch elegant, sehr saftig, gut strukturiert, der Wein zeigt Opulenz, hat Finesse, Rasse und Länge, zeigt ein salines Finish. Ein frischer, burgundisch anmutender Weisswein, der seine südliche Herkunft dennoch nicht versteckt. Top Reserven. Jetzt bis 2035 94 vvPunkte

2017, Châteauneuf-du-Pape Blanc „Pierredon“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Grenache Blanc von Kalksteinböden, 14% Alkohol) Orangefarben. Offene, sehr „nature“ geprägte Nase, Kräuter, Orangenzesten, Mandarinen, Korinthen, getrocknete Feigen, Blütentee. Im Gaumen cremig, rund, sehr feine Tanninstruktur, top Balance, der Wein baut Druck auf, wirkt lebendig und hallt im Abgang lange nach, hinterlässt Aromen die an Aprikosen und Studentenfutter erinnern. 93 vvPunkte

2018, Châteauneuf-du-Pape Blanc „Pierredon“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Grenache Blanc von Kalksteinböden, 13.5% Alkohol) Orangefarben, deutliche Trübe. Die Nase ist etwas zurückhaltender als beim 2017er, zeigt viel Kräuter, Tee, Hagebutten, Orangenzesten, insgesamt etwas „heller geprägt“ als beim 2017er. Im Gaumen dicht und zupackend, sehr druckvoll, sehr würzig, ungemein wuchtig, dennoch frisch und mit Eleganz, langes Finale, salines, reiffruchtiges Finish. 94 vvPunkte

2014, Châteauneuf-du-Pape „Omnia“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (Omnia bedeutet „Alles“ und der Wein stammt auch aus allen 5 Châteauneuf-du-Pape Gemeinden, dazu aus Trauben aller 13 erlaubten Rebsorten und aus allen 9 Rebbergen, die Saouma besitzt, 14.5% Alkohol) Relative dunkle Farbe. In der Nase reduktiv, zurückhaltend, tiefgründig, funky, rauchige Noten, Leder, dahinter Kirschen, Dörrpflaumen, würzige Komponenten. Im Gaumen gradlinig, mit satter Frucht, viel Frische, viel feines Tannin, der Wein baut Druck auf, zeigt im Abgang eine frische, kühle Ader. Sehr lang, mit fruchtigen und würzigen Rückaromen. 92 vvPunkte

2017, Châteauneuf-du-Pape „Bigote“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Grenache Noir von Lehm- und Kalksteinböden, sehr sonnig und warme Lage, 14% Alkohol) Mittleres Granatrot, heller Rand. Sehr intensive Nase, viele Kräuter, Erdbeerkompott, Gewürze, Tee, Feigen, ein Gedicht. Im Gaumen zugänglich, rund, sehr feine Gerbstoffe, reife Frucht, der Wein strahlt Wärme aus, bleibt aber erstaunlich frisch und burgundisch im Stil. Im Abgang mit viel Würzigkeit und einer eindrücklichen Länge. Ein spitzen Châteauneuf-du-Pape, ab sofort ein Gedicht. Jetzt bis 2035+ 95 vvPunkte

2017, Châteauneuf-du-Pape „Crau“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Mourvèdre von Sandböden mit Kalksteinunterlage, nach Norden ausgerichtet, 14% Alkohol) Kräftiges Granatrot. Die Nase ist etwas kühler anmutend als beim Bigote, steinig geprägt, Erdbeeren, dunkle Beeren, Süssholz, getrocknete Kräuter, dazu ein Hauch von Torf. Im Gaumen gradlinig, mit viel Power und Druck, feinkörniges Tannin, gute Säure, der Alkohol wirkt nicht überbordend, die Länge im Abgang ist eindrücklich, endet auf dunkelfruchtige Aromen und hinterlässt etwas Lakritze. Ein hocheleganter Mourvèdre, gerne wieder! Jetzt bis 2040 93 vvPunkte

Die Amphoren-Weine 2018 von Rotem & Mounir Saouma (Foto zVg)

2017, Châteauneuf-du-Pape „Pignan“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Grenache Noir von Sandböden mit Kalksteinunterlage, nach Norden ausgerichtet, 14% Alkohol) Granatrot, aufgehellte Ränder. Noble Nase, viel Würzigkeit, klar und rein wie ein Bergbach, floral, burgundisch anmutend, dann auch rauchige Noten, viel Terroir hier, das ist wie Rayas und Dujac in einem Glas. Im Gaumen mit einem Tick von Co2, nicht störend, das Prickeln verzieht sich rasch, ein Wein mit viel Eleganz, hier sitzt alles an seinem Platz, Alkohol, Frucht, Säure, Tannin, alles perfekt dosiert, hier jubeln die Sinne, das Weinherz schlägt deutlich schneller. Frisch, würzig, rotfruchtig und ausgesprochen lang im Abgang. Ein sensationeller Châteauneuf-du-Pape. Jetzt bis 2045 98 vvPunkte

2018, Châteauneuf-du-Pape „Bigote“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Grenache von Lehm- und Kalksteinböden, sehr sonnig und warme Lage, 14% Alkohol) Klares Rubingranat. In der Nase expressiv, reiffruchtig mit Aromen von dunklen und roten Aromen, Granatapfel, Schwarzkirschen, Oliven, Tee. Im Gaumen frisch, saftig, klar und rein, ungemein lebendig, warm in der Frucht, kühl im Kern, die Tannine sind perfekt dosiert, reif und feinmaschig, im Abgang hallt der Wein lange nach, hinterlässt leicht kompottartige Aromen und Lakritze. Dieser Wein dürfte mit 1-2 Jahren Kellerreife noch zulegen. 2025 bis 2038+ 94 vvPunkt

2018, Châteauneuf-du-Pape „Mourvèdre de Pignan“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Mourvèdre von Sandböden mit Kalksteinunterlage, nach Norden ausgerichtet, 14.5% Alkohol) Dunklere Farbe als bei den 2017ern. Die Nase ist komplex, zeigt neben schwarzen Oliven, viel dunkle Frucht, rauchige Noten. Dicht und konzentriert im Gaumen, opulent, wird im mittleren Gaumen immer gradliniger, präzis, fokussiert, mit Rasse, Eleganz und viel Würze. Im Abgang lang, dunkelfruchtig, mit einem Hauch von Hitzigkeit, die mit steigender Temperatur durchdrückt. Kritik auf hohem Niveau. 2024 bis 2040 94 vvPunkte

2018, Châteauneuf-du-Pape „Pignan“, Rotem & Mounir Saouma, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (100% Grenache Noir von Sandböden mit Kalksteinunterlage, nach Norden ausgerichtet, 15% Alkohol) Kräftiges Rubinrot, schöner Glanz. In der Nase mit viel Brombeerlikör, auch Cassis, Schwarzbrot, Tee, Leder, Weihnachtsgewürze. Im Gaumen reiffruchtig, wuchtig, ein Wein mit Schmelz und Üppigkeit, da ist viel von allem vorhanden, auf hohem Niveau ausgewogen, jedoch mit weniger Eleganz, als beim 2017er „Pignan“. Ein Frage des Stils… Für Opulenz-Trinker eine klare Kaufempfehlung. 96 vvPunkte

2 Kommentare
  1. Alexandre
    Alexandre says:

    It’s great to see tasting notes on these. I have the 2020 series, and can’t wait to try it. I might get tempted to get the 2017 as well.

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