Liesch braucht Zeit.

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Dass Schweizer Pinot Noir gut reifen kann ist keine Neuigkeit. So berichtete ich an dieser Stelle schon mehrmals über schöne Erlebnisse mit gereiften Schweizer Pinots. Ausgetrunken sind die meisten Weine aber leider viel zu früh. Dieser Meinung bin nicht nur ich sondern auch Louis-Heinz Liesch, der das Weingut Liesch Bioweine vor rund zehn Jahren von seinem Vater Louis Liesch übernommen hat und mich vor einigen Wochen mit einem Musterpaket überraschte. Louis-Heinz Liesch verfügt über einen der ältesten Rebberge in der Herrschaft mit Reben, die gemäss seinem Grossvater im Jahr 1949 gefplanzt wurden und ergo über 70jährig sind.

Liesch gehört zu den Schweizer Bio-Pionieren und das Weingut ist seit 25 Jahren Demeter-Zertifiziert. Louis-Heinz Liesch reduziert die Erträge regelmässig auf rund 500g/m2 und keltert seine Weine gemäss eigenen Aussagen «intensiv». Offene Gärung, stündliches Stossen der Maische und Ausbau während zwei Jahren in neuen und gebrauchten Fässern. Auch in Sachen Vermarktung lässt er sich Zeit; aktuell kommt der 2017er auf den Markt und es sind ab Hof auch noch Vertikal-Pakete mit älteren Jahrgängen erwerbbar (so aktuell ein Vertikalpaket Magnum mit Barriqueweinen der Jahrgänge 2014, 2015 und 2016 sowie ein Vertikalpaket Blauburgunder mit den Jahrgängen 2013 bis 2017 und einer Flasche Cuvée Privé, einer während dem Lockdown entstandenen Assemblage aus den Jahrgängen 2014/15/16/17 und 18).

Sehr gefallen haben mir kürzlich die 2007er Spätlese und der 2011er Barrique von Liesch, die sich gut 13 respektive 9 Jahre nach der Lese von ihrer schönsten Seite zeigten. Der ebenfalls verkostete 2015er war direkt nach dem Öffnen noch etwas veschlossen und brauchte viel Luft um seine Qualitäten auszuspielen – oder aber, wie oben beschrieben, einfach noch ein paar Jahre Kellerruhe.

Nobel gereift: Blauburgunder 2007 von Liesch (c) vvWine.ch

2007, Blauburgunder Spätlese, Liesch Bioweine, Malans, Schweiz. Helles, gereiftes Rubin, durchsichtiger Rand, erste Brauntöne. Direkt nach dem Öffnen wunderbare Pinot-Nase, auf den Punkt gereift, intensiv duftend, erdige Töne, Erdbeeren, Johannisbeeren, Unterholz, etwas Rauch, ein Gedicht. Weicher Gaumenauftakt, leichter bis mittlerer Körper, zeigt natürich eine gewisse Reife ohne aber müde zuwirken, im Gegenteil noch immer frisch und mit schöner Säurestruktur, die Gerbstoffe top integriert. Endet lang auf Erdbeermarmelade und wieder eine leicht rauchige Retroaromatik. Auf dem Peak, bis 2024 geniessen. 90/100 vvPunkte.

2011, Blauburgunder AOC Barrique, Liesch Bioweine, Malans, Schweiz, Reifes Rubin, noch immer jugendlicher Glanz. In der Nase deutlich vom Holz geprägt, intensives Toasting, viele Röstaromen, speckig, kräuterig, reiffruchtig, komplex. Im Gaumen druckvoll, zeigt einen mittleren bis kräftigen Körper und fein gewobene Gerbstoffe, sehr schöne Säurestruktur, würzige Komponenten, das Holz besser integriert, als es die Nase vermuten lässt, endet langanhaltend, rotfruchtig, mit etwas dunkler Schokolade und einer feinen Kräuternote. Aktuell zugänglich, kann aber auch noch einige Jahre reifen. Jetzt bis 2026, 89/100 vvPunkte.

2015, Blauburgunder AOC Barrique, Liesch Bioweine, Malans, Schweiz. Mittleres Rubin, wirkt farblich fast etwas reifer als der 2011er. Die Nase ist anfangs verhalten, warm anmutend, dunkle und rote Beeren, Gewürze, Kräuterspeck, ein Hauch von flüchtiger Säure schwingt mit, braucht viel Luft um sich zu entwickeln, ist erst am zweiten Verkostungstag voll da. Im Gaumen dicht, wild, noch jugendlich, markante Gerbstoffstruktur, feine Säure, deutlich rotfruchtiger als die Nase vermuten lässt, wirkt in sich stimmig, balanciert und zeigt eine gute Länge, endet frisch und saftig. Ein Wein, der definitiv noch etwas Zeit braucht und vor dem Genuss dekantiert werden sollte. 2024-2030+, 88+/100 vvPunkte.

Weine die Zeit brauchen: Malanser Pinot’s von Liesch (c) vvWine.ch

Die Weine des Weinguts Liesch Bioweine sind direkt auf der Homepage erhältlich.

1 Antwort

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  1. […] der Liesch Barrique-Weine – also 18 Jahre. Schon bei meiner letzten Degustation lautete der Titel «Liesch braucht Zeit». Was gibt es also Schöneres, als sich beim Warten auf die jüngeren Jahrgänge, die Zeit mit einer […]

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