Ein ruhender Pol: Domaine Saint-Sébaste.

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Zum ersten mal so richtig postiv aufgefallen ist mir der Pinot Noir «Clos de la Perrière» bei der Neuchâtel-Verkostung, die das vvWine Team im Jahr 2017 durchführte. Seither sind mit dem 2015er und dem 2016er zwei zwar unterschiedliche aber sehr gelungene Jahrgänge gekeltert worden.

Die Domaine Saint-Sébaste gehört zu den qualitativ führenden Weinproduzenten des Kanton Neuchâtel. Auf rund 19 Hektaren, die sich über nicht weniger als sieben Gemeinden erstrecken (von Le Landeron am Bielersee über Cressier, Saint-Blaise und Hauterive im Nord-Osten sowie Auvernier, Colombier und Cortaillod im Süd-Westen von Neuchâtel) werden sechs verschiedene Rebsorten kultiviert. Neben den nachfolgend verkosteten Weinen aus den Sorten Chasselas und Pinot Noir produziert die Domaine auch Weine aus den Rebsorten Chardonnay, Pinot Gris, Sauvignon Blanc und Gewürztraminer.

Geleitet wird das Gut von der Familie Kuntzer, die schon immer grossen Wert auf einen respektvollen Umgang mit der Umwelt legte und darum schon längst eine nachhaltige Bodenpflege praktizierte. Bereits im Jahr 2012 wurden zwei Drittel des Betriebs auf Biodynamie umgestellt, 2013 dann der gesamte Rebbau. Ein sicherlich einschneidender Entscheid, der die Qualität der Weine aber nochmals verbessert hat. Seit 2015 ist die Domaine Saint-Sébaste Demeter-zertifiziert.

Ich verkostete kürzlich den 2017er Chasselas Vielles Vignes und den eingangs erwähnten Pinot Noir «Clos de la Perrière» aus dem Jahr 2016.

Charme (Chasselas) und Tiefgang (Pinot Noir Clos de la Perrière) der Domaine Saint-Sébaste (c) vvWine.ch

2017, Chasselas Vielles Vignes, Domaine Saint-Sébaste, Saint-Blaise, AOC Neuchâtel. Helles Gelb, grünliche Reflexe. Feine, leicht blumige Nase, erinnert an Kamillenblüten, Apfel sowie Grapefruit, nicht hochkomplex, dafür ungemein verführerisch. Im Gaumen cremig, mit dezent laktischen Noten, milde Säure, solide Struktur, verfügt über eine gewisse Üppigkeit, zeigt aber dennoch viel Trinkfluss und vor allem Charme. Endet mittellang auf reife Zitrusfrüchte und Guave. Ein wunderbar reiner, klarer Chasselas der sich zum Aperitif oder als Begleiter eines Eglifilets «à la meunière» eignen dürfte. Jetzt bis 2025 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).

2016, Pinot Noir «Clos de la Perrière», Domaine Saint-Sébaste, Saint-Blaise, AOC Neuchâtel. Mittleres Rubin, schöner Glanz. Die Nase wirkt kühl, steinig, tiefgründig, nobel, noch leicht vom Holz geprägt, jedoch mit betörender, dunkler Kirschfrucht, etwas Brombeere, sogar Pflaumen, dazu Veilchen, sehr burgundisch anmutend, komplex. Im Gaumen straff, gradlinig und mit viel Druck, sehr gut strukturiert, ungemein knackige Frucht, saftige Säure, markante, reife Gerbstoffe, kein Alkoholüberhang, dennoch enorm Power bei gleichzeitig viel Finesse. Top balanciert und langanhaltend im Abgang, endet dunkelfruchtig und leicht «spicy». Ein Hit. Jetzt (dekantieren) bis 2030+. Könnte mit etwas Reife sogar noch zulegen… 18.5+ vvPunkte (93+/100).

Die Weine sind bei Carl Studer oder direkt ab Weingut erhältlich.

2 Kommentare
  1. Rainer Volz
    Rainer Volz says:

    Hallo Adrian,
    gefällt dir der 2016er (für mich frischer, fruchtiger, lebendiger) Pinot Noir «Clos de la Perrière» auch besser als der 2015er (für mich röstig, würzig, holzig)?
    Tipp: 2017er Pinot Noir Domaine des Landions probieren (vielleicht zusammen mit mir?). Tolle Frucht und sehr gutes „Holz-Management“ Ich melde dir Terminvorschläge.

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    • adrian.vanvelsen
      adrian.vanvelsen says:

      Hallo Rainer, das mit der starken Holzbetonung ist beim Clos de la Perrière eigentlich immer, jedoch ist dieses stets gut eingebunden und nach einigen Jahren Lagerung „genau richtig“ dosiert. Gerne probiere ich aber den PN 2017 der Domaine des Landions, den ich noch nicht kenne!

      Antworten

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