Ring the Bell for Champagne

Ich kenne ja Menschen die mögen keinen Champagner. Die einen mögen den Geschmack nicht und die Anderen mögen die Bubbles nicht, die so auf die Bauchnabel prickeln oder so. Mir ein Rätsel wie man auf Champagner verzichten kann. Gut, ich stehe jetzt für einen einfachen Möt oder einen Pomäri nirgendswo an. Dafür müsste die Verzweiflung schon ein unvorstellbares Mass angenommen haben, doch das wünsche ich weder mir noch meinem ärgsten Feind. Aber sonst? Grossartig das Zeugs. Einfach wunderbar, erfrischend und Sinne belebend, schon zum Frühstück, so dass ich häufig Gott dafür danke, dass er uns den Champagner erfinden liess und dies obwohl ich nicht an Gott glaube – so dankbar bin ich.

I love Champagne! Ich könnte darin baden und schon nach dem zweiten Glas grundsätzlich jede Schandtat auf diesem Planeten aushecken. Ich mutiere zu Gatsby und schwadroniere dann durchs Leben, denn gehen ist was für Biertrinker. Dabei erfinde ich das Wort Eloquenz und rücke alles ins richtige Licht. Mit einem Glas Champagner in der Hand bekommt alles mehr Stil und man wird Ihnen so manches verzeihen (Ausnahmen bilden die Regel, aber dazu später mehr). Kurz: Ich sehe dann nicht nur besser aus, sondern auch mein Gegenüber und das finde ich schön, denn ich bin gerne von schönen Menschen umgeben.

Champagner – Symbolbild (c) AdobeStock

Man sollte davon also immer eine Flasche im Kühlschrank parat haben, um DEN Moment feiern zu können (was für einer ist vollkommen egal. Feiern Sie ihn einfach). Muss aber gestehen, ich kenne sehr wenige Menschen, die jeweils eine Flasche im Kühlschrank parat haben. Da wären da ein paar Berufstrinker und dort noch zwei Damen, zirka Mitte Vierzig, welche dazumal beim Tinder-Date eine Flasche Sprudel bereitstehen hatten.

Ansonsten nehme ich die Schweiz aber eher als Champagnerwüste war. Denn statistisch gesehen trinkt jeder Schweizer 0.7 Flaschen Champagner pro Jahr; Kleinkinder und Betagte in Innerschweizer Alterswohnheimen mit eingerechnet. Also ein Cüpli am Geburtstag, zwei Cüpli an Weihnachten und drei an Sylvester zu «Dinner for one». Faktisch gesehen könnte man also meinen, dass wir, was den Konsum von Champagner angeht, technisch KO sind. Es scheint irgendwie nicht dem protestantischen Moralkodex zu entsprechen, sich was Gutes zu gönnen. Denn 7dl Champagner pro Person, scheinen mir recht wenig. Und dennoch gehören wir weltweit gesehen zu den Top Four der Champagner-Süffel. Vor uns trinken nur noch die Franzosen, die Belgier und die Luxemburger mehr Champus als wir Schweizer. Und das macht mich jetzt irgendwie ein wenig Stolz auf uns alle. Wieder mal vorne mit dabei – sehr schön!

Wir können also festhalten, dass wir zu den Gewinnern gehören. Zwei Cüpli da, zwei dort, et voilà… schon steht man fast auf dem Treppchen. Wenn nur alles im Leben so einfach wäre. Aber auch zwischen den Feiertagen gibt es viel zu feiern und da trinkt der Schweizer dann eben doch lieber Prosecco. Proosekko ist ja der kleine Bruder des Champagners und man kann ihn so um den Dreh rum für ein Zehnernötli poschten. Also rund zu einem Drittel einer durchschnittlichen Flasche Schampuss. Man versucht dabei jede Tuperware-Party und jeden Polterabend aufzuwerten und ihr den Glamour des Champagners anzuheften. Genau wie beim wöchentlichen Treffen mit der allerallerallerbesten Freundin, gibt der Bluber den besonders wertvollen Touch.

Sie merken, ich bin kein grosser Prosecco-Fan und noch weniger Fan bin ich vom Frizzante. Sie nehmen jeglichen Events und den damit verbundenen Personen den Stil. Wo man früher bei einem Glas Champagner über Gott und die Welt philosophierte, grölt man heute mit einem Plastik-Cüpli, randvoll gefüllt mit italienischer Puff-Brause, durch die Gassen der Städte. Keine Baby-Shower oder Grillparty mehr ohne Prosecco und sogar an den Fussballspielen im heimischen Garten hat man die Wahl zwischen Bier und eben Prosecco. Das nennt man dann wohl gentrifiziertes Trinken. 

Es gibt auch keine Vernissage, bei dem sie nicht versuchen, einem das Geblubber als Champagnerersatz zu verkaufen. Und dies ohne dabei zu merken, dass das klebrige Sprudelwasser jeden Event zum Kindergeburtstag mutieren lässt. Der Prosecco wäscht mit tödlicher Präzision jeden Glanz runter, der vorher eventuell noch vorhanden war. 

Champagner-Frühstück im Pool (c) leukerbad.ch

Sie denken nun schlimmer geht es nimmer? Ich habe es anfänglich angedeutet und komme nun darauf zurück. Es ist das sogenannte Champagner-Frühstück. Grundsätzlich ja eine grossartige und schöne Erfindung und ich könnte jetzt über ein Dutzend Szenen schreiben, wie und wo es besonders schön wäre, mit der Flasche im Eiskübel noch ein paar kleine Sauereien anzustellen.

All das ist aber nichts zu dem was sich das Leukerbad dazu ausgedacht hat: Das Champagner-Frühstück im Pool. Man muss sich das mal vorstellen: Da stehen Sie also nun, halbnackt in der Badehose im brusttiefen, lauwarmen Wasser. Sie atmen den dezenten Chlorduft ein und neben ihnen schwimmt ein mit Butterrest verschmiertes Gipfeli-Krümeli vorbei, welches eben ihrem stark behaarten Nachbarn aus dem Mundwinkel gefallen ist; es hinterlässt dabei einen zarten Fettfilm auf dem Wasser. Dabei versuchen Sie von schwimmenden Brettern Ihr Frühstück zu essen, ohne das Wasser mit eben solchen Krümeln zu verunreinigen oder mit nassen Händen nach den Gipfeli zu greiffen und es damit zu Matsch werden zu lassen. Dazu trinken Sie neben einem wildfremden und ebenso halbnackten Menschen im Stehen aus Plastik-Bechern Champagner. Und wenn das Wasser dann plötzlich ein halbes Grad wärmer um ihren Unterleib strömt, wäre das so ein Moment, wo ich wieder anfangen würde zu beten. Diesmal aber für was ganz anderes. 

Und weil’s so schön ist, nochmal: Champagner-Frühstück im Pool (c) leukerbad.ch

Und wenn Sie mal wissen müssen wie man einer wirklich schönen Sache den letzten Funken Strahlkraft entzieht, dann rufen Sie einfach beim Marketing-Team vom Leukerbad an. Die haben bestimmt eine Idee. 

#iLoveChampagne #keinwitz Instagram

4 Kommentare
  1. Katarina
    Katarina says:

    o.m.g. Champagnerfrühstück im Schwimmbecken. Wie gruselig ist das denn?

    Es ging mir aber früher auch so, ich mochte den Champus nicht. Vielleicht weil damals im grossen Kanton immer nur Moët, Pommery und Veuve Clicquot gereicht wurden. Sauer und fürchterlich. Letzt genannte Marke ist ja auch extra mit einem Knall-Orangen Warnhinweisschild versehen: Achtung Säure, könnte ätzend sein.

    Ansonsten Champus, hmmmm lecker und immer gerne. Hat vielleicht etwas mit der geschmacklichen Entwicklung im Alter zu tun. Ohje, schreckliche Erkenntnis.

    Na jedenfalls liegen bei uns immer ein, zwei Champus Fläschen im Weinkühler und wir halten es mit Madame Lily Bollinger:

    „Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin, und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich alleine bin; und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe.“

    VG
    Katarina

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  2. Adrian
    Adrian says:

    Ja, liebe Katarina. Auch mir lief es kalt den Rücken hinunter, als ich diese Bilder sah. Champagner im stilvollen Kontext aber ist eine wirklich herrliche Sache und die Welt der Champagner hört nicht bei den grossen Häusern auf, sondern sie beginnt bei den vielen, weniger bekannten Produzenten. Falls dich das Thema Champagner speziell interssiert, kann ich dir die Seite eines guten Weinfreundes empfehlen – Dominik veranstaltet regelmässig Champagner-Events. https://www.greenhat-events.ch Cheers, Adrian

    Antworten
  3. Katarina
    Katarina says:

    Am letzten WE haben wir einen Champus von Agrapart & Fils getrunken. Das war die Einstiegsdroge in die Agrapart Welt, der 7 Crus. Leck ist der gut. Jetzt bin ich gespannt wie der Mineral schmecken wird. Der kommt sicherlich im Advent ins Glas.

    Wie dieser Stoff wohl im Becken vom Leukerbad schmecken würde?

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Trackbacks & Pingbacks

  1. […] schmecken, die darin serviert werden. Da kommen mir gleich Erinnerungen ans Leukerbad mit seinem Bubblefrühstück. Würde da gut […]

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