Trinkt Chasselas, auch alte Chasselas!

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Kürlich berichtete die Sonntagspresse über massive Absatzprobleme für Chasselas-Weine. Gemeint sind damit wohl weniger die qualitativen Spitzenweine einiger Top-Produzenten, sondern vielmehr die riesigen Mengen an Weinen mit durchschnittlich guten Qualitäten. Gerade in der Deutschschweiz kämpfen die Chasselas-Weine mit einem massiven Image-Problem, dabei hätte respektive hat die Sorte so viel zu bieten.

Der Chasselas (in Deutschland auch Gutedel genannt) gehört zu den meist unterschätzten Traubensorten. In der Schweiz gibt es eine ganze Bandbreite von Chasselas-Weinen, welche meist den Biologischen Säureabbau (BSA) machen und mit ihrem eher säurearmen Charakter nicht zwingend dem allgemeinen Weissweingeschmack entsprechen. Stilistisch präsentieren sich die Chasselas-Weine manigfaltig. Von simpel und süffig über fruchtig und teils auch etwas alkoholisch bis hin zu den balancierten, aromenreichen, von mineralischen Böden geprägten Crus aus den waadtländischen Regionen Lavaux oder Chablais.

Ein Gedicht: 2007, Dézaley-Marsens De la Tour Grand Cru «Vase n°4», Les Frères Dubois (c) vvWine.ch

An der qualitativen Spitze stehen meines Erachtens die Weine aus Dézaley, Mont-sur-Rolle und Yvorne. Sie reflektieren die Böden ihrer Appellationen wunderbar und bestechen in ihrer Jugend mit feinen, floralen Aromen, viel Mineralität sowie Kraft und Schmelz. Etwas gereift offenbaren diese Weine dann alles, was das Herz eines Weinliebhabers höher schlagen lässt. So zum Beispiel der 2007er Dézaley-Marsens De la Tour der Frères Dubois, ein immerhin 12jähriger Schweizer Weisswein, der seinerzeit rund 25 Franken kostete (neuere Jahrgänge kosten ab Hof CHF 34.–) und unser Mittagessen kürzlich perfekt begleitet hat.

Zwölf Jahre jung und sowohl farblich als auch degustativ noch immer topfit (c) vvWine.ch

2007, Dézaley-Marsens De la Tour Grand Cru «Vase n°4», Les Frères Dubois, Cully, Waadt, Schweiz (100% Chasselas). Kräftiges Goldgelb, noch schöner Glanz. In der Nase ein kleines Spektakel, man möchte gleich eintauchen, Honig, weisse Blüten, feuchter Stein, Gräser, Heu, reifer Apfel, exotische Früchte, wunderbar komplex. Im Gaumen cremig, reif aber nicht müde, im Gegenteil, der Wein wirkt noch frisch, zeigt einen mittleren bis kräftigen Körper, dazu viel Schmelz, die Säure wirkt mild, verleiht noch immer eine sehr gute Struktur, trägt die Frucht in einen angenehm langen, salzigen Abgang. Wäre hier noch mehr Säure im Spiel, ich wähnte mich im Chablis. Einfach wunderbar! Jetzt bis 2025+ geniessen, 18.5 vvPunkte (92/100).

Neuere Jahrgänge des Dézaley-Marsens De la Tour Grand Cru «Vase n° 4» sind direkt ab Hof erhältlich.

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