Strasser’s Rote aus 2016 und die Weissen aus 2017

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Zusammen mit zwei Weinfreunden verkostete ich kürzlich den neuen Jahrgang vom Winzerkeller Strasser in Uhwiesen. Ich habe an dieser Stelle schon öfters über die Weine von Nadine und Cédric Besson-Strasser berichtet und bin sehr erfreut darüber, dass «meine Entdeckung» nun endlich auch in der nationalen Weinpresse Anklang findet. Das junge Winzerpaar hat in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht und produziert heute Schweizer Weine auf einem Niveau, das Seinesgleichen sucht. Vor allem die Pinots sind 2016 hervorragend gelungen und ich kann es an dieser Stelle nur noch wiederholen: Wer die Weine der Strassers noch nicht kennt, sollte diese oenologische Bildungslücke schleunigst schliessen.

Auch der jüngste Jahrgang der Strassers ist sehr gelungen (c) vvWine.ch

2017, Räuschling, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (11.5% Alkohol, 100% Räuschling, ohne Filtration gefüllt). Mittleres Goldgelb. Frische, intensive Nase, Apfel, Stroh, Blüten, Limetten, Mandarinenschalen. Im Gaumen weicher Auftakt, zeigt eine gewisse Fülle, ungemein cremig und fast schon füllig, dabei aber nicht schwer, die Säure hält den Wein frisch, aromatisch auf Zitrusnoten sowie grüner Apfelfrucht. Im Abgang von mittlerer Länge, hinterlässt eine zarte Salzigkeit. 17 vvPunkte (86/100)

2017, Räuschling Nature, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (
11.5% Alkohol, 100% Räuschling, ohne Zugabe von Schwefel gefüllt). Dunkles Goldgelb. Feinduftige und komplexe Nase mit getrockneten Gräsern, Honig, Orangenblüten, Quitten, Aprikosenwähe mit Luft auch ein Hauch Lebkuchen (Chilbi-Duft). Im Gaumen zart und rein, ungemein feingliedrig und mit gut integrierter Säure ausgestattet, aromatisch noch etwas verhalten, jedoch mit sehr schöner Länge. Müsste ich den 2017er mit 2015 und 2016 vergleichen, dann wäre 2015 der kräftigste, opulenteste Wein, der 2016er der drahtigste, straffste Tropfen und der 2017er der ruhigste, schmächtigste Räuschling Nature von den Strassers. Ich liebe ihn dennoch über alles. 18 vvPunkte (90/100).

2015, Clos de la Bergerie, Nicolas Joly, Loire, Frankreich (Chenin Blanc, blind als Piraten-Flasche serviert). Dunkles Gelb. In der Nase anfangs fehlerhaft, zeigt flüchtige Säure, dazu reife Birnenfrucht und rauchige Noten resp. erlöschende Kerze (Aldehyde), wirkt schon stark gereift (wir tippen auf ca. 10jährig) mit Sherry-Noten. Im Gaumen weich, rund, mit einer gut integrierten Säure, hat Körper und offenbart Aromen von Birnenkuchen sowie etwas Salz im Abgang. Der Wein öffnet sich im Laufe des Abends immer mehr, bleibt spannungsvoll und äusserst eigenständig, ist definitiv kein Mainstream-Produkt. Ich persönlich kann mich aber auch dieses Mal mit dem Wein von Joly nicht wirklich anfreunden. 17.5 vvPunkte (87/100)

Gleiche Räuschling-Traubenbasis, einmal «normal» und einmal «nature» vinifiziert (c) vvWine.ch

2017, Cholfirst, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Pinot Noir). Mittleres Rubin. In der Nase offen, duftig, Kirschen, dezent Rauch, Blutorangen. Im Gaumen schmeichelhaft weich und zugänglich, zeigt Charme, einen schlanken Körper und feine, bereits gut abgerundete Tannine, der Wein ist ausgewogen, hat Rasse und Trinkfluss, zeigt im Abgang eine gute Länge. Wunderbar gelungen, elegant und für mich der perfekte Einstieg in die Pinot-Welt von Nadine und Cédric. 17.5 vvPunkte (88/100)

2016, Albi, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Pinot Noir). Dunkles Rubin. Anfangs reduktive Nase, kühl, tief, rauchig und gleichzeitig floral mit Veilchen, vielen dunklen Kirschen, Heidelbeeren, Bündnerfleisch, sehr komplex und tiefgründig, erinnert mich an einen Morey-St-Denis. Im Gaumen straff und schlank im Auftakt, der Wein zeigt eine gute Struktur, feine Tannine, dazu enorm viel Frische und Lebhaftigkeit, da ist keinerlei Schwere mit im Spiel, der Wein hat Zug und ist sowas von bekömmlich. Endet sehr lang und feinwürzig. Ein Hit und sicher der schönste, eleganteste bisher produzierte Albi von den Strassers. Weiter so! 18.5 vvPunkte (92/100)

Die Strasser-Pinot’s bestechen mit unglaublich viel Finesse (c) vvWine.ch

2016, Chlosterberg Grand Cru, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Pinot Noir). Mittleres Rubin. Rotfruchtige Nase, Johannisbeeren, Blutorangen, Sauerkirschen, wirkt schon im Duft deutlich femininer, feiner, das ist weniger Morey, eher Chambolle-Musigny, mit viel Floralität und einer würzigen Komponente, dazu Stroh-Boden im Stall, ein sehr komplexer Schnüffelwein. Im Gaumen ungemein gradlinig, klar und rein, die perfekte Antwort auf das, was die Nase verspricht, das Holz ist perfekt integriert, der Wein wirkt leichtfüssig, fast schon tänzerisch schwebt er über die Zunge, da ist ein Spannungsbogen und viel Energie mit im Spiel, im Abgang endet er langanhaltend und frisch. Dieser Chlosterberg besticht weniger durch seine Dichte als vielmehr durch viel Finesse. Nach dem dichten, konzentrierteren 2015er der durchaus noch etwas Kellerreife verträgt, ist dieser Wein die Quintessenz was Duftigkeit und Eleganz angeht. Bravo! 19 vvPunkte (94/100)

2016, Blauer Zweigelt, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Blauer Zweigelt). Intensives Rubin. Die Nase anfangs sehr reduktiv, verschlossen, braucht Zeit. Mit viel Luft zeigt der Wein Brombeeren, Zwetschgen, Gewürze. Im Gaumen schlank, gradlinig, saftig, mit feiner Frucht, strukturiert, dicht aber nicht schwer, die Gerbstoffe sind bereits gut eingebunden, eine rassige Säure schwingt mit, aromatisch auch hier dunkelfruchtig mit Cassis, Brombeeren die sich im Abgang angenehm lange hinausziehen. Ein Zweigelt mit ausserordentlich schöner Harmonie, viel Zug, Frische und Charakter. Der Wein präsentierte sich am zweiten Tag noch schöner und dürfte mit ein bis zwei Jahren Reife weiter zulegen. 18+ vvPunkte (90+/100).

3 Kommentare
  1. Katarina
    Katarina says:

    Anfang des Monats waren wir am Lac Léman in einem sehr guten Restaurant speisen. Zum Apero wurde ein Räuschling vom Winzerkeller Strasser offeriert. Da wir etwas Lokales probieren wollten, entschieden wir uns jedoch für einen Chasselas der Domaine Mermetus (siehe dazu meinen Kommentar unter dem Nachbar Blogeintrag).

    So ist der Stand der Dinge immer noch, wir haben leider noch keinen Wein von Strassers probiert. Zeit wird es wohl.

    Wohl aber haben wir schon Weine aus dem Nachbarlagen im Zürcher Weinland von der Winzerei zur Metzg probiert und getrunken. Wie sind die Weine von Strassers mit den Weinen von Patrick Thalmann vergleichbar?

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