Ein gutes Omen: Omina Romana.

, , ,

Albaner Berge (italienisch Colli Albani); noch nie gehört? Ich, zugegebenermassen bisher auch nicht und wäre es eine Spielshow, hätte ich mich wohl beim Länderraten auch im Land vertan. Die Albaner Berge sind Reste des vulkanischen Ringgebirges Vulcano Laziale, ein mit rund 60 Kilometer Umfang eindrücklicher Gebirgszug rund 20 Kilometer südöstlich von Rom resp. nördlich von Anzio.

Vor einigen Wochen traff ich Tobias Hess zusammen mit meinem Weinfreund Markus Utiger in der Linde Fislisbach. Tobias, seineszeichens ehemaliger Restaurant-Manager und Sommelier vom St-Galler Einstein Gourmet, hat sich beruflich neu orientiert und vertreibt seit kurzem eine Reihe von Weinen aus der hierzulande eben nicht sonderlich bekannten Weinregion Latium (italienisch Lazio).

Das Projekt heisst «Omina Romana» (Omina ist das lateinische Plural von Omen, Vorzeichen eines künftigen Ereignisses) und wurde vom Deutschen Unternehmer Anton F. Börner initiiert, der als geistiger Ziehvater nicht nur über eine Vision (oder besser ein gutes Omen?) sondern auch über entsprechend opulente Finanzressourcen verfügt, damit notwendige Investionen getätigt werden können.

Weinberge von Omina Romana in Latium (c) Omina Romana

Geld ist aber nur das Eine, Böden, Klima und Menschen das Andere. «Wissenschaftliches Know-How und eine jahrelange Erfahrung bilden die Basis für unsere Arbeit und sind die Voraussetzung für die Vollendung wirklich einzigartiger Weine.» so steht es auf der Hompage von Omina Romana. Hier, wo bereits vor über 2500 Jahren die Etrusker Reben anpflanzten, setzt sich ein Team rund um Dr. Maria Teresa Börner mit Akribie für qualitativ herausragende Weine ein.

Maria Teresa gab für dieses Projekt ihre Tätigkeit als Historikerin auf und absolvierte in Geisenheim ein Oenologie Studium. Unterstützt wird sie vor Ort durch den Oenologen Claudio Gori sowie die Agronomin Paula Pacheco, welche die Arbeiten im Weinberg sowie in den Olivenhainen verantwortet. Dem Trio steht eine konfortable Anzahl Arbeiter zur Seite, die grossmehrheitlich aus der Region stammen und mit dieser so gut verwurzelt sind, dass sie Wind, Wetter und Reben zu deuten vermögen.

Die von mir verkostete Wein-Palette gab einen Einblick ins Schaffen dieses Teams. Qualitativ sehr gut bis ausgezeichnet sind die Weine allesamt. Bezüglich der Wein-Stilistik scheint man aber noch etwas auf der Suche zu sein. Mir persönlich haben es die reinsortigen Weine aus der Serie Ars Magna besonders angetan. Sie bringen den Charakter der internationalen Sorten Carbernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc in einer wunderschönen Reintönigkeit ins Glas. Aber auch die Bordeaux-Cuvée namens Diana oder der opulente Viognier Ars Magna zeigten auf, welch charaktervolle Weine das Team den vulkanisch geprägten Böden entlocken kann.

Eine kleine Auswahl der Omina Romana-Weine genossen wir im Anschluss an die Verkostung zum Mittagessen (c) vvWine.ch

2014. Hermes Diactoros (100% Viognier). Mittleres Gelb. Duftig, Blüten, Gräser. Im Gaumen weich, zugänglich, zeigt mittleren Körper, schöne Säure, wird am mittleren Gaumen fülliger, dicht aber nicht plump. Aromatisch sehr typisch, eher kurzer Abgang. Easy drinking, nicht zu warm servieren. 17 vvPunkte (85/100).

2014. Viognier Linea Ars Magna. Kräftiges Gelb. Intensive Nase, zeigt Tiefe, Mineralik, reife exotische Frucht, Brioche, florale Noten, Ingwer, Gräser. Im Gaumen weich, fast harmlos beginnend, breitet sich aus, zeigt eine gute Säure, einiges an Würzigkeit, gut strukturiert, kraftvoll aber nicht plump, die 14% Alkohol sind gut verpackt. Endet angenehm langanhaltend auf Ingwer und Quittengelee. 18 vvPunkte (90/100).

2016, Chardonnay. Mittleres Gelb. Intensive, etwas gemacht anmutende Nase, viel weisser Pfirsich, dazu Zitrusfrüchte, weisse Blüten. Im Gaumen mit Schmelz, wirkt dank der Säure angenehm frisch, schlanker Körper, zieht am Gaumen durch, zeigt im Abgang eine angenehme Länge. Ein gelungener, modern anmutender Chardonnay. 17.5 vvPunkte (87/100)

2015, Chardonnay, Linea Ars Magna. Kräftiges Gelb. Deutlich vom Holz geprägte Nase, dahinter Blüten, Zitronentymian, Lindenblütentee. Fülliger Auftakt, reife Frucht, wirkt hedonistisch, ausladend, einen Tick zu füllig vielleicht, doch die Säure verleiht eine gute Struktur, zeigt im Abgang eine schöne Länge, endet salzig. Gemäss Tobias keine ideale Flasche. 17.5+ vvPunkte (89+/100)

2014, Hermes Diactoros I. Je ein Drittel Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Mittleres Rubin. Krautig anmutende Nase, rotfruchtig, einiges an Lakritze. Im Gaumen fruchtbetont, angenehm saftig, mittlerer Körper, mässig ausgeprägte Gerbstoffe, die Frucht wirkt reif, eine schön integrierte Säure stützt, eine Fruchtsüsse schwingt mit. Endet mittellang. Stimmig, modern, etwas gar uniform. Perfekt für Gastro-Offenausschank. 17 vvPunkte (85/100)

Barriques spielen natürlich auch bei Omina Romana eine wichtige Rolle (c) Omina Romana

2013, Diana Nemorensis I. Mittleres Rubin. Feinduftig, verspielt, florale Noten, Kräuter, das Holz wahrnehmbar aber schön integriert, rotfruchtig. Im Gaumen schlanker, weicher Auftakt, breitet sich aus, zeigt eine gute Struktur, fein gewobene Gerbstoffe, eine schöne Säure stützt die rote Frucht, im Abgang von mittlerer Länge, endet feinwürzig und rotfruchtig wie er begonnen hat. Das muss sich hinter manch teurerem Bordeaux nicht verstecken. 18 vvPunkte (90/100)

2014, Janus Geminus I. Mittleres Rubin. Sehr offene, oxidative Nase, leicht stechend, eingemachte Früchte, Weihnachtsgewürze, warm anmutend. Der Gaumen beginnt gradlinig, zeigt eine sehr opulente Frucht, die Gerbstoffe sind markant, verleihen Struktur, der Wein zeigt einen süsslichen Schmelz und zieht sich im Abgang lange hin. Ein moderner, sauber vinifizierter Wein, jedoch mit wenig Seele ausgestattet. 17.5 vvPunkte (88/100)

2014, Ceres Anesidora I. Leuchendes Rubin. Noch vom Holz geprägte Nase, viel Kokos, Schokolade, Gewürze, rote Kirschen, Leder. Im Gaumen rund und weich im Auftakt, zeigt einen mittleren Körper, die Gerbstoffe sind fein gewoben, stützen die rote Frucht, der Alkohol ist gut eingebunden, eine feine Würzigkeit schwingt mit. Endet im Abgang sehr lang auf eingelegte Kirschen und Zimt. Top Qualität. 18.5 vvPunkte (92/100)

2014, Syrah. Mittleres Rubin. In der Nase ätherische Noten, Gewürze, Menthol, reife Kirschen. Der Gaumen ist weich, zugänglich, leichter bis mittlerer Körper, kernige, mässig ausgeprägte Gerbstoffe, die Frucht wirkt reif aber nicht überreif, endet pfeffrig-würzig und angenehm lang. Ein sehr gelungener Syrah für wenig Geld. 17.5 vvPunkte (88/100)

Meine persönlichen Favoriten: Reinsortigen Weine der Linie Ars Magna (c) vvWine.ch

2015, Cabernet Sauvignon, Linea Ars Magna. Mittleres Rubin. Expressive Nase, zeigt deutlich schwarze Johannisbeere, grüne Paprika, Gräser, getrocknete Kräuter, Leder. Im Gaumen weich und zugänglich, mittlerer Körper, dann breitet sich der Wein aus, sehr feine Gerbstoffe, keinerlei Überreife, wirkt elegant. Endet im Abgang sehr lang, feinwürzig. Ein ausgewogener, ungemein sortentypischer Wein, macht jetzt schon Spass, hat Reserven. 18.5 vvPunkte (93/100)

2015, Merlot Linea Ars Magna. Mittleres Rubin. Intensive Nase, sehr Merlot, Pflaume, schwarzer Tee, Minze, Kräuter, fast schon kalifornisch anmutend. Im Gaumen zugänglich, mit mittlerem Körper, guter Struktur, zeigt Druck und Kraft, bleibt dabei aber schlank und elegant, die Gerbstoffe sind von höchster Güte, die Säure stimmt. Im Abgang von ausgesprochen guter Länge. Ein super stimmiger, ausgewogener und trinkbereiter Merlot der gute Reserven für die Reife hat. 19 vvPunkte (95/100).

2015, Cabernet Franc Linea Ars Magna. Mittleres Rubin. Duftige Nase, rotfruchtig, Kirschen, reife Himbeeren, auch Rosenwasser, Anflüge von Leder. Im Gaumen straffer Auftakt, zeigt einen mittleren Körper, markante, fein geschliffene Gerbstoffe, ungemein knackige Frucht, die Säure stützt, der Wein, das ist knackig und frisch, würzig, endet auf Brombeeren und Sauerkirschen. Ein Hit, dicht und doch elegant, das macht von A-Z Spass. 19 vvPunkte (94/100).

Die Weine sind in Deutschland via Online-Shop erhätlich, interessierte Privat- oder Gastrokunden in der Schweiz können sich direkt bei Tobias Hess melden.

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.