Basilisco 2009: Terre, Uva, Vita.

Ich erinnere mich noch gut an das Jahr 2012, als wir im Frühling nach Matera reisten, um dort inmitten einer einmaligen Landschaft in einem sehr exklusiven Höhlen-Hotelzimmer – LeGrotte della Civita – einige Tage zu residieren.
Grotte Nr. 14, Suite im Hotel „Le Grotte della Civita“ – (c) www.sextantio.it
In Matera scheint die Natur mit den von Menschen geschaffenen Häusern zu verschmelzen, die Grenze zwischen Höhle und Bauten ist fliessend. Wir füllten unsere Tage mit Nichtstun, genossen mittags und abends wundervolle, italienische Köstlichkeiten und verkosteten dazu insgesamt 15 bis 20 Vulture-Weine auf Basis der Aglianico-Traube.
Diese Kurzreise gab uns neben allen kulturellen Einblicken auch einen mehr oder weniger repräsentativen Querschnitt durch das Weinangebot des Vulture-Gebietes, dem wohl bekanntesten, vulkanischen Terroirs in der italienischen Provinz Basilicata. Was mir sofort positiv aufgefallen ist, waren die deutlich mineralischen Noten, welche alle Aglianico del Vulture aufwiesen. Der Vulkanboden war unabhängig von der Qualität in allen Weinen spürbar und machte die einzelnen Tropfen zu idealen Essbegleitern, welche Ort, Traube und leiblicher Genuss geradezu perfekt verschmelzen liess. Terre. Uva, Vita.

Einer meiner Lieblingsweine war auf dieser Reise der Basilisco 2007 von welchem immer noch ein paar Flaschen in meinem Keller schlummern. Das Weingut Basilisco Vini wurde in den 90er Jahren gegründet und verfügt aktuell über eine Rebfläche von circa 25 Hektar auf Höhenlagen zwischen 450 und 600 Meter über Meer. Die Reben wachsen auf ton- und tuffsteinhaltigen Böden vulkanischen Ursprungs und werden biologisch bewirtschaftet. Geleitet wird der Betrieb von der in Genua geborenen Viviana Malafarina, die seit vier Jahren in der Basilicata zu Hause ist.

Basilisco: auch hier verschmelzen Natur und Mensch (c) basiliscovini.it

Aktuell ist der 2009er Basilisco auf dem Markt, und zwar in neuem Kleid. Geblieben ist die goldene Münze, welche aber nicht mehr auf violettem sondern neu auf schwarzen Grund die Flasche ziert.

2009 war ein Jahr, das den Winzern resp. im Falle des Basilisco den Winzerinnen einiges abverlangte. Die Wasserreserven waren längst aufgebraucht, es gab im Winter weder Regen noch Schnee, der Frühling liess zu lange auf sich warten und erst ab Ende April kam das schöne Wetter, welches dann bis zum Herbst anhielt. Während der Lese, welche beim Aglianico erst im Oktober stattfindet, war es wechselhaft mit einigen Niederschlägen. Dank einer äusserst sorgfältigen Selektion im Weinberg konnte schliesslich intaktes Traubengut in den Keller gebracht werden.
2009, Basilisco, Aglianico del Vulture (c) vvWine.ch
Entstanden ist dabei ein hocheleganter Aglianico, der nicht primär mit Kraft sondern vielmehr mit einer ausgezeichneten Finesse besticht. Ich notiere:
Mittelkräftiges Rubin, leicht aufgehellter Rand. Die Nase direkt nach dem Öffnen noch etwas verhalten, der Wein profitiert von Luft. Anfangs zeigen sich Aromen von Rauch, Leder, Pflaumen, schwarze Schokolade sowie etwas Mandeln, nach rund 1h Luftkontakt kommen florale Noten dazu, da sind Honigblumen, Holunder und ein Hauch Lavendel, dazu eine hervorragende Mineralik, das ist tief und sehr komplex.
Am Gaumen ein weicher, fruchtbetonter Auftakt, der Wein breitet sich langsam aus im Mund, zu den Pflaumenaromen gesellen sich Noten von frisch geschlagener Sahne sowie roten Kirschen und Holunder dazu, der Wein hat einen mittelkräftigen Körper mit feinen, reifen und bereits gut integrierten Gerbstoffen, der Alkohol (13.5%) ist kaum spürbar, die präsente Säure verleiht dem Wein eine willkommene Frische, trotz der vorhandenen Energie sehr elegant. Im Abgang von mittlerer Länge, endet sehr mineralisch mit einem Hauch Holunder und einer feinen Würzigkeit. Jetzt bis 2025, 18.5 vvPunkte (92/100).
2009, Basilisco, Aglianico del Vulture: begleitet sogar Spargel-Gerichte (c) vvWine.ch
Der Basilisco 2009 ist einer dieser Weine, die innert kürzester Zeit genossen sind, weil sie von A-Z stimmig sind. Hier ist alles an seinem Platz, der Wein ist unglaublich trinkanimierend, frisch und bekömmlich. So sehr bekömmlich, dass mich der Genuss dieses Weines dazu motiviert, auf meiner Web-Seite neben der technischen Bewertung auch einen Genuss- oder Bekömmlichkeits-Faktor (z.B. einen EBF = Empty-Bottle-Factor) einzuführen. Dieser Faktor muss natürlich erst noch etwas heranreifen, der Basilisco 2009 allerdings macht ab sofort Spass.
In Olivenöl gebratener Spargel auf Frühlings-Gemüse (c) vvWine.ch
Der Wein begleitete selbst in unseren nördlichen Breitengraden ein vordergründig völlig unpassendes Gericht hervorragend. Er passte sowohl zum Spargel auf Frühlingsgemüse als auch zum rezenten Käse, ein Testun di Barolo serviert mit etwas Akazienhonig. Terre. Uva, Vita eben!
Testun di Barolo mit Peffer und Akazienhonig (c) vvWine.ch

Der Basilisco 2009 ist in der Schweiz für Fr. 32.– bei Bindella erhältlich.

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Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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  1. […] Winemakerin des Weinguts Basilisco, ihre aktuell verfügbaren Weine präsentierte. Ich berichtete 2016 schon über den Vorgängerjahrgang 2009 des Basilisco, und sollte auch dieses Mal nicht enttäuscht […]

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